Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mann mit den hundert Namen

Der Mann mit den hundert Namen

Titel: Der Mann mit den hundert Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
Vom Netzwerk:
nehmen, denn er wußte nicht, ob sie etwas in die Geflügelsalat-Sandwiches gemixt hatte, während sie auf ihn wartete. Er öffnete zwei Bierflaschen.
    Die ganze Zeit blieb sie stehen. In dem engen Abteil war sich Buchanan ihrer weiblichen Reize sehr bewußt.
    Er reichte ihr eine der beiden Flaschen, biß von einem Sandwich ab und setzte sich. »Sie glauben, Sie kennen meinen Namen. Sie meinen sogar, daß ich mehrere Namen habe. Und wie heißen Sie?«
    Sie nahm gegenüber Platz und strich sich eine Strähne ihres roten Haares aus der Stirn. Ihre Lippen hatten die gleiche Farbe. »Holly McCoy.«
    »Und Sie sind von Beruf Reporterin?« Buchanan nahm einen Schluck Bier, sie rührte ihre Flasche nicht an. »Für welche Zeitung?«
    »›Washington Post‹.«
    »Hatte ich lange abonniert. Ich kann mich nicht erinnern, je einen Ihrer Artikel gelesen zu haben.«
    »Ich bin neu. Das soll mein erster großer Beitrag werden.«
    »Verstehe.«
    »Für die ›Post‹, meine ich. Vorher war ich Sonderberichterstatterin bei der ›Los Angeles Times‹.«
    »Aha.« Buchanan aß. Das Roastbeef war nicht schlecht, ein bißchen trocken, doch Mayonnaise und Salat glichen das aus. Er trank noch einen Schluck Bier. »Ich dachte, Sie haben Hunger. Sie essen aber gar nicht.« Sie zwang sich, an ihrem Sandwich zu knabbern, und er fuhr fort: »Wie war das mit dem Interview? Und mit den Namen, die ich angeblich habe … Wie gesagt, ich bin Peter Lang.«
    Das war ein Fehler, den Buchanan bedauerte. Als sie ihn im Speisewagen so unvermittelt angesprochen hatte, war ihm als erstes natürlich jener Name eingefallen, auf den er sich im Augenblick konzentrierte. Seine Identitäten waren ihm durcheinandergeraten. Für Peter Lang besaß er keine Papiere. Das mußte er in Ordnung bringen.
    »Ich muß Ihnen etwas gestehen. Ich habe gelogen. Sie wollten mich in Ruhe lassen, wenn Sie meinen Namen erraten. Als Sie mich mit meinem richtigen Namen anredeten, gab ich mich für einen anderen aus und hoffte, Sie damit loszuwerden.«
    »Haben Sie aber nicht geschafft.«
    »Jetzt will ich ehrlich sein.« Er stellte die Flasche hin, zog ein Etui aus der Gesäßtasche und zeigte ihr seinen Führerschein. »Mein Name ist Brendan Buchanan, Spitzname: Bren. Allerdings hat mich schon lange niemand Bren genannt. Wie haben Sie das rausbekommen?«
    »Sie sind bei der Armee.«
    »Wieder richtig. Nochmals – wie haben Sie das rausbekommen? Es geht Sie zwar nichts an, aber ich bin Hauptmann bei den Special Forces. Mein Stützpunkt ist Fort Bragg. Ich habe Urlaub und fahre nach New Orleans. Bin noch nie dort gewesen. Worum geht’s? Sie stehen auf Soldaten, ja? Ist es das?«
    Sie neigte den Kopf, eine Bewegung, die ihren anziehenden Nacken zur Geltung brachte. »In gewisser Weise.«
    »Warum sagen Sie es nicht frei heraus? Sie haben mir noch immer nicht verraten, woher Sie meinen Namen wissen. Bisher habe ich mitgespielt. Worum geht es?«
    »Tun Sie mir einen Gefallen? Ich möchte Ihnen ein paar Codewörter nennen.«
    »Codewörter? Was soll das?«
    »Verraten Sie mir, ob sie Ihnen bekannt sind: Sonderkommando 160. Seaspray. Intelligence Support Activity. Yellow Fruit.«
    Himmel, dachte Buchanan, ohne seinen Schreck zu zeigen. »Davon habe ich nie gehört.«
    »Warum wohl glaube ich Ihnen das nicht, hm?«
    »Hören Sie, Mrs. McCoy …«
    »Bleiben Sie ruhig. Lassen Sie sich die Sandwiches schmecken, und ich erzähle Ihnen eine Geschichte.«

6
     
    Die Geschichte begann im Jahre 1980. Nach der mißglückten Befreiung der im Iran festgehaltenen amerikanischen Geiseln durch Spezialkommandos stellte sich heraus, daß die USA eine wirkungsvolle Antiterrorgruppe benötigten, die in der Lage war, selbständig und ohne Unterstützung von militärischer oder ziviler Seite zu operieren. Eigens dazu wurde ein Joint Special Operations Command geschaffen, das die Einsätze von Kommandos aller Truppengattungen zu koordinieren hatte. Eine Unterabteilung mit der Bezeichnung Special Operations Division war für die Organisation solcher Einsätze in der U.S. Army zuständig.
    Während Holly McCoy redete, trank Buchanan sein Bier aus und öffnete noch eine Flasche. Er knüllte das Butterbrotpapier zusammen, stopfte es in eine Tüte und unterdrückte ein Gähnen. »Das hört sich ja an wie ein historischer Vortrag und nicht wie eine Geschichte. Vergessen Sie nicht, ich bin Fort Bragg zugeteilt. Ich bin über alle Einzelheiten der fehlgeschlagenen Geiselbefreiung unterrichtet.«
    »Bestimmt

Weitere Kostenlose Bücher