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Der Mann mit den hundert Namen

Der Mann mit den hundert Namen

Titel: Der Mann mit den hundert Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
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und lud Männer anstelle von Gerät aus. Ein Reporter, der diese unbefugte militärische Einmischung der USA nachweisen konnte, war Kandidat für den Pulitzerpreis. Aus diesem Grund mußte Buchanan damals seine Tarnung besonders umsichtig anlegen. Deshalb bat er seine Arbeitgeber, ihm eine Ehefrau an die Seite zu stellen, eine Frau, die ihrem Mann im Geschäft half, gern flog und Spanisch sprechen konnte, die im Idealfall Lateinamerikanerin war und darum nicht auffiel, wenn sie ihren Mann auf seinen häufigen Flügen nach Lateinamerika begleitete. Buchanans Absicht hatte darin bestanden, neugierigen Berichterstattern vorzuspiegeln, daß er keine Kontakte zu Nicaragua hatte. Schließlich – so sollten sie glauben – würde kein Ehemann so kaltschnäuzig sein, die eigene Frau in ein derart gefährliches Bandenkriegsgebiet mitzunehmen.
    Die zur Verfügung gestellte Ehefrau war Lateinamerikanerin, eine lebhafte, attraktive Frau von fünfundzwanzig Jahren, die Juana Mendez hieß. Ihre Eltern stammten aus Mexiko und waren inzwischen amerikanische Staatsbürger. Sie war Sergeant im militärischen Geheimdienst und in San Antonio, Texas, aufgewachsen. Peter Lang alias Buchanan gab San Antonio auch als Heimatort an und hatte vor seinem Einsatz einige Wochen dort verbracht, um sich mit der Stadt bekannt zu machen. So konnte ihn niemand bei unzutreffenden Angaben über San Antonio ertappen. Da Juana ständig an seiner Seite war, würde es schwerfallen, ihn auszufragen; denn wenn er keine Antwort wußte, würde Juana in die Bresche springen.
    Mit vollen vier Monaten war dies Buchanans bisher längster Auftrag gewesen. Die ganze Zeit hatten er und Juana in einem kleinen Apartment im ersten Stock eines malerischen Schindelhauses mit reich verzierten, schmiedeeisernen Geländern und einem hübschen, blumengeschmückten Hof gewohnt. Es befand sich in der Dumaine Street im Französischen Viertel. Sowohl er als auch Juana waren sich der Gefahr einer gefühlsmäßigen Bindung bewußt. Sie versuchten, die für die Öffentlichkeit gedachten vertrauten Gesten ganz professionell wirken zu lassen. Sie taten ihr möglichstes, sich von der erzwungenen, intimen Gemeinsamkeit – Mahlzeiten, Wäsche waschen, Benutzung desselben Badezimmers und Schlafzimmers – nicht beeinflussen zu lassen. Sie schliefen auch nicht miteinander, aus Gründen der Disziplin. Aber ebensogut hätten sie es tun können, denn der Geschlechtsverkehr ist ja nur ein Teil – und oft ein kleiner Teil – einer funktionierenden Ehe und hat manchmal gar keine Bedeutung. Buchanan und Juana spielten ihre Rolle so gut, daß sie sich am Ende etwas betreten gestanden, sich genau wie Ehepartner vorzukommen. Wenn er nachts neben ihr lag und sie leise atmen hörte, fand er ihren Duft berauschend. Er erinnerte ihn an den Duft von Zimt.
    Gemeinsamer Streß verbindet stark. Während eines Feuergefechts mit nicaraguanischen Sandinisten hätte Buchanan seine Maschine nicht erreicht und auf der primitiven Startbahn im Dschungel nie in Startposition gebracht, wenn Juana ihm mit ihrem Sturmgewehr nicht Schützendeckung gegeben hätte. Durch das Fenster des langsam rollenden Flugzeugs hatte er sie aus dem Dschungel zur geöffneten Luke spurten sehen. Sie hatte sich blitzschnell umgedreht, mit ihrem M-16-Gewehr in die Büsche gefeuert und war weitergerannt. Kugeln aus dem Dschungel ließen vor ihr die Erde aufspritzen, wieder drehte sie sich um und feuerte. Mit einem waghalsigen Wendemanöver brachte er das Flugzeug in die richtige Position und schoß dann mit seinem M-16 durch die offene Luke. Kugeln schlugen in die Bordwand. Als sie sich in die Maschine warf, löste er die Bremsen und raste über die holprige Lichtung. Sie kletterte auf ihren Platz und nahm, an der Luke festgeklammert, die Sandinisten im Dschungel unter Beschuß. Als ihr Magazin leer war, griff sie nach Buchanans Waffe und schoß sie ebenfalls leer. Erst dann schnallte sie sich lachend an, um nicht hinauszufallen, während das Flugzeug zweimal hopste und sich dann mit einem Ruck, die Baumspitzen streifend, in die Luft hob.
    Wenn das eigene Leben von einem Partner abhängt, fühlt man sich ihm verbunden. Buchanan hatte dieses Gefühl in der Gesellschaft von Männern erlebt. Doch bei diesem viermonatigen Einsatz hatte er es zum ersten Mal mit einer Frau erfahren und war am Ende ein besserer Ehemann, als er eigentlich sein wollte. Denn er verliebte sich in sie.
    Er hätte sich natürlich nicht verlieben dürfen. Verzweifelt

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