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Der Mann mit den hundert Namen

Der Mann mit den hundert Namen

Titel: Der Mann mit den hundert Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
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geht dann um den Tod eines amerikanischen Bürgers in einem mexikanischen Gefängnis. Meine Leiche wird nicht aufzufinden sein. Über meine Verhaftung gibt es keine Aufzeichnungen. Und der einzige, der die Wahrheit aufdecken könnte, sind Sie.«
    Bailey sah den Beamten ratlos und entsetzt an.
    Dieser packte ihn am Arm. »Der Gefangene phantasiert natürlich. Wir müssen ihn ausruhen lassen. Sie unterschreiben das Dokument im Vorzimmer, und ich kümmere mich inzwischen um einen Arzt.«
    Zögernd ließ sich Bailey zur Tür schieben.
    »Klar«, sagte Buchanan, »einen Arzt. Dabei meint er nur weitere Schläge mit dem Schlauch, weil ich Ihnen erklärt habe, wie schlimm Sie dran sind. Denken Sie nach, Bailey. Sie haben zugegeben, betrunken gewesen zu sein. Warum geben Sie nicht zu, daß ich höchstwahrscheinlich nicht der Mann bin, den Sie in Cancún gesehen haben?«
    »Genug jetzt.« Der Beamte bohrte Buchanan den Schlauch in die Schulter. »Jeder Narr sieht, daß du schuldig bist. Wie erklärt sich sonst deine Schußwunde?«
    »Es ist keine Schußwunde.« Buchanan sprach mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Aber der Arzt hat gesagt …«
    »Woher will der das wissen? Er hat die Wunde nicht untersucht. Er hat sie bloß wieder zugenäht.« Buchanan verzog das Gesicht. »Ich wiederhole nochmals: Ich habe mir die beiden Verletzungen bei einer Bootsfahrt zugezogen. Ich bin beim Auslaufen aus dem Hafen besoffen von der Jacht meines Kunden gefallen. Mit dem Kopf bin ich an den Rumpf geschlagen … Eine der Schrauben hat die Schulter gestreift … Glücklicherweise habe ich überlebt.«
    »Alles erlogen.«
    »Na schön, beweisen Sie es. Beweisen Sie, daß ich lüge. Um Himmels willen, tun Sie, worum ich gebeten habe. Holen Sie meinen Kunden her, fragen Sie ihn, ob er mich kennt. Fragen Sie ihn, ob er meine Verletzungen erklären kann.«
    »Ja, der Vorschlag ist gar nicht schlecht«, sagte Bailey. »Ich glaube ja bloß, daß er dem Mann, den ich kenne, ähnlich sieht.« Nachdenklich rieb sich Bailey mit der großen schwieligen Hand über die Bartstoppeln. »Nun bin ich nicht mehr so sicher. Ich brauche Zeit zum Nachdenken. Die Sache ist ziemlich ernst.«
    »Jeder macht mal einen Fehler«, sagte Buchanan. »Ihr Wort gegen meins. Darauf läuft es hinaus. Bis mein Kunde seine Aussage macht.«
    Bailey fixierte die Urinpfütze auf dem Boden. »Ich unterschreib nichts. Der Kunde, von dem er spricht, wäre doch der viel bessere Zeuge. Holen Sie den her!«
    »Charles Maxwell. Seine Jacht hat in der Nähe des Columbus-Kais in Cancún festgemacht.« Buchanan frohlockte im stillen. Dann überließ er sich seinem Schwindelgefühl. Er hatte getan, was er konnte. Nachdem er zusammengesackt war, drang noch eine Weile der erregte Wortwechsel zwischen dem Beamten und Big Bob Bailey an sein Ohr.

7
     
    Er wurde in die Zelle zurückgebracht. Als er hineinwankte und sich bemühte, die anderen Gefangenen nicht anzustoßen, fielen ihm unbekannte Gesichter auf. Müde stellte er Vermutungen darüber an. Neue Betrunkene waren anstelle der ausgenüchterten aufgenommen worden; nur Diebe und andere Halunken wurden länger festgehalten und irgendwann vor Gericht gestellt. Er ahnte, daß es aufgrund seines geschwächten Zustands nicht lange dauern würde, bis die Räuber über ihn herfielen. Er fand einen Platz an der Wand und ließ sich nieder, bemüht, wach zu bleiben; er erwiderte ihre feindseligen Blicke, verbarg die Schmerzen und überlegte, wie er sich am besten verteidigen sollte. Doch bevor er sich für eine der möglichen Taktiken entschieden hatte, wurde die Zelle aufgeschlossen und zwei Wachtposten forderten ihn auf mitzukommen.
    Sie brachten ihn nicht in das Vernehmungszimmer, sondern in einen Teil des Gefängnisses, den er nicht kannte. Die Wachen stießen eine Tür auf, und Buchanan riß erstaunt die Augen auf. Er hatte seinen Peiniger erwartet, aber er stand vor einem Waschbecken und einer Dusche. Ihm wurde befohlen, sich auszuziehen, zu duschen und sich zu rasieren. Auf einem Stuhl lagen ein weißes Baumwollhemd, eine Hose und ein Paar Gummisandalen bereit. Gern gehorchte er. Das kalte Wasser frischte seine nachlassenden Kräfte auf. Die Posten hielten Wache. Nachdem Buchanan sich angezogen hatte, erschien ein anderer, dritter Wächter und stellte ein Tablett auf das Waschbecken. Zu Buchanans Erstaunen stand ein Teller mit aufgewärmten Bohnen und Tortillas darauf, die erste warme Nahrung, die ihm seit seiner Einlieferung angeboten wurde.

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