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Der Mann mit den hundert Namen

Der Mann mit den hundert Namen

Titel: Der Mann mit den hundert Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
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seine rasende Wut nicht anmerken. Du bedrohst mich, dachte er. Du gefährdest mein Verhältnis zu Frau und Tochter. Eines Tages aber wirst du keine Macht mehr über mich haben. Und dann vernichte ich dich.
    »Übrigens, der Direktor des Nationalinstituts für Archäologie und Geschichte …«, sagte Drummond. »Als ich Sie aufforderte, ihn an weiteren Einmischungen zu hindern, meinte ich, Sie sollten ihn entfernen. Ersetzen Sie ihn durch jemand, der kompromißbereit ist, keinen Ärger macht und sich für finanzielle Zuwendungen erkenntlich zeigt.«

2
 
    New Orleans
     
    »Willkommen unter den Lebenden. Wie fühlen Sie sich?«
    Buchanan war verlegen. Er verstand nicht sofort, was die weibliche Stimme gefragt hatte, und antwortete zögernd.
    »Es schmerzt.«
    »Das glaube ich.« Die Frau lachte leise. Es klang nicht spöttisch, sondern drückte Mitgefühl aus.
    Es dauerte noch etwas, bevor Buchanan begriff, daß er im Krankenhaus lag. Er wußte nicht, was ihn mehr quälte, der pochende Schädel oder die stechende rechte Seite. Der Kopf war dick umwickelt, und die Seite fühlte sich steif an.
    »Ich habe mir Sorgen gemacht.«
    Er sah sie scharf an, denn er hatte eine Krankenschwester erwartet, die sich über sein Bett beugte, oder gar – als ein Geschenk des Himmels – Juana. Doch die Stimme hatte keinen lateinamerikanischen Akzent. Der Anblick des roten Haars ließ ihn bestürzt erraten, wer vor ihm stand.
    »Bleiben Sie ruhig«, sagte Holly McCoy. »Alles in Ordnung. Sie kommen bald wieder auf die Beine.«
    »Nun, Sie sind ja wieder zu sich gekommen.« Ein Arzt war eingetreten, sein weißer Kittel hob sich beinahe gleißend von der schwarzen Haut ab. Er betrachtete die Fieberkurve, die am Fußende des Bettes hing. »Die Nachtschwestern mußten Sie in regelmäßigen Abständen wecken, um Ihre Nervenreaktionen zu testen. Erinnern Sie sich daran?«
    »Nein.«
    »Erinnern Sie sich an mich?«
    »Nein.«
    »Gut. Denn ich habe Sie auch gar nicht behandelt, als Sie gestern abend auf die Unfallstation gebracht wurden. Beantworten Sie meine Fragen ehrlich. Sagen Sie jedesmal, was Ihnen auf Anhieb einfällt. Verstehen Sie?«
    Buchanan nickte und zuckte bei dieser Bewegung vor Schmerz zusammen.
    »Wissen Sie, warum Sie hier liegen?«
    »Niedergestochen.«
    »Wieder eine richtige Antwort. Wissen Sie, wo?«
    »Seite.«
    »Nein, ich meine, an welchem Ort man Sie niedergestochen hat.«
    »Vieux Carré. Café du Monde.«
    »Genau. Sie wurden auf dem Bürgersteig vor dem Restaurant überfallen. Sobald Sie sich kräftig genug fühlen, erwartet die Polizei Ihre Aussage. Allerdings hat Ihre Bekannte meines Wissens bereits die meisten notwendigen Angaben gemacht.«
    Holly nickte.
    »Wenn Sie glauben, daß geteilter Schmerz halber Schmerz ist – Sie sind nicht der einzige«, beruhigte ihn der Arzt. »Gestern nacht wurden mehrere Opfer von Straßenräubern eingeliefert, und nicht alle hatten soviel Glück wie Sie. Bei einigen ist der Zustand kritisch.«
    »Straßenräuber?«
    »Ich habe der Polizei den Täter beschrieben«, sagte Holly. »Obwohl das nicht weiterhilft. War als Pirat verkleidet. Gestern waren fast alle Leute maskiert.« Sie hielt ihm einen Plastikbecher hin und steckte ihm ein gebogenes Trinkröhrchen zwischen die Lippen. Das Mineralwasser war erfrischend.
    »Sie befinden sich im medizinischen Zentrum der Universität von Louisiana«, erklärte der Arzt. »Man hat Ihre Wunde mit zwanzig Stichen genäht. Sie haben Glück gehabt. Wichtige Organe wurden nicht verletzt. Eher eine lange Schnittwunde, die Klinge ist nicht tief eingedrungen.«
    Die Polizei weiß demnach Bescheid, dachte Buchanan. Verflucht, ich hatte eine Waffe bei mir. Sie wurde bestimmt gefunden. Und der gefälschte Paß von Victor Grant. Man wird wissen wollen …
    »Als sie hinfielen, haben Sie sich am Kopf verletzt. Gehirnerschütterung«, sagte der Arzt. »Der neurologische Befund scheint negativ zu sein. Auch wenn es Sie langweilt, daß jeder Ihnen dieselben Fragen stellt … Zum Beispiel: Wie viele Finger sind das?«
    »Drei.«
    »Wie alt sind Sie?«
    »Zweiunddreißig.«
    »Wie heißen Sie?«
    Keine Antwort.
    »Wie heißen Sie?« wiederholte der Arzt.
    »Peter Lang.« Buchanan stieß heftig den Atem aus.
    »Nee. Falsch. Die Papiere in Ihrer Brieftasche, die der Räuber übrigens nicht erwischt hat, nennen einen anderen Namen.«
    »Brendan Buchanan.«
    »Schon besser. Noch einmal: Wie heißen Sie?«
    »Brendan Buchanan.«
    »Warum zuerst Peter

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