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Der Mann mit den hundert Namen

Der Mann mit den hundert Namen

Titel: Der Mann mit den hundert Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
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Teigkloß. »Ich mache einen Obstkuchen. Hoffentlich mögen Sie Florida Lime Pie.«
    »Ich esse selten selbstgebackenen Kuchen. Aber er schmeckt bestimmt toll.«
    »Ich zeige Ihnen das Gästezimmer«, sagte Doyle.
    »Wenn Sie was brauchen, melden Sie sich«, rief Cindy Buchanan nach.
    »Ach, ich habe bestimmt alles, was ich brauche«, sagte Buchanan. »Ich bin Ihnen sehr dankbar, daß Sie mich aufnehmen. Ich habe keine Familie oder so, und der Arzt hat gemeint, es wäre ganz gut, wenn …«
    »Lassen Sie! Für die nächste Zeit sind wir Ihre Familie.«
    Als Doyle ihn durch den sonnigen Flur führte, blickte Buchanan sich um; Cindy hatte sich wieder ihrer Küchenarbeit zugewandt. Dabei fiel ihm etwas auf. Ein gedrungener 38er Revolver hing in einem Holster, das unter dem Wandtelefon in der Nähe der Fliegentür angebracht war. Buchanan wußte, daß Doyle eine solche Waffe nie für sich gewählt hätte. Der kompakte Revolver gehörte offenbar Cindy, und Buchanan zweifelte nicht, daß sie damit umzugehen verstand.
    Er folgte Doyle durch den Flur und erinnerte sich an dessen Bemerkung, er tue manchmal seinen ehemaligen Vorgesetzten einen Gefallen. Es war so gut wie sicher, daß der Revolver nicht die einzige Waffe im Haus war und daß Doyle sie angeschafft hatte, damit Cindy sich gegen mögliche Folgen jener Gefälligkeiten verteidigen konnte.
    »Hier herein.« Doyle zeigte ihm ein hübsches, gemütliches Schlafzimmer mit Spitzengardinen, einem alten Schaukelstuhl und einem Orientteppich auf dem Dielenboden. »Zum Bad geht es durch diese Tür. Nur für Sie, allerdings ohne Badewanne, mit Dusche.«
    »Sehr schön, ich dusche lieber.«
    Doyle stellte Buchanans Koffer auf eine polierte Bank am Fußende des Bettes. »Das ist im Augenblick wohl alles. Packen Sie aus. Ruhen Sie ein bißchen. Dort auf dem Regal stehen genügend Bücher. Oder sehen Sie fern.« Er deutete auf ein kleines Gerät auf einer Eckkommode. »Fühlen Sie sich wie zu Hause. Ich komme wieder und sage Ihnen Bescheid, wenn das Essen fertig ist.«
    »Danke.«
    Doyle blieb noch stehen. Er schien plötzlich besorgt.
    »Ich kenne Ihre wirkliche Geschichte nicht und brauche sie auch nicht zu kennen. Ich habe mich an die Regeln gehalten und Ihnen keinerlei Fragen gestellt. Alles, was ich wissen muß, wurde mir wahrscheinlich mitgeteilt. Nur eine Sache: Nach dem, was geschehen ist und wie Sie hierhergekommen sind … Besteht Gefahr für Cindy?«
    Buchanan gefiel dieser Mann auf einmal sehr. »Nein. Meines Wissens besteht für Cindy keine Gefahr.«
    Doyles Gesicht entspannte sich. »Gut. Sie weiß nichts von meinen Gefälligkeiten. Als ich bei den SEALs war, wußte sie nie, wohin man mich schickte und wie lange ich wegbleiben würde. Nie hat sie gefragt. Hat alles in gutem Glauben akzeptiert. Wollte nicht mal wissen, warum sie schießen lernen sollte oder warum ich überall im Haus Waffen liegen habe.«
    »Wie zum Beispiel den Revolver vor der Küche?«
    »Ja, ich weiß, Sie haben ihn gesehen. Und hier ist auch einer.« Doyle hob die Tagesdecke hoch und zeigte Buchanan einen 9-mm-Colt, der in einer Halterung am Bettgestell befestigt war. »Nur für alle Fälle. Es ist mir egal, was mit mir geschieht, aber Cindy … Sie ist eine tolle Frau. Viel zu gut fürmich. Und sie verdient es nicht, daß ich ihr Ärger ins Haus bringe.«
    »Sie ist sicher, Jack.«
    »Gut«, wiederholte Doyle.

4
     
    Das leise Läuten eines Telefons weckte ihn. Buchanan war sofort hellwach und nahm das als ein positives Zeichen. Seine Überlebensinstinkte waren noch intakt. Er sah vom Bett zu dem kleinen Tisch und konnte kein Telefon sehen. Dann blickte er auf die geschlossene Tür, hinter der wieder das Klingeln ertönte, durch die Entfernung gedämpft, wahrscheinlich unten aus der Küche. Er hörte undeutlich eine weibliche Stimme, Cindys. Dann Jacks Stimme. Die Unterhaltung war kurz, es wurde wieder still im Haus.
    Buchanan sah auf die Uhr und war überrascht, daß es bereits halb eins war. Was ihm wie ein kurzer Schlaf vorgekommen war, hatte fast zwei Stunden gedauert. Der Arzt hatte ihn davor gewarnt, mehr als sonst zu schlafen. Er runzelte die Stirn. Das Essen war wohl jetzt fertig, und er wunderte sich, daß Cindy oder Jack ihn nicht geweckt hatten. Er streckte die Arme aus, um festzustellen, wie steif die Schulter nach der neuen Naht noch war, zog dann die Schuhe an und erhob sich.
    Er hörte ein leises Klopfen an der Tür.
    »Vic?« flüsterte Cindy.
    »Herein. Ich bin schon

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