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Der Mann ohne Geld - Meine Erfahrungen aus einem Jahr Konsumverweigerung

Der Mann ohne Geld - Meine Erfahrungen aus einem Jahr Konsumverweigerung

Titel: Der Mann ohne Geld - Meine Erfahrungen aus einem Jahr Konsumverweigerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Boyle
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Nährstoffe und Mineralien gewöhnt, die Linsen aus China, Nüsse aus Bolivien und Soja aus den USA lieferten, und sie kamen nicht sehr gut damit zurecht, als ich hierfür nicht sofort Ersatz finden konnte. Es ist nicht so, dass wir diese Pflanzen hier nicht anbauen können, sondern wir haben vielmehr Länder mit unserer Lebensmittelsicherung beauftragt, in denen die Arbeit billiger ist.
    Im ersten Monat meines ölfreien Jahres schlief ich ziemlich schlecht, fühlte mich schlapp und war unzufrieden. Damals wusste ich nicht warum, aber im Gespräch mit einem Ernährungswissenschaftler erfuhr ich, dass ich einen Mangel an Tryptophan hatte, einer essenziellen Aminosäure. Nahrungsmittelergänzungen kamen nicht in Frage, also machte ich Jagd auf einheimische Pflanzen mit einem hohen Tryptophangehalt wie Senfgrün, gesammelte Haselnüsse und Meeresalgen, Brokkoli, Grünkohl, Roggenkeime und Spinat. Binnen Wochen war nicht nur mein Normalzustand wiederhergestellt, ich fühlte mich energiegeladener als je zuvor und schlief besser. Dieses Experiment war eine gute Voraussetzung für mein Jahr ohne Geld, und ich achtete darauf, dass mein Speiseplan verschiedene dieser Lebensmittel enthielt.
    Den Winter über und zu Frühlingsanfang war ich in wirklich guter psychischer Verfassung. Doch so gut wie sie geworden war, zur Frühlingsmitte wurde sie auf die erste Probe gestellt.

11 Unwillkommene Gäste und Kameraden in der Ferne
    Der unwillkommene Besucher
    Wie jeder weiß, der in den kälteren Monaten draußen lebt, sind Mäuse und Ratten immer in der Nähe, da sie versuchen, vor den eisigen Temperaturen zu flüchten und immer in der Nähe einer dauerhaften Lebensmittelquelle zu sein. Moderne Häuser sind so gebaut, dass es Ratten und Mäuse schwer haben, hineinzukommen. Sie von umweltverträglichen Behausungen fernzuhalten, ist schwieriger.
    Dem, der draußen lebt, stellt sich die Frage, wie man mit den kleinen Hausgenossen umgehen soll, die man unweigerlich anlockt. Ratten und Mäuse werden die häufigsten Besucher sein, wobei eine Kakerlakenplage einen verheerenden Schaden anrichten kann. Diese drei Tierarten – insbesondere Kakerlaken – könnten wahrscheinlich fast alles überleben, aber von Ratten und Mäusen sind Mäuse die angenehmeren Gäste. Sie sind klein, haben Angst vor Menschen und können nur begrenzten Schaden anrichten. Als Mitte Februar eine Maus in meinen Wohnwagen einzog, kümmerte ich mich nicht groß darum. Sie wohnte im Kleiderschrank (ich habe nie das Geschlecht meiner Maus festgestellt, aber die Unordnung, die sie machte, erinnerte mich an einige meiner Exfreundinnen, also behauptete ich scherzhaft, es sei ein Weibchen), ließ mich weitgehend in Ruhe und ärgerte mich auch nicht, indem sie nachts lange wach blieb.
    Zu Frühlingsanfang beschloss sie jedoch, dass sie sich ein Nest bauen wollte. Und sie beschloss, ihre Handwerkertätigkeiten um drei Uhr früh zu beginnen. Sie knabberte die Isolation aus der Wand, schleppte oben im Kleiderschrank liegende Plastiktüten und Zeitungen herunter und sorgte im Allgemeinen für eine ordentliche Portion Unruhe. Ich wiederum verbrachte den folgenden halben Tag damit, das Loch, das sie gemacht hatte, mit Brettern zu vernageln, was aus ihrer Perspektive genauso rücksichtslos war. Auf alle Fälle war das Ergebnis eine Nacht mit einem zornigen Nager. Das Minimonster verbrachte vier Stunden damit, meine Reparaturen zunichtezumachen, indem es direkt darüber einfach ein neues Loch grub. Hätten wir unsere Auge-um-Auge-Zahn-um-Zahn-Fehde ewig so weitergeführt, wäre aus der Wand eine Ansammlung kleiner Bretter geworden. Also gestand ich nach meinem zweiten Versuch, ihren Privatzugang zu meinem Haus dichtzumachen, meine Niederlage ein und schnitzte ihr Schlüssel.
    Lebt man zusammen mit Personen, die zu nachtschlafender Zeit schwer in Partylaune sind, könnte man aufstehen, sich zu ihnen gesellen und auch etwas Spaß haben. Das war hier leider nicht so. Nach einigen Wochen, in denen ich sehr wenig Schlaf abbekommen hatte, fing das Viech an, mich in den Wahnsinn zu treiben. Ich war gern bereit zu einer friedvollen Koexistenz, aber das hier war nicht friedlich. Sie brachte das Fass zum Überlaufen, als sie den Sack Roggen in Angriff nahm, für den ich einen Tag lang gearbeitet hatte. Der Sack war zu groß, als dass ich ihn in den Wohnwagen hätte quetschen können, und ich hatte keinen Metallbehälter gefunden, der groß genug gewesen wäre, um ihn zu schützen. Jeden Tag

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