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Der Mann mit der dunklen Maske

Der Mann mit der dunklen Maske

Titel: Der Mann mit der dunklen Maske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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sank. Sie umklammerte ihre Knie und fasste sich an den Hals.
    Aber was machte er hier unten in der Dunkelheit? Wieso versteckte er sich bei einer Mumie?
    „Steh auf!“ Er stellte die Lampe ab und zog sie auf die Füße. Sie starrte ihn an. Sie sah sein Gesicht, sein wirkliches Gesicht. Und das erschreckte sie mehr, als sie es für möglich gehalten hätte.
    „Was zum Teufel tust du hier unten?“ fragte er verärgert. „Was in Gottes Namen soll ich nur mit dir machen? Dich nachts festbinden?“
    Sein Gesicht war überhaupt nicht entstellt! In keiner Weise. Abgesehen von der Narbe, die links von seiner Stirn über seine Wange nach unten verlief. Nur eine dünne, weiße Linie. Sie lenkte nicht einmal von seinen Gesichtszügen ab. Von den hohen Wangenknochen, dem geraden Kiefer, einer fast adlerartig gebogenen Nase. Brian Stirling sah ungewöhnlich gut aus in einem klassisch männlichen Sinne, und seine Erscheinung hatte nichts von einem Biest oder einem Monster. Es war alles eine Lüge. Eine Scharade.
    „Was tust
du
hier unten?“ rief sie.
    Er stemmte die Fäuste in die Hüften. Er trug nichts außer einem Paar weißer Unterhosen, seine Brust schimmerte im Kerzenschein. Er hatte muskulöse Schultern, unter der Haut seines flachen Bauchs zeichneten sich Muskeln ab. „Ich bin der Earl of Carlyle“, erinnerte er sie kalt. „Ich trage den Titel dieses Schlosses. Ich lebe hier, Camille. Und außerdem weißt du selbst ganz genau, dass ich ständig auf der Suche nach dem Grund für die nächtlichen Geräusche bin!“
    Sie schluckte schwer. Ihr war bewusst, dass sie auch nicht besonders präsentabel aussah. Wenn sie etwas würdevoller gekleidet gewesen wäre, wäre es ihr vielleicht leichter gefallen, ihre Anwesenheit hier unten zu erklären. Aber ihre sorgfältig aufgesteckte Frisur hatte sich inzwischen fast vollständig aufgelöst, und ihr elegantes Kleid sah auch ziemlich derangiert aus.
    Brian verschränkte die Arme vor der Brust und funkelte sie an. „Ich dachte, du wolltest unbedingt heute Nacht bei deinem Freund Wache halten. Ich nehme also an, dass es ihm gut geht. Hat er dich nach unten geschickt?“
    „Nein!“ keuchte sie erschrocken, obwohl er das auf eine Weise durchaus getan hatte. Sie war hierher gekommen, um nach Kobras zu suchen. Was nicht unbedingt eine kluge Entscheidung gewesen war, wenn man bedachte, dass gerade ein Mann von eben einer solchen Giftnatter gebissen worden war.
    „Irgendetwas geht hier unten vor“, sagte sie.
    „Ganz offensichtlich. Das hatten wir ja schon geklärt.“
    Sie schüttelte den Kopf. „Ich habe wieder Geräusche gehört.“
    „Und du bist nicht zu mir gekommen? Wie seltsam. Heute ist die einzige Nacht, in der
ich
keine Geräusche gehört habe.“
    „Dann muss ich
dich
gehört haben“, erwiderte sie. „Und Sie, My Lord, Sie fanden es angebracht, mitten in der Nacht einen Sarkophag zu öffnen?“
    Er zuckte mit keiner Wimper. „Ich wiederhole, meine Liebe, mir gehört das Schloss. Mit allem, was sich darin befindet. Wenn ich mich also mitten in der Nacht dazu entschließe, ein paar Kisten zu öffnen, habe ich ganz offensichtlich das Recht dazu.“
    „Aber du musst zugeben, dass es schon ein bisschen seltsam ist“, rief sie. „Und außerdem – dein ganzes Leben gründet auf einer Lüge. Warum diese Maske? Warum dieses Theater? Es ist doch alles in Ordnung mit dir.“
    Er griff nach ihrem Arm.
    Sie wich zurück. „Nein!“
    Er bekam sie trotzdem zu fassen. „Sei still, bitte! Du wirst noch das ganze Haus aufwecken.“
    Stumm starrte sie ihn an. Sofort spürte sie wieder diese unglaubliche Anziehungskraft, die von ihm ausging. Wie sehr sie wünschte, dass all ihr Misstrauen unbegründet war. Sie wollte sein Gesicht berühren und es endlich ganz genau betrachten.
    Sie wollte, dass ihn ihre gesellschaftliche Stellung genauso wenig interessierte wie sie zuvor sein angeblich entstelltes Gesicht. Sie wollte so gern glauben …
    „Lass uns hier verschwinden“, sagte er. Er drehte die Lampe herunter, die er in der Hand hielt, und stellte sie auf einen der Schreibtische. Dann nahm er Camilles Hand und führte sie die Stufen hinauf. In der Kapelle schloss er die Tür hinter sich. „Wie bist du an Shelby vorbeigekommen?“
    „Wage es ja nicht, wütend auf ihn zu sein.“
    „Bin ich ja nicht. Ich bin sicher, dass du vorsichtig warst – und erstaunlich gerissen, als du beschlossen hast, dich nach hier unten zu schleichen.“
    Sie liefen durch den Ballsaal und

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