Der Mann mit der dunklen Maske
Gefühl gezeigt hatte.
„Was ist mit meinen illustren Kollegen auf ihrer Suche nach dem alten Ägypten?“ fragte er.
„Wie meinen Sie das?“
„Sir John war heute da. Und … die anderen?“
Sie seufzte. „Alex hat gearbeitet. Ich habe Aubrey herumlaufen sehen. Weder Hunter noch Lord Wimbly waren da. Zumindest habe ich sie nicht gesehen.“
„Und was ist mit Alex?“
Sie starrte ihn über den Tisch hinweg an. „Was soll mit ihm sein?“
„Hat er irgendetwas Ungewöhnliches gesagt oder getan? Haben Sie mit ihm gesprochen?“
Sie runzelte die Stirn. „Wir arbeiten in derselben Abteilung. Da wir beide ziemlich höfliche und zuvorkommende Menschen sind, sprechen wir eigentlich auch täglich miteinander, das ist nichts Ungewöhnliches.“
„Hat er irgendetwas Besonderes gesagt? Und haben Sie etwas darauf geantwortet?“
Sie leerte den Rest ihres Weines. Er hielt ihren Blick fest, während er auf ihre Antwort wartete, und schenkte ihr nach.
„Er hat nichts Neues gesagt. Er sorgt sich nur um mich.“
„Weil er glaubt, dass ich ein Monster bin?“
Sie hob die Hände. Vermutlich wollte sie ihm nicht sagen, dass Alex genau dieses Wort gebraucht hatte.
Lächelnd senkte er den Kopf. Dann fragte er: „Und was haben Sie ihm gesagt?“
„Was tut das zur Sache? In Wahrheit beginne ich zu glauben, dass alle Männer Monster sind.“
„Und das würde mich definitiv einschließen“, murmelte er.
„Nun, Sie haben hart dafür gearbeitet, eins zu werden. Ist es nicht so?“ Camille starrte ihm in die Augen und griff wieder nach ihrem Weinglas. „Auf der anderen Seite braucht es gar nicht immer so viel Arbeit. Manchmal ergibt sich so ein Verhalten ganz von selbst. Wenn ein Mann in eine so priviligierte Welt hineingeboren ist, nimmt er sich ja oft das Recht, mit denen zu spielen, die unter ihm stehen.“
„Stimmt. Ich sollte meinen Besitz für Waisenkinder öffnen. Ich erinnere mich“, murmelte er.
Sie sprang auf und stieß zu seinem Erstaunen ein zorniges „Oh!“ aus, bevor sie ihre Serviette auf den Tisch warf und zur Tür rannte.
Bis dahin ließ er sie gewähren, dann rief er scharf ihren Namen. „Miss Montgomery!“
Sie blieb wie angewurzelt stehen, dann drehte sie sich langsam zu ihm um. „Vergeben Sie mir, aber ich bin heute Abend nicht hungrig. Und ich fürchte, dass ich Ihnen alles erzählt habe, was ich über irgendwelche Ereignisse im Museum weiß.“
Er stand auf und ging zu ihr.
„Sie können mich nicht zwingen, mit Ihnen zu essen“, rief sie.
Er blieb vor ihr stehen. Zu seinem Ärger konnte er die Nähe zu ihr nur schwer ertragen. Jeder Muskel in seinem Körper brannte, zuckte und schmerzte. Er brauchte seine ganze Selbstbeherrschung, um sie nicht bei den Schultern zu packen und an sich zu …
„Sie werden nicht allein durch das Schloss streifen“, sagte er und betonte jedes einzelne Wort, obwohl er die Zähne zusammengebissen hatte.
Er riss die Tür auf und wartete darauf, dass sie hinausging. Mit erhobenem Kinn schwebte sie hinaus. „Laufen Sie niemals, ich sage niemals, nachts allein durchs Schloss. Haben Sie das verstanden?“
„Oh ja, ich habe verstanden.“
„Wirklich?“
„Nur zu gut“, erwiderte sie.
Und zu seiner absoluten Verblüffung schlug sie ihm einfach die Tür vor der Nase zu.
8. KAPITEL
I n dieser Nacht blieb der Hund nicht bei Camille. Entweder war Lord Stirling der Meinung, dass sie nicht mehr beschützt zu werden brauchte, oder er glaubte nicht, dass sein Schloss noch vor
ihr
beschützt werden musste.
Es war ein sehr langer Tag gewesen. Camille hatte sich ausgiebig in einem heißen Bad entspannt. Danach hätte sie eigentlich sehr müde sein müssen, konnte aber nicht einschlafen, weil ihr so viele Gedanken durch den Kopf gingen.
Er war keineswegs immer ein Monster.
Bei Tisch hatte er durchaus versucht, sich zuvorkommend zu verhalten.
Sicherlich wusste er, dass sie das Kind gesehen hatte. War er so gefühllos, dass es ihm egal war, ob sie die Wahrheit kannte? Nachdem sie ihm neulich Nacht wütend ihre Herkunft gestanden hatte, war ihm vielleicht bewusst geworden, was sie über Männer dachte, die sich weigerten, Verantwortung für ihre Kinder zu übernehmen.
Er allerdings übernahm Verantwortung. Das Kind wurde von diesen drei liebevollen Schwestern aufgezogen – wenn auch ohne Vater.
Camille hatte ihren biologischen Vater nie kennen gelernt, aber Tristan war wirklich ein Segen gewesen … Nun ja, Segen war vielleicht nicht das richtige
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