Der Mann mit der Ledertasche.
diese Anklage erhärten, sind:
ANKLAGEPUNKT NR. 1
Sie werden beschuldigt, an folgenden Tagen unentschul- digt gefehlt zu haben:
25. September 1969, 4 Std.
28. September 1969, 8 Std.
29. September 1969, 8 Std.
5. Oktober 1969, 8 Std.
6. Oktober 1969, 4 Std.
7. Oktober 1969, 4 Std.
13. Oktober 1969, 5 Std.
15. Oktober 1969, 4 Std.
19. Oktober 1969, 8 Std.
23. Oktober 1969, 4 Std.
29. Oktober 1969, 4 Std.
4. November 1969, 8 Std.
6. November 1969, 4 Std.
12. November 1969, 4 Std.
13. November 1969, 8 Std.
Vorausgesetzt, die derzeitige Anklage wird aufrechterhal- ten, werden außerdem folgende Punkte aus Ihren Akten auf das Ausmaß der disziplinarischen Maßnahmen einen gewissen Einfluß haben:
Wegen unentschuldigten Fehlens wurde Ihnen bereits am 1. April 1969 eine schriftliche Verwarnung zugestellt.
Am 17. August 1969 wurde Ihnen eine Mitteilung über gegen Sie eingeleitete Maßnahmen wegen unentschuldigten Fehlens zugestellt. Sie wurden daraufhin drei Tage ohne Bezahlung vom Dienst suspendiert, vom 17. November 1969 bis zum 19. November 1969.
Sie haben das Recht, auf die Anklage mündlich oder schriftlich (oder beides) zu antworten und sich von einem Vertreter Ihrer eigenen Wahl begleiten zu lassen. Ihre Ant- wort hat spätestens zehn (10) Kalendertage nach Erhalt dieser Benachrichtigung zu erfolgen. Es steht Ihnen frei, Ihrer Antwort eidesstattliche Erklärungen beizufügen. Falls Sie eine schriftliche Antwort vorziehen, ist diese an den Postvorsteher, Los Angeles, California 90052 zu adressieren. Wenn für Ihre Antwort zusätzliche Zeit erforderlich ist, muß die Notwendigkeit vorher in einem schriftlichen An- trag begründet werden.
Wenn Sie persönlich antworten wollen, ist es notwendig, vorher einen Zeitpunkt auszumachen, und zwar mit Edwin R. Gallasch, Vorstand der Personalabteilung, oder mit Do- nald J. Lucas, Sachbearbeiter in Personalangelegenheiten. Beide sind unter der Telefonnummer 688-2140 zu erreichen.
Wenn die zehntägige Beantwortungsfrist verstrichen ist, werden sämtliche Fakten in Ihrem Fall, einschließlich einer Antwort, falls Sie eine geben, eingehend gewürdigt werden, bevor eine Entscheidung gefällt wird. Das Urteil wird Ihnen schriftlich zugestellt werden. Wenn dieses Urteil gegen Sie ausfällt, wird Ihnen dieses Schreiben den Grund oder die Gründe angeben, die diesem Urteil zugrundeliegen.
SECHS
Ich saß neben einem jungen Mädchen, das seine Tabelle nicht besonders gut beherrschte.
»Wohin gehört 2900 Roteford?« fragte sie mich.
»Versuchen Sie's mit 33«, sagte ich ihr.
Der Aufseher redete mit ihr.
»Sagten Sie nicht, Sie seien von Kansas City? Meine El- tern sind beide in Kansas City geboren.«
»Tatsächlich?« sagte das Mädchen.
Dann fragte sie mich:
»Und wohin mit 8400 Meyers?«
»Fach 18.«
Sie war zwar ein bißchen pummelig, dafür aber reif wie Fallobst. Ich paßte. Von Frauen wollte ich vorläufig nichts mehr wissen.
Der Aufseher trat ganz dicht an sie heran.
»Wohnen Sie weit vom Postamt weg?«
»Nein.«
»Gefällt Ihnen Ihre Arbeit?«
»Ja, doch.«
Sie wandte sich an mich.
»Und 6200 Albany?«
»16.«
Als mein Korb leer war, redete mich der Aufseher an:
»Chinaski, ich hab bei diesem Korb mitgestoppt. Sie haben dazu 28 Minuten gebraucht.«
Ich gab ihm keine Antwort.
»Ist Ihnen die Norm für diesen Korb bekannt?«
»Nein.«
»Wie lange sind Sie schon hier?«
»Elf Jahre.«
»Sie sind seit elf Jahren hier und kennen die Norm nicht?«
»Stimmt genau.«
»Sie verteilen die Post, als sei Ihnen das gleichgültig.«
Das Mädchen hatte immer noch einen vollen Korb vor sich.
Wir hatten gleichzeitig angefangen.
»Und Sie haben sich mit dieser Dame hier unterhalten.«
Ich zündete mir eine Zigarette an.
»Chinaski, kommen Sie mal einen Augenblick mit.«
Er stand vor den Blechkästen und zeigte mit dem Finger auf sie. Alle Angestellten steckten jetzt die Post sehr schnell in die Fächer. Ich sah zu, wie sie ihre rechten Arme wie wild in der Luft herumstießen. Sogar das pummelige Mäd- chen machte jetzt schneller.
»Sehen Sie die Zahlen hier am Ende des Kastens?«
»Sicher.«
»Diese Zahlen sagen Ihnen, wie viele Briefe Sie in der Minute zu verteilen haben. Ein 60-cm-Korb muß in 23 Mi- nuten leer sein. Sie haben fünf Minuten länger gebraucht.«
Er zeigte auf die 23. »23 Minuten ist die Norm.«
»Die 23 hat überhaupt nichts zu bedeuten«, sagte ich.
»Was soll das heißen?«
»Das soll heißen, daß hier zufällig ein Mann mit einem Farbentopf vorbeikam und die 23
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