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Der Mann mit der dunklen Maske

Der Mann mit der dunklen Maske

Titel: Der Mann mit der dunklen Maske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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Bürotür ab. Er blieb nicht ein einziges Mal stehen, bevor er die Straße erreicht hatte. Dort versicherte er sich, dass die Türen zu Britanniens nationaler Schatzkammer fest verschlossen und gesichert waren. Er nickte dem Polizisten zu, der auf seiner nächtlichen Streife vorbeikam.
    Er wandte sich ab und ließ das große Gebäude hinter sich. Erst später, als er seine gemütliche kleine Wohnung erreicht und sich Tee und einen Whiskey eingeschenkt hatte, wurde ihm bewusst, dass er geradezu geflohen war. Nur weil er gedacht hatte, dass jemand dort sein könnte, der vielleicht nichts Gutes im Schilde führte. Obwohl es ja eigentlich seine Pflicht gewesen wäre, dafür zu sorgen, dass niemand Unbefugtes die heiligen Hallen betrat.
    Er dachte erneut an sein Tagebuch, und seine Hände begannen derart zu zittern, dass die Teetasse gegen die Untertasse klirrte.
    Zu ihrer Verblüffung schrie Camille nicht auf, zumindest nicht laut. Und dann war ihr Entsetzen so groß, dass sie keinen Ton mehr über die Lippen brachte. Bestimmt war ihr hämmerndes Herz im ganzen Schloss zu hören. Es dröhnte jedenfalls laut in ihren Ohren.
    Da sie plötzlich nicht mehr die Hand vor Augen sehen konnte, wurden die anderen Sinne umso schärfer. Eine Hand legte sich auf ihre Schulter. Knöchel fuhren über ihre Brüste, die von dem dünnen Stoff des Nachthemds nur spärlich bedeckt waren. Sofort wusste sie, wen sie vor sich hatte. Sie spürte es einfach, noch bevor sein raues, grimmiges Flüstern an ihr Ohr drang.
    „Camille!“
    Er war außer sich. Und er trug keine Maske.
    Erstaunlicherweise hatte sie jetzt keine Angst mehr. Und als sie das glückliche Gefühl von Erleichterung und einer gewissen Sicherheit durchströmte, meldete sich eine Stimme in ihr. Ihr Instinkt schrie, dass sie ihm vertrauen sollte. Aber ihr Verstand verwarf diese Idee sofort.
    Blind streckte Camille die Hand aus und berührte sein Gesicht. Sie spürte seine Haut unter ihren Fingerspitzen. Sie strich über hohe Wangenknochen, eine starke Nase, volle Lippen. Sie wollte gerade etwas sagen, als er ihre Hand packte und sie ihn flüstern hörte:
    „Nein!“
    Camille schluckte schwer. Er bedeutete ihr zu bleiben, wo sie war. Dann verschwand er.
    Sie wartete darauf, dass Licht die Schwärze um sie durchbrechen würde. Aber es blieb dunkel. Sie lehnte reglos an der kalten Steinmauer. Er musste auf der Suche nach einer Lichtquelle sein, dachte sie. Er würde schon wissen, wo so etwas zu finden war. Schließlich gehörte ihm das Schloss.
    Und wenn das Licht aufflammte, würde sie sein Gesicht sehen. Sehen, was so schrecklich und monströs war unter dieser Maske.
    Aber kein Licht durchdrang die Dunkelheit. Beinah hätte sie aufgeschrien, als er plötzlich wieder vor ihr stand, denn sie hatte ihn nicht kommen hören. Sie spürte nur, dass er wieder nahe war. Geruch, Körperwärme, ein Luftzug – aber kein Geräusch. Vielleicht brachte sie die Dunkelheit einfach völlig durcheinander, denn als er sie nun wieder berührte, klammerte sie sich zitternd an ihn, wie albern das auch sein mochte. Unter dem Baumwollstoff, der seine Arme und seinen Oberköper bedeckte, spürte sie die Kraft und Spannung seiner Muskeln. Er beugte sich vor. Sie fühlte seinen Atem an ihrem Ohr und, die Worte, die er flüsterte, waren kaum zu verstehen.
    „Hoch.“
    Camille nickte. Immer noch an seinen Arm geklammert drehte sie sich um. Die Steine zu ihrer Linken waren kalt wie Eis, während sich rechts von ihr sein warmer, lebendiger Körper befand. Der Griff seiner Finger um ihr Handgelenk war beruhigend. Er führte sie die ausgetretenen Stufen hinauf zurück in die Kapelle und schloss nachdrücklich die Tür.
    Da wurde ihr klar, dass er nicht gegangen war, um Licht zu holen. Er war in die Dunkelheit getaucht, um eine Maske aufzusetzen. Er musste mehrere besitzen, denn die, die er nun trug, sah anders aus. Sie bestand aus einfachem, dünnem Leder und hatte keine Ähnlichkeit mit irgendeinem mythischen oder realen Raubtier.
    Das Licht in der Kapelle war immer noch schwach. Da die Tür zur Treppe und der Gruft hinter ihr nun verschlossen war, schien sie mit ihm allein zu sein.
    „Warum haben Sie das getan?“ fragte sie.
    „Sie sollten doch nicht nachts durch das Schloss wandern“, entgegnete er.
    „Ich …“
    „Sie sollen nachts nicht allein durch das Schloss laufen!“
    Camille entwand sich seinem Griff und eilte aus der Kapelle. Mit langen Schritten folgte er ihr. Als er sie fast erreicht hatte,

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