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Der Mann ohne Eigenschaften (German Edition)

Der Mann ohne Eigenschaften (German Edition)

Titel: Der Mann ohne Eigenschaften (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Musil
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Müllabfuhr zum weltumspannenden Wirtschaftskonzern nur auf Beziehungen, deren Zusammenhang mit einer erhöhten Humanität sicher ist, und doch ist aus dem einen die silberne Kultur des Dixhuitième und aus dem anderen war Arnheim entstanden. Das Leben stellte ihm somit eindeutig eine Aufgabe, die er am richtigsten in die tief zwiespältige Frage fassen zu können glaubte: welches Maß von Gemeinheit ist notwendig und zulässig, um Größe der Gesinnung zu schaffen? – In einer anderen Schichte hatten seine Gedanken aber inzwischen von Zeit zu Zeit das weiter verfolgt, was er Soliman über Intuition und Rationalismus gesagt hatte, und mit großer Lebhaftigkeit erinnerte sich Arnheim plötzlich daran, wie er zum erstenmal seinem Vater erklärt hatte, daß dieser seine Geschäfte durch Intuition mache. Intuition zu haben, war damals bei allen Leuten an der Zeit, die ihr Tun mit der Vernunft nicht recht verantworten konnten; es spielte ungefähr die gleiche Rolle, die es augenblicklich innehat, Tempo zu besitzen. Alles, was man falsch machte oder was einem zu innerst nicht restlos gelang, wurde dadurch gerechtfertigt, daß es für die Intuition oder durch sie geschaffen sei, und man benutzte Intuition sowohl zum Kochen wie zum Bücherschreiben; aber dem alten Arnheim war nichts davon bekannt, und er ließ sich wahrhaftig verleiten, überrascht zu seinem Sohn aufzublicken. Es war das ein großes Frohlocken für diesen gewesen. »Gelderwerben« sagte er »zwingt uns zu einem Denken, das nicht immer vornehm ist. Dabei ist es wahrscheinlich, daß wir großen Geschäftsleute dazu berufen sind, bei der nächsten Wendung der Geschichte die Führung der Massen zu übernehmen, ohne daß wir wissen, ob wir seelisch dazu imstande sein werden! Wenn es aber etwas auf der Welt gibt, das mir dazu Mut machen kann, so bist es du, denn du hast eine Gabe des Gesichts und Willens, wie sie in den alten großen Zeiten die Könige und Propheten besessen haben, die noch von Gott geleitet wurden. Wie du ein Geschäft anpackst, ist ein Geheimnis, und ich möchte sagen, alle Geheimnisse, die sich der Berechnung entziehen, sind vom gleichen Rang, ob es das Geheimnis des Mutes, der Erfindung oder das der Sterne ist!« Kränkend deutlich sah Arnheim vor sich, wie des alten Arnheim Blick, der zu ihm erhoben gewesen war, nach seinen ersten Sätzen sich wieder in die Zeitung senkte, aus der er sich nicht mehr erheben sollte, so oft der Sohn auch von Geschäften und Intuition sprach. Dieses Verhältnis zwischen Vater und Sohn hatte immer bestanden, und in einer dritten Gedankenschicht, gleichsam in der Leinwand dieser Erinnerungsbilder, kontrollierte es Arnheim auch jetzt. Er sah in der überlegenen Geschäftsbegabung seines Vaters, die ihn beständig bedrückte, etwas wie eine Urkraft, die dem komplizierteren Sohn unerreichbar bleiben mußte, womit er das Vorbild aus dem Bereich vergeblicher Anstrengungen entrückte und sich gleichzeitig einen Adelsbrief seiner Abstammung schuf. Er kam durch diesen Doppelkunstgriff gut davon. Das Geld wurde zu einer überpersönlichen, mythischen Macht, der nur die Ursprünglichsten ganz gewachsen sind, und er versetzte seinen Urahn unter die Götter, genau so, wie es die alten Krieger getan hatten, denen ihr mythischer Vorfahr trotz allen Schauers wahrscheinlich auch ein wenig primitiv vorgekommen sein dürfte im Vergleich mit ihnen selbst. In einer vierten Schicht wußte er aber nichts von dem Lächeln, das über dieser dritten lag, und dachte ganz den gleichen Gedanken noch einmal ernst, indem er sich die Rolle überlegte, die er auf Erden noch zu spielen hoffte. Solche Schichten des Denkens sind natürlich nicht wörtlich zu verstehen, als wären sie wie verschiedene Tiefen und Böden übereinander gelagert, sondern sie sind nichts als ein Ausdruck für die durchlässige, aus verschiedenen Richtungen flutende Bewegung des Denkens, wenn sie unter der Wirkung starker Gefühlsgegensätze steht. Zeit seines Lebens hatte Arnheim ja auch eine fast krankhaft empfindliche Abneigung gegen Witz und Ironie besessen, die wahrscheinlich von einer nicht gerade geringen ererbten Anlage zu beiden herrührte. Er hatte sie unterdrückt, weil sie ihm immer für den Inbegriff des Unadeligen und pöbelhaft Intellektuellen gegolten hatte, aber gerade jetzt, wo seine Gefühle am adeligsten und geradezu intelligenzfeindlich waren, meldete sie sich im Verhältnis zu Diotima, und wenn seine Empfindungen gleichsam schon auf den Zehen

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