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Der Mann mit der dunklen Maske

Der Mann mit der dunklen Maske

Titel: Der Mann mit der dunklen Maske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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zu aufdringlichen Sorge von Hunter oder Alex auseinander setzen zu müssen.
    „Wirklich, Sir …“, fing Alex an, aber Sir John schnitt ihm das Wort ab.
    „Ich sagte, an die Arbeit. Wir haben kaum noch Zeit. Alex, gehen Sie in den Lagerbereich. Da gibt es viel zu packen. Wir müssen das erledigen, ohne dass unsere Artefakte beschädigt werden. Hunter, kommen Sie bitte mit zu meinem Schreibtisch.“
    Sir John war ganz geschäftsmäßig. Sowohl Alex als auch Hunter sahen Camille an. Ihre Augen verrieten, dass sie sie nur ungern allein ließen. Camille schenkte beiden ein sprödes Lächeln. Dann ging sie in ihr Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
    Ihr Herz raste. Irgendjemand war gleichzeitig mit Sir John und ihr unten in den Gewölben gewesen. Und sie war sich sicher, wer immer es gewesen war, er hatte ihr Gespräch belauscht. Irgendjemand war dort hinuntergegangen, um sie beide auszuspionieren.
    War Brian Sterling, das Monster von Carlyle, vielleicht vorhin durch die Keller geschlichen, als Sir John und sie über den Tod seiner Eltern gesprochen hatten?
    Sie wandte sich ihrem Tisch zu, ihre Haut begann zu kribbeln.
Da, der Fluch!
    Sie glaubte nicht an mysteriöse Flüche, aber sie wusste, dass Menschen den Fluch von Neid und Habgier tragen konnten. Und wenn das zutraf, hatte der Earl jedes Recht der Welt, sich auf die Suche nach dem Bösen zu machen.
    Camille schloss die Augen. Ihre Gedanken überschlugen sich. Nein, er musste wahnsinnig sein. Sie dachte an die Männer aus diesem Kreis der Freunde – oder zumindest Kollegen –, die hier gerade zusammengetroffen waren. Lord Wimbly? Gütiger Himmel, nein! Sir John? Niemals. Hunter? Er war ein charmanter Frauenheld, aber ein Mörder? Bestimmt nicht! Und Alex, der sanfte Alex …
    Das war verrückt. Verwirrt machte sie sich wieder an die Arbeit. Der Glaube der alten Ägypter erschien ihr langsam weit normaler und vernünftiger als alles, was sie an diesem Morgen von gebildeten Männern in der Zeit der Aufklärung gehört hatte.
    Tristan Montgomery erwachte in einem luxuriösen Bett. Es war groß und weich, die Laken schienen wie Wolken und die Decken waren fein und warm.
    Allerdings durchlief ihn ein kleiner Schauer, als ihm einfiel, dass sie Gäste dieses
Monsters
waren. Und der Mann
war
ein Scheusal, daran bestand kein Zweifel. Schließlich hatte er Tristan wie zu Zeiten der spanischen Inquisition verhört. Wenn es dem Earl gefiel, würde Tristan bis ans Ende seiner Tage im Gefängnis verrotten.
    In dem Moment klopfte es an die Tür.
    „Ja“, sagte er zaghaft.
    Die Tür wurde geöffnet. Herein kam wieder diese Frau, die das Haus zu führen schien, obwohl sie sich mit jedem Wort auf den Earl of Carlyle bezog.
    Tristan zog die Decke ein wenig fester um sich und fragte sich, warum er sich ihr gegenüber so unsicher fühlte. War es Scham? Nun, vielleicht hätte er sich wirklich schämen sollen. Aber so viele Jahre hatte er sich durchs Leben schlagen müssen, indem er sich hier und da immer mal etwas von den Besitztümern anderer Leute abgezweigt hatte. Aber er war nicht völlig selbstsüchtig. Als er Camille weinend neben der Leiche ihrer Mutter entdeckt hatte, war er mit einem Schlag Vater geworden. Ab diesem Moment hatte er ein Kind aufgezogen. Dann war da noch Ralph, für den er sorgen musste.
    Und viel zu oft kümmerte er sich um verlebte, bemitleidenswerte Dirnen, die meistens so hässlich und zahnlos waren, dass er sich nicht vorstellen konnte, wie selbst der verkommenste, alte Freier auch nur von hinten an ihnen interessiert sein konnte. Aber Tristan wollte nicht, dass sie an den Ripper gerieten. Er hatte immer wieder der einen oder anderen alten Hure ein paar Pence fürs Obdachlosenheim gegeben. Er war eigentlich so eine Art Robin Hood, der von den Reichen stahl und es den Armen gab. Wobei ihm leider nicht dieselbe Anerkennung zuteil wurde wie diesem legendären Helden. Nein, nicht im Geringsten.
    „Mr. Montgomery“, sagte die Frau weich. Prior, das war ihr Name. Sie schwebte mit einem leichten Rascheln ihrer Seidenröcke und dem zarten Duft von Parfüm durch den Raum, immer aufrecht und immer mit einem Blick, der zu sagen schien, dass er noch viel schlimmer war, als er sich selbst eingestand.
    „Ja?“ Tristan hatte die Decke jetzt bis zum Kinn hochgezogen.
    „Wie fühlen Sie sich?“
    Ganz gut eigentlich, dachte er. Trotzdem stöhnte er laut. „Völlig zerschlagen, gute Frau, als wenn meine Knochen noch nicht alle wieder am rechten Fleck

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