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Der Mann mit den hundert Namen

Der Mann mit den hundert Namen

Titel: Der Mann mit den hundert Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
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herkam, war er aufgrund seiner Verletzungen so wackelig auf den Beinen, daß er eine Treppe hinuntergefallen ist.«
    Woodfield erwartete von Buchanan ein Dementi. Doch der bestätigte:
    »Mir wurde schwindelig, und ich ließ das Treppengeländer los.«
    Woodfield war überrascht, der Beamte verdutzt.
    »Wurden Sie bedroht, damit Sie nichts über die Behandlung hier sagen?« fragte Woodfield.
    »Sie sind nicht gerade sanft mit mir umgegangen«, antwortete Buchanan, »aber bedroht haben sie mich nicht.«
    »Robert Bailey behauptet, Sie seien an einen Stuhl gefesselt worden«, fuhr Woodfield fort.
    Buchanan nickte.
    »Und mit einem Schlauch geschlagen worden.«
    Buchanan nickte wieder.
    »Und Sie haben Blut im Urin.«
    »Stimmt.«
    »Sie wissen, daß ich im Fall nachgewiesener Mißhandlung diplomatische Maßnahmen ergreifen könnte, um Ihre Freilassung zu erwirken.«
    »Der Herr hier glaubt, ich hätte drei Männer getötet. Was er mit mir angestellt hat, um ein Geständnis zu erpressen, ist von seinem Standpunkt aus verständlich. Aber er hat mir nicht erlaubt, meine Unschuld zu beweisen – darüber bin ich empört. Er wollte meinen Kunden, meinen Entlastungszeugen, nicht kommen lassen.«
    »Darum haben wir uns gekümmert«, sagte Woodfield. »Ich habe hier eine Erklärung« – er zog sie aus der Aktentasche – »aus der hervorgeht, daß Mr. Victor Grant sich zum Zeitpunkt der Morde auf Mr. Maxwells Jacht aufhielt. Sie haben eindeutig den falschen Mann verhaftet, Señor!«
    »Für mich ist das nicht eindeutig.« Das Doppelkinn des Dikken wabbelte entrüstet. »Ich habe einen Zeugen, der diesen Mann am Tatort gesehen hat.«
    »Messen Sie etwa Mr. Baileys Wort mehr Gewicht bei als der Erklärung eines so angesehenen Mannes wie Mr. Maxwell?«
    »Wir sind in Mexiko. Hier sind alle gleich.« Der Beamte ließ wütend die Augen blitzen.
    »Ja. Genau wie bei uns.« Woodfield sprach jetzt zu Buchanan. »Mr. Maxwell bat mich, Ihnen diesen Brief zu überreichen.« Er holte ihn aus der Aktentasche und gab ihn Buchanan. »Inzwischen möchte ich einmal Ihren Waschraum benutzen.«
    »Oh, die Toilette. Si. « Der Beamte quälte den massigen Leib aus dem Stuhl, öffnete die Tür und wies einen Posten an, Mr. Woodfield zum sanitario zu begleiten.
    Buchanan las den Brief.
     
    Vic, tut mir leid, daß ich nicht selber kommen konnte. Ich komme, wenn es nötig ist, aber erst sollten wir andere Möglichkeiten ausschöpfen. Schauen Sie mal in die Kameratasche, die Woodfield bei sich hat. Falls der Inhalt nach Ihrer Meinung etwas nützt, dann versuchen Sie es. Hoffe, Sie bald wieder in den Staaten zu sehen.
    Chuck
     
    Neben Woodfields Stuhl stand die graue Kameratasche aus Nylon.
    Der Vernehmer war neugierig auf den Brief. »Sie haben die Schläge verschwiegen. Warum?« Er trat näher.
    »Ganz einfach. Ich möchte, daß wir Freunde sind.«
    »Warum?«
    »Weil ich ohne Ihre Hilfe hier nicht rauskomme. Woodfield kann Ihnen bei Ihren Vorgesetzten und bei Politikern großenÄrger machen. Dennoch würde ich vielleicht erst nach der Entscheidung eines Richters entlassen, und bis dahin bin ich Ihnen ausgeliefert.« Buchanan machte eine Pause und gab sich Mühe, erschöpft auszusehen. »Manchmal passieren schlimme Unfälle im Gefängnis. Manchmal stirbt ein Gefangener, bevor ein Richter dazu kommt, ihn anzuhören.«
    Buchanan deutete auf die Kameratasche. »Darf ich?«
    Der Dicke nickte.
    Buchanan stellte sich die Tasche auf die Knie. »Ich bin unschuldig. Bailey ist ein Wirrkopf. Er weiß nicht mehr, wen er gesehen hat. Mein Paß beweist, daß ich ein anderer bin. Mein Kunde bezeugt, daß ich nicht am Tatort war. Sie aber haben viel Zeit und Mühe in Ihre Ermittlungen investiert. Mir, an Ihrer Stelle, wäre es auch nicht recht, meine Energie vergeudet zu haben. Die Regierung zahlt Ihnen für all Ihre Mühe nicht genug.« Buchanan öffnete die Tasche und legte den Inhalt auf den Schreibtisch. Es waren ordentliche Stapel benutzter amerikanischer Zehndollarscheine. Buchanan durchblätterte eines der Bündel.
    »Das sind insgesamt zehntausend Dollar.« Buchanan legte die Scheine in die Tasche zurück. »Mißverstehen Sie mich nicht. Ich bin kein reicher Mann. Ich arbeite hart, genau wie Sie, und soviel Geld hab ich nicht flüssig. Es gehört einem meiner Kunden. Er leiht es mir, damit ich meine Rechtsanwaltkosten bezahlen kann. Aber ich sehe nicht ein, warum ein Anwalt es kriegen soll, wenn ich doch unschuldig bin und er nicht viel zu tun braucht, um

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