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Der Mann mit den hundert Namen

Der Mann mit den hundert Namen

Titel: Der Mann mit den hundert Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
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ist es dann?« Buchanan war unbehaglich zumute. »Was gibt Ihnen Anlaß zu Besorgnis?«
    »Ihre Kopfverletzung, Mr. Grant, und das in Abständen auftretende Zittern der Finger an Ihrer rechten Hand.«
    Buchanan überlief es eiskalt. »Ich dachte, das hängt mit dem Nervenschock bei der Schulterverletzung zusammen. Wenn die Wunde heilt, dachte ich …«
    »Es hat etwas mit den Nerven zu tun. Aber anders, als Sie glauben, Mr. Grant: Sie haben eine Schädelfraktur und eine Gehirnerschütterung. Ehrlich, als ich Ihre Verletzung auf dem Computer-Axialtomographen sah, war ich erstaunt, daß Sie noch auf den Beinen sind. Ganz zu schweigen davon, daß Sie noch denken können. Sie müssen bemerkenswerte Widerstandskraft besitzen.«
    Buchanans Stimme wurde leise. »Sie meinen also, ich habe ein Gehirntrauma?«
    »Zweifellos.«
    »Was geschieht nun? Operation?«
    »Nicht ohne eine zweite Diagnose«, sagte der Arzt. »Ich müßte einen Spezialisten konsultieren.«
    »Ich frage Sie nach Ihrer Meinung.«
    »Haben Sie mehr als üblich geschlafen?«
    »Schlaf?« Buchanan hätte am liebsten gelacht, aber er ließ es bleiben, denn es hätte sich bestimmt hysterisch angehört. »Ich war viel zu beschäftigt, um zu schlafen.«
    »Haben Sie sich übergeben?«
    »Nein.«
    »Haben Sie irgendwelche abnormen körperlichen Begleiterscheinungen beobachtet, abgesehen von Schwindelgefühl, verschwommener Sicht und dem Zittern in der rechten Hand?«
    »Nein.«
    »Ihre Antworten machen mich optimistisch. Trotzdem möchte ich einen Neurologen hinzuziehen. Vielleicht müssen wir nicht operieren. Zunächst beobachten wir Sie sorgfältig und machen noch eine Tomographie, um festzustellen, ob die Druckstelle auf dem Gehirn kleiner geworden ist.«
    »Nehmen wir den günstigsten Fall an: Die Stelle wird kleiner, und eine Operation ist nicht nötig …«
    »Beschädigte Gehirnzellen regenerieren sich nicht. Ich an Ihrer Stelle würde mich sehr vorsehen, damit mich nie wieder etwas am Kopf trifft.«

3
     
    Der Flachbau, dessen einfache Konstruktion von üppigen Sträuchern verdeckt wurde, stand in Plantation, einem Vorort von Fort Lauderdale. Das Grundstück wurde sichtlich liebevoll gepflegt. Ob Doyle sich wohl als Hobbygärtner betätigte? Ihre Unterhaltung auf der Fahrt vom Krankenhaus zu Doyles Heim ergab, daß die Rezession sein Geschäft in Mitleidenschaft gezogen hatte. So war er wohl kaum in der Lage, sich einen Gärtner zu leisten. Nachdem er geparkt und Buchanan durch den mit Fliegendraht bespannten Seiteneingang ins Haus geführt hatte, stellte sich rasch heraus, wer für die Gartenpflege verantwortlich war.
    Doyle war verheiratet. Buchanan sah sich einer lebhaften, zierlichen Frau gegenüber, die, etwas jünger als Doyle, um die dreißig Jahre alt war. Ihre Augen strahlten, sie hatte Sommersprossen und ein sympathisches Lächeln. Die Haarfarbe war nicht zu erkennen, denn sie trug ein schwarz-rot kariertes Kopftuch. Sie hatte eine weiße Baumwollschürze umgebunden, und ihre Hände waren mehlbestäubt, da sie am Arbeitstisch in der Küche gerade Teig knetete.
    »Oje, ich dachte nicht, daß ihr so früh hier seid«, sagte sie mit angenehmem Südstaatenakzent und faßte sich verlegen an die Wange, um einen Mehlfleck zu entfernen.
    »Es ist alles okay, Cindy. Wirklich«, sagte Doyle. »Der Verkehr war nicht so schlimm, wie ich dachte. Deshalb sind wir früher da. Tut mir leid.«
    Er deutete auf Buchanan. »Das ist also der Freund, von dem ich dir erzählt habe. Vic Grant. Wir kennen uns seit unserer Militärzeit. Es trifft sich gut, daß er gerade nichts Besseres vorhat und für mich arbeiten kann. Jetzt war er gerade bei einem Kunden in Mexiko.«
    »Nett, Sie kennenzulernen.« Cindy streckte ihm die Hand entgegen, wollte sie aber gleich wieder zurückziehen, weil sie mit Mehl bestäubt war.
    »Lassen Sie nur«, sagte Buchanan und schüttelte ihr die Hand.
    Sie musterte den Gast und deutete auf den dicken Kopfverband. »Ich habe so ein schwarz-rot kariertes Tuch, das sieht bestimmt lustiger aus als das.«
    Buchanan grinste. »Ich soll das eine Weile tragen. Es nützt nicht viel, aber es erinnert mich daran, daß ich mich vorsehen muß. Noch einen Schädelbruch hält mein Kopf wahrscheinlich nicht aus.«
    Buchanan erwartete nun die Frage, wie er zu der Verletzung gekommen sei. Er war schon darauf eingestellt, die Geschichte über den Sturz vom Boot zu wiederholen, aber Cindy überraschte ihn. Sie wechselte unvermittelt das Thema und zeigte auf den

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