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Der Mann mit den hundert Namen

Der Mann mit den hundert Namen

Titel: Der Mann mit den hundert Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
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die Tür mit der Aufschrift BON VOYAGE, INC. auf. Drinnen stellte er die Zeitschaltuhr für die Alarmanlage ab, und Buchanan besichtigte das Büro. Es war ein langer, schmaler Raum, an den Wänden hingen Fotos von Jachten und Kajütbooten, nautische Instrumente lagerten auf Regalen; auf Tischen standen verschiedene Miniaturschiffchen.
    »Ein Brief für Sie«, sagte Doyle, der gerade die Post durchblätterte.
    Buchanan nahm ihn entgegen, ohne Überraschung darüber zu äußern, daß ihn jemand unter seinem Decknamen angeschrieben hatte. Dieses Büro bot einem, der ihm nachschnüffelte, ein ideales Versteck für eine Wanze. Solange Doyle ihm nicht versicherte, daß man sich hier ungestört unterhalten konnte, wollte er nichts sagen, was Victor Grant nicht auch sagen könnte. Und bei Doyle setzte er voraus, daß er nichts erwähnen würde, was nicht zu ihrer Tarnung paßte.
    Der Brief kam aus Providence, Rhode Island. Buchanan riß den Umschlag auf und las die beiden Seiten, die genauso gekritzelt waren wie die Adresse.
    »Wer schreibt Ihnen?«
    »Meine Mutter.« Buchanan schüttelte bewundernd den Kopf. Die tüchtigen Leitoffiziere scheuten keine Mühe, seine neue Identität mit entsprechendem Material zu erhärten.
    »Wie geht es ihr?«
    »Gut. Nur die Arthritis gibt keine Ruhe.«
    Das Telefon klingelte.

7
     
    Buchanan verzog das Gesicht.
    »Ruhig«, sagte Doyle. »Vergessen Sie nicht, ich bin Geschäftsmann. Um ehrlich zu sein, ich könnte ein paar Aufträge gebrauchen.«
    Er nahm den Hörer ab – »Bon Voyage, Incorporated« – und verzog ebenfalls das Gesicht. Er legte die Hand auf die Sprechmuschel. »Ich habe mich geirrt. Es ist wieder dieser Kerl, der Sie sprechen will. Was soll ich ihm sagen?«
    »Am besten lassen Sie mich mit ihm sprechen. Bin gespannt, wer es ist. Hier Victor Grant.«
    Die tiefe, unfreundliche Stimme war nicht zu verwechseln. »Sie heißen nicht Victor Grant.«
    Obwohl Buchanans Herz heftig klopfte, beherrschte er sich und heuchelte Verwirrung. »Was? Wer spricht dort? Mein Boß sagte, daß jemand mit … Moment mal. Ist dort …? Sind Sie der Kerl, der in Mexiko …?«
    »Ja, Bailey. Big Bob Bailey. Verdammt, Crawford, fallen Sie mir nicht schon wieder auf die Nerven. Sie wären noch im Gefängnis, wenn ich nicht die amerikanische Botschaft angerufen hätte. Zeigen Sie wenigstens etwas Dankbarkeit.«
    »Dankbarkeit? Ich wäre nicht im Gefängnis gelandet, wenn Sie mich nicht verwechselt hätten. Wie oft soll ich es wiederholen? Ich heiße nicht Crawford, sondern Victor Grant.«
    »Na klar, vormals Ed Potter. Ich weiß nicht, was Sie für eine Masche abziehen. Nach meiner Meinung haben Sie mehr Namen, als im Telefonbuch stehen. Und wenn Sie die weiterhin benutzen wollen, müssen Sie was dafür bezahlen.«
    »Zahlen? Was meinen Sie?«
    »Nach dem, was in Kuwait abgelaufen ist, bin ich nichtscharf darauf, weiter auf den Ölfeldern im Mittleren Osten zu arbeiten«, sagte Bailey. »In den Staaten stellen die großen Ölgesellschaften die Bohrungen ein. Ich bin zu alt, um mich auf riskante Erdölgeschäfte einzulassen. Also muß ich mich auf meine alten Kumpel verlassen. Auf Leute wie Sie, Crawford. Also frage ich Sie: Haben Sie hunderttausend Dollar für mich übrig?«
    »Hunderttausend …? Sind Sie besoffen?«
    »Und ob!«
    »Sie sind verrückt. Zum letzten Mal, hören Sie gut zu: Ich heiße nicht Crawford. Ich heiße nicht Potter. Ich heiße Victor Grant und weiß nicht, wovon Sie sprechen. Lassen Sie mich endlich in Ruhe!«
    Buchanan knallte den Hörer auf.

8
     
    Doyle riß die Augen auf. »Was Schlimmes?«
    Buchanan preßte die Kiefer aufeinander. »Ich bin nicht sicher. Mal abwarten.« Er nahm die Hand nicht vom Telefon.
    Es dauerte höchstens zehn Sekunden, da klingelte es wieder.
    Buchanan nahm erst nach dem dritten Mal ab. »Bon Voyage, Incorporated.«
    »Crawford, Sie irren sich. So leicht laß ich nicht locker. Die mexikanische Polizei und die amerikanische Botschaft können Sie zum Narren halten, aber – auf mein Wort – mich nicht. Ich weiß, daß Ihr richtiger Name nicht Grant ist. Auch nicht Potter. Und da kommen mir plötzlich Zweifel, ob Sie wirklich Crawford sind. Wer sind Sie eigentlich, Kumpel? Mich an Nachforschungen zu hindern, müßte Ihnen doch lausige hunderttausend Dollar wert sein.«
    »Meine Geduld ist zu Ende. Hören Sie auf, mich zu belästigen.«
    »He, Sie wissen wohl nicht, was belästigen heißt.«
    »Ich meine es ernst. Lassen Sie mich in Ruhe, oder ich

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