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Der Mann mit den hundert Namen

Der Mann mit den hundert Namen

Titel: Der Mann mit den hundert Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
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zwinkerten.
    »Verehrteste, ich habe keine Lust auf einen Flirt. Bestimmt gibt es eine Menge anderer Kerls im Zug, die Sie anmachen …«
    »Okay, wenn Sie darauf bestehen, spielen wir das Spiel durch. Kennen wir uns? In gewisser Hinsicht, ja. Man könnte sagen, wir sind Bekannte, obwohl wir uns persönlich nie kennengelernt haben.« Sie schien amüsiert.
    »Ich möchte nicht unhöflich sein …«
    »Macht mir nichts aus. Daran bin ich gewöhnt.«
    »Sie haben zuviel getrunken.«
    »Keinen einzigen Tropfen. Ich wünschte, es wäre nicht so.
    Ich habe mich zu Tode gelangweilt, während ich hier so lange auf Sie wartete. Andererseits …« Sie sprach den Kellner an. »Ein Bier – das klingt gut. Glauben Sie, das ist noch möglich?«
    »Gewiß, Madam. Noch etwas?«
    »Sagen wir, vier Bier, und Sie können die Roastbeef-Sandwiches dazulegen. Ich habe das Gefühl, es wird eine lange Nacht.«
    »Vielleicht wäre dann Kaffee …«
    »Nein. Bier genügt.« Der Kellner entfernte sich. »Außer Sie möchten gern Kaffee«, fügte sie, an Buchanan gewandt, hinzu.
    »Mir wäre es lieber, Sie würden mir verraten, was zum Teufel Sie eigentlich von mir wollen.«
    »Um ein Interview bitten. Ich bin Reporterin.«
    »Und das hat was mit mir zu tun?«
    »Wollen wir wetten?«
    Buchanan schüttelte den Kopf. »Das ist absurd.« Er setzte sich in Bewegung.
    »Nein, ehrlich. Ich wette, ich kann Ihren Namen erraten.«
    »Eine Wette heißt, daß man etwas gewinnen oder etwas verlieren kann. Ich wüßte nicht, was ich dabei gewinnen könnte.«
    »Wenn ich Ihren Namen nicht errate, lasse ich Sie in Ruhe.«
    Buchanan dachte nach. »Okay«, sagte er seufzend. »Wenn ich Sie auf diese Weise abschütteln kann. Wie lautet mein Name?«
    »Buchanan.«
    »Falsch. Peter Lang.« Er ging weiter.
    »Beweisen Sie es.«
    »Ich brauche nichts zu beweisen. Meine Geduld ist zu Ende.« Er entfernte sich.
    Sie folgte ihm. »Hören Sie, ich hatte gehofft, die Sache vertraulich zu besprechen, aber wenn Sie sich sträuben – bitte. Sie heißen weder Peter Lang noch Jim Crawford, Ed Potter, Victor Grant oder Don Colton. Sie haben diese Namen nur benutzt. Und viele andere. Aber Ihr wahrer Name ist Buchanan, Vorname – Brendan, Spitzname – Bren.«
    Verkrampft blieb Buchanan am Ausgang des Speisewagens stehen. Ohne sich seine Spannung anmerken zu lassen, vergewisserte er sich, daß die Tische in diesem Teil des Wagens nicht besetzt waren. Er spielte den verärgerten Unschuldigen. »Was muß ich tun, um Sie loszuwerden?«
    Durch den Mittelgang steuerte der Kellner auf sie zu. »Hier sind die Sandwiches und das Bier.« Er überreichte ihr eine zweite Tüte.
    »Danke. Was bin ich Ihnen schuldig?« Sie zahlte und gab ihm noch einmal Trinkgeld.
    Buchanan und sie waren wieder allein.
    »Also, was meinen Sie? Wenigstens bekommen Sie von mir etwas für Ihren knurrenden Magen. Da Sie in keinem der Wagen saßen, haben Sie vermutlich ein Einzelabteil. Warum gehen wir nicht …?«
    »Wenn ich tatsächlich alle von Ihnen genannten Namen benutze, muß ich in ziemlich dunkle Geschäfte verwickelt sein.«
    »Darüber will ich mir kein Urteil bilden.«
    »Also was bin ich? Mitglied der Mafia? Geheimagent? Fürchten Sie sich nicht, mit mir allein zu sein?«
    »Wer behauptet, daß ich allein bin? Sie glauben doch wohl nicht im Ernst, daß ich diesen Auftrag ohne Unterstützung ausführe.«
    »Sagen Sie bloß, die beiden Kerle da am anderen Ende des Wagens gehören zu Ihnen«, sagte Buchanan. »Sie gehen gerade, aber nicht in unsere Richtung. Ich habe nicht den Eindruck, daß Sie einen Begleiter haben.«
    »Wer es auch ist – er würde sich nicht sehen lassen.«
    »Klar.«
    »Ich glaube, wenn Ihnen jemand folgte, würde er sich auch nicht sehen lassen.«
    »Warum sollte mir jemand folgen?« Buchanan überlegte, ob das eigentlich so unwahrscheinlich war. »Das ist, glauben Sie mir, die verrückteste Begegnung … Okay. Ich habe Hunger. Ich merke schon, Sie lassen nicht locker. Essen wir was.«
    Er öffnete die Tür zu seinem Abteil, das Rattern der Räder wurde lauter. »Aber ich warne Sie. Sie werden es mit mir nicht leicht haben.«
    »Was für ein Zufall: Sie mit mir nämlich auch nicht.«

5
     
    Buchanan riegelte die Tür ab und übersah scheinbar ihre mißtrauische Musterung des Abteils. Er klappte den kleinen Tisch von der Wand und sicherte ihn in seiner Halterung. Darauf leerte er die Tüten und breitete alles auf dem Tisch aus. Er achtete darauf, die Roastbeef-Sandwiches zu

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