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Der Mann ohne Geld - Meine Erfahrungen aus einem Jahr Konsumverweigerung

Der Mann ohne Geld - Meine Erfahrungen aus einem Jahr Konsumverweigerung

Titel: Der Mann ohne Geld - Meine Erfahrungen aus einem Jahr Konsumverweigerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Boyle
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gleichen Geschwindigkeit entwickelt wie die moderne Toilettenschüsseltechnik (falls man eine Toilettenschüssel als Technik bezeichnen kann). Als Toilettenpapier verwende ich die eine oder andere Zeitung. Zeitungen zu benutzen, ist nicht so schlecht, wie es sich anhören mag, aber es kommt darauf an, dass man das richtige Blatt nimmt. Ich finde großformatige Blätter nicht sehr angenehm, obwohl sich ihr Inhalt viel besser liest. Am besten eignen sich kleinformatige Boulevardzeitungen, die hier wenigstens sinnvoll verwendet werden. Zwar entsprechen sie nicht ganz dem Mehrlagenstandard, den ich zuvor genossen habe, aber ich gewöhne mich bemerkenswert schnell daran. Das beste Blatt von allen war ironischerweise das Anzeigenmagazin Trade-it : perfekte Größe und einigermaßen weich.
    Der lustigste Moment war, als ich eines Morgens einen Streifen vom Daily Mirror abriss und, als ich gerade meinen Hintern damit abwischen wollte, darauf meine hässliche Visage erblickte, die mich anstarrte. Natürlich machte ich weiter. Man erhält nicht oft die Gelegenheit, sich selbst gegenüber so respektlos zu sein.
    Als Nächstes die Zähne. Ich benutze eine Mischung aus gemahlenem wildem Fenchelsamen und Sepiaschulp (der von Zeit zu Zeit an die britische Küste gespült wird). Sepiaschulp hat die Schleifwirkung, die man braucht, um die Zähne zu reinigen und von Plaque zu befreien, während die Fenchelsamen einen unglaublich frischen Atem machen und Bakterien und alles andere töten, was zu faulen Zähnen oder ungesundem Zahnfleisch führen kann. Selbst in ganz gewöhnlicher Zahnpasta ist Fenchelsamen enthalten. Meine Zahnbürsten stammen aus einer Sammlung von etwa 70 Stück, die ein Freund von mir im Müllcontainer eines Supermarktes fand. Die Zahnbürsten waren völlig in Ordnung. Es sah aus, als seien sie weggeworfen worden, weil die Verpackung einen leichten Wasserschaden erlitten hatte. Ich nahm sie dankbar an und hatte damit wieder ein potenzielles Problem gelöst.
    Ich rasiere mich schnell – Kopf und Kinn – mit einem extrem scharfen Rasiermesser, das ich statt mit einem Lederriemen mit einem Birkenporling (einem entzündungshemmenden Pilz) schärfe. Das ist ein Veganertrick, den mir Fergus beigebracht hat. Zum Schluss dusche ich mich ganz kurz unter meiner Solardusche. Da Winter herrscht, ist das Wasser eisig kalt, aber mit der Apparatur kann ich wenigstens duschen. Ich fülle den schwarzen Sack für den nächsten Tag wieder mit Flusswasser auf.
    Jetzt ist es sieben Uhr und somit Zeit, meinen Computer hochzufahren. Während ich warte, was nicht sehr lang dauert, weil ich Linux benutze, mache ich noch einmal 60 Liegestütze und 90 Stemmübungen mit einem 30 Pfund schweren Betonstein. Freeconomy ist in den letzten zwei Monaten so schnell gewachsen, dass mich die Arbeit ein wenig überfordert. Ich verbringe eine Stunde mit der Verwaltung der Website und den unvermeidlichen Anfragen und beantworte dann meine privaten E-Mails. Ich kann keine Telefonanrufe tätigen, daher ist die E-Mail neben persönlichen Treffen meine zweite Form der Kommunikation. Von all diesen Aufgaben abgesehen, bereite ich Mittagessen und Abendessen für den jeweiligen Tag vor, bevor ich um 8:30 Uhr mit meiner Arbeit auf dem Bauernhof beginne.
    Die Arbeit auf dem Bauernhof ist äußerst abwechslungsreich. An einem Tag baue ich Gemüse an, am nächsten kümmere ich mich um die Hecken, am dritten setze ich (paradoxerweise) mein Wirtschaftswissen ein, um den anderen dabei zu helfen, einen nachhaltigen Businessplan für die Bauernhofgemeinschaft zu erstellen. Um elf Uhr mache ich eine Pause und bewerbe während dieser Zeit den wöchentlich stattfindenden »Freeskilling«-Abend zum Austausch von Fähigkeiten, den ich mit der örtlichen Freeconomy-Gruppe abhalte. In der einen Woche kann es um die Herstellung von Brot oder Bier gehen, in der nächsten um den Bau eines irdenen Ofens, in der dritten um den Zusammenbau eines Computers. Nach weiteren Stunden harter Arbeit kehre ich zum Mittagessen in den Wohnwagen zurück. Es gibt eine Mischung verschiedener Lebensmittel: Einen Teil habe ich am Morgen gesammelt, einen Teil habe ich am Abend zuvor aus dem Container gefischt, und ein Teil sind einheimische vegane Bioprodukte, die ich im Tausch für meine Fähigkeiten bekommen habe. Während ich esse, versuche ich, etwas zu schreiben – eine Kolumne, meinen Blog oder dieses Buch –, bevor ich wieder aufs Feld gehe.
    Gegen 16:30 Uhr mache ich für das Abendessen

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