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Der Mann ohne Geld - Meine Erfahrungen aus einem Jahr Konsumverweigerung

Der Mann ohne Geld - Meine Erfahrungen aus einem Jahr Konsumverweigerung

Titel: Der Mann ohne Geld - Meine Erfahrungen aus einem Jahr Konsumverweigerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Boyle
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meisten, die mit mir über mein Leben sprachen, dachten, ich sei der einzige Mensch auf der Welt, der komplett ohne Geld lebte. Ich war (soweit mir bekannt war) der Einzige im Vereinigten Königreich, aber auf keinen Fall die einzige so lebende Person in der heutigen Gesellschaft. Im Vergleich zu zwei anderen, auf die ich stieß, war ich ein Grünschnabel. Heidemarie Schwermer, die 68-jährige deutsche Autorin von Das Sterntalerexperiment – Mein Leben ohne Geld , lebt seit 14 Jahren fast völlig ohne Geld. (Sie behält von ihrer Rente jeden Monat ein paar Euro für Zugfahrten zurück, den Rest gibt sie weg.) In Ein Leben ohne Geld , ein Film über ihre Erfahrungen, erzählt sie, wie sie viele Jahre als Lehrerin und Psychotherapeutin in Dortmund arbeitete. Wie die meisten Menschen verbrachte sie einen Großteil ihrer Zeit damit, Geld für Dinge zu verdienen, die sie brauchte, und auch für Dinge, die sie nicht wirklich brauchte. Als Psychotherapeutin lernte sie viele Menschen kennen, die depressiv, frustriert und überarbeitet waren und sehr wenig Freizeit hatten. Unter den Arbeitslosen und Armen fand sie oft Menschen, die sich wertlos fühlten. Ich hatte durch Markus, einen Freund, der Deutsch sprach, von Heidemarie gehört, bevor ich mein geldfreies Jahr begann. Damals gab es ihre Schriften nur auf Deutsch, daher konnte ich ihr Denken und ihre Erfahrungen nur ergründen, wenn Markus übersetzte. Seit die Medien jedoch stärker am Konzept einer geldlosen Gesellschaft interessiert sind, hat sie sich mehr bemüht, mit der englischsprachigen Welt zu kommunizieren.
    Heidemarie startete einen Tauschring, über den Menschen mit wenig oder gar keinem Geld Gegenstände oder Gefälligkeiten austauschen konnten ( Gib und Nimm ). Durch den Tauschring kamen die Menschen auf neue Art in Kontakt miteinander. Sie hatten das Gefühl, nützlich und etwas wert zu sein, und schätzten den sozialen Aspekt ihrer Kontakte. Nach einer Weile entschied sich Heidemarie zu einem Experiment. Sie gab ihre Wohnung auf, verschenkte ihre Besitztümer an Freunde und begann ein neues Leben auf der Basis des Austauschens von Gefälligkeiten, ohne Geld. Zu Anfang lebte sie bei Freunden und Bekannten, hütete ihre Häuser, wenn sie in den Ferien oder unterwegs waren, und erhielt im Gegenzug etwas zu essen und ein Dach über dem Kopf. Über die Jahre entstanden nach ihrem Vorbild Tauschringe in ganz Deutschland. Die Einzigen, die sie nicht überzeugen konnte, sind die Manager der Deutschen Bahn, weshalb sie etwas Geld fürs Zugfahren zurückbehält. Ich fragte mich, warum sie nicht trampte, aber ich vermute, das ist viel einfacher für einen 30-jährigen Typen als für eine ältere Dame. Heidemaries Ziel war schlicht, ein »höheres Bewusstsein für die Beziehung zwischen Geld und Konsum« zu schaffen. Und auch wenn sie nicht völlig ohne Geld lebte, erlebte sie genügend Abenteuer, um viele dazu zu inspirieren, im Alltag immer weniger Geld zu verwenden.
    Eine andere Person, die als Ergebnis einer ähnlichen Welle des Interesses am geldlosen Leben ins Rampenlicht katapultiert wurde, ist Daniel Suelo, ein 49 Jahre alter Amerikaner aus Moab, Utah, der seit 2000 komplett ohne Geld lebt. Das rückte mein winziges Jährchen in die richtige Perspektive. Ich hörte von Daniel erst, nachdem ich begonnen hatte, aber meine Recherchen im April machten mich auf seinen Blog aufmerksam, der aber weitgehend ignoriert zu werden schien, wenn man bedenkt, wie lange er schon so lebte. In der Mitte meines geldfreien Jahres, als das Medieninteresse zum Glück abebbte, brachte das bekannte amerikanische Magazin Details eine Geschichte über diesen »Höhlenmenschen«, und MSN nahm die Story in seine Website auf. Das Interesse an Daniel stieg von fast null (entsprechend seinem Kontostand) über Nacht auf Millionen von Menschen (nicht entsprechend seinem Kontostand). Sein Blog wurde, ähnlich wie meiner, zum Forum heißer Debatten. Zyniker, die sich nicht die Mühe machten, seine Motive zu verstehen, hielten es für ihre Pflicht, ihm zu sagen, was für ein abartiger Mensch er sei. Wer hätte gedacht, dass es ein so großes gesellschaftliches Verbrechen ist, in einer Höhle zu leben, ohne einen CO 2 -Fußabdruck in einer Welt zu hinterlassen, deren Klima sich rapide verändert?
    Ich möchte einige von Daniels Gedanken wiedergeben, um Ihnen einen Einblick in seine Ansichten zu geben. Ich teile diese Ansichten nicht unbedingt. Obwohl ich vieles genauso sehe, trifft das durchaus

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