Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mann mit den hundert Namen

Der Mann mit den hundert Namen

Titel: Der Mann mit den hundert Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
Vom Netzwerk:
Lang?«
    »Ein Freund von mir. Muß ihm dringend mitteilen, was mit mir los ist.«
    »Mrs. McCoy kann ja für Sie anrufen. Sagen Sie Ihrem Freund, er brauche sich keine Sorgen zu machen. Die Gehirnerschütterung scheint nicht so schwer zu sein, wie der CT-Befund vermuten ließ.«
    Wenn meine Brieftasche den angeblichen Straßenräuber vielleicht gar nicht interessiert hat? Aber was hat er dann gewollt, überlegte Buchanan. Und dann: In meinem Paß steht gar nicht »Brendan Buchanan«, sondern »Victor Grant«. Warum hat der Arzt meine falsche Antwort als richtig bezeichnet? Als nächstes wird man mich wegen der Pistole befragen. Scheiße!
    Eine Schwester maß ihm den Blutdruck. »Einhundertfünfzig zu fünfundsiebzig.«
    Der Arzt nickte zufrieden. »Könnte schlimmer sein. Versuchen Sie, die Augen so weit wie möglich zu öffnen. Ich muß Ihnen mit dieser Lampe in die Pupillen leuchten. Gut. Folgen Sie meiner Hand. Lassen Sie mich mal Ihre Reflexe an den Kniegelenken testen. Jetzt streiche ich Ihnen mit dem Perkussionshammer über die Fußsohlen. Sehr schön. Ihre Reflexe sind normal, die Lunge ist in Ordnung. Der Herzschlag ist kräftig und regelmäßig. Ich bin optimistisch. Versuchen Sie zu ruhen. Heute nachmittag komme ich wieder.«
    »Ich bleibe bei ihm.« Holly gab Buchanan noch einmal zu trinken.
    »Während er ruht, soll er möglichst wenig sprechen. Andererseits soll er nicht viel schlafen. Erst, wenn ich sicher bin, daß keine Gefahr mehr besteht.«
    »Verstehe. Ich will ihm nur ein Gefühl der Geborgenheit geben«, sagte Holly.
    »Liebevolle Zuwendung kann nie schaden.« Schon im Gehen sah sich der Arzt noch einmal um. »Über Wunden können Sie sich eigentlich nicht beklagen, Mr. Buchanan. Wie sind Sie zu der Schulterverletzung gekommen?«
    »Äh, sie stammt …«
    »Ein Unfall auf dem Wasser«, warf Holly rasch ein. »Eine Schiffsschraube.«

3
     
    Ungeduldig wartete Buchanan, bis der Arzt und die Schwester gegangen waren, dann drehte er den Kopf und sah Holly groß an.
    Sie lächelte gewinnend. »Möchten Sie noch Wasser?«
    »Was ist hier los?« Buchanan bereitete das Atmen Mühe, seine Stimme war bloß ein rauhes Flüstern. »Wie bin ich …?«
    »Überanstrengen Sie sich nicht. Gestern abend bin ich Ihnen vom Hotel aus gefolgt.«
    »Wie haben Sie erfahren, wo ich wohne?«
    »Das ist vertraulich. Alles andere habe ich Ihnen erzählt. Lassen Sie mich reden. Irgendwann – so dachte ich – muß er ja das Hotel verlassen. Hinten gibt es nur den Dienstboteneingang. Ich konnte mir aber nicht vorstellen, daß Sie die Angestellten auf sich aufmerksam machen wollten, also wartete ich vor dem Hotel, auf der anderen Straßenseite. Sie wissen, ich habe Ted dabei, und er behielt die Hinterfront im Auge. Wir verständigten uns per Funksprechgerät. Als Sie auf die Straße traten, war ich eine von vielen Maskierten. Ich bin Ihnen gefolgt.«
    Holly ließ ihn trinken. »Übrigens, habe ich die Frage des Arztes nach Ihrer Schulterverletzung richtig beantwortet? Ein Unfall auf dem Wasser? Das hat doch Victor Grant vor der mexikanischen Polizei ausgesagt, nicht wahr?«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    »Schon gut.«
    Ihm fielen langsam die Augen zu. Woher bloß kriegt sie ihre Informationen, dachte er noch.

4
     
    Der Arzt deutete auf das unberührte Thunfisch-Sandwich. »Ihr mangelnder Appetit macht mir Sorgen.«
    »Krankenhausessen habe ich noch nie gemocht.«
    »Mr. Lang …«
    »Buchanan.«
    »Richtig, Mr. Buchanan. Ich wollte Sie nur testen. Wenn Sie bald entlassen werden wollen, sollten Sie das Sandwich essen und die Schwester um ein zweites bitten.«
    Buchanan riß sich zusammen und griff nach dem Brot.
    »Kommen Sie, ich helfe Ihnen«, sagte Holly.
    »Lassen Sie. Der Doktor will wahrscheinlich sehen, ob ich es selber kann.«
    »Sie sind ein Menschenkenner. Sobald Sie Ihr Sandwich gegessen haben, möchte ich, daß Sie aufstehen und sich etwas Bewegung verschaffen. Ins Bad gehen, zum Beispiel. Ich muß mich davon überzeugen, daß die Beine und Ihr ganzer Körper funktionieren.«
    »Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, daß Sie ein Sklaventreiber sind?«
    Der schwarze Nachkomme von Sklaven zog die Augenbrauen hoch. »Wenn Sie schon scherzen können, sind Sie auf dem Weg der Besserung. Nach dem Lunch untersuche ich Sie noch einmal.«
    Kaum war er gegangen, legte Buchanan den Rest des Sandwiches auf den Teller.
    »Würden Sie das wohl für mich aufessen oder wegwerfen, damit es aussieht, als hätte ich alles

Weitere Kostenlose Bücher