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Der Mann von Anti

Der Mann von Anti

Titel: Der Mann von Anti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ekkehard Redlin (Hrsg)
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frei. Wärme, feuchte Schwüle, strömte heraus. Es mußten wenigstens fünfunddreißig Grad sein. Jason sah sich um. Nach wenigen Augenblicken mußte er sich den Schweiß von der Stirn wischen.
Licht schimmerte trübe durch staubverklebte Leuchtelemente, Spinnweben flatterten hauchzarten Standarten gleich im warmen Luftstrom.
Aus einer Ecke fiel in hohem Bogen ein Wasserstrahl auf eine Reaktorkammer. Beim Auftreffen spritzte das Wasser schillernd auseinander, hinterließ dunkle Spuren, rann in dünnen Rinnsalen herunter, um irgendwo zu versickern. Das Wasser dampfte von der Wärme des Reaktors.
Jason machte sich daran, den Schaden zu beseitigen. Er arbeitete schnell, um sich nicht zu lange hier aufhalten zu müssen. Nach kurzer Zeit floß ihm der Schweiß in Strömen vom Körper. Er riß die Jacke herunter, schließlich auch das Hemd. Zuerst fluchte er verbissen, doch bald schwieg er mit derselben Verbissenheit.
Das defekte Rohr entzog sich seinem Zugriff hinter Armaturen und verschwand in einem Gewirr von anderen Rohren.
Jasons Gesicht und Oberkörper waren schnell mit einem Gemisch von Rost, Wasser und Dreck verschmiert. Er nahm sich nicht die Zeit, darauf zu achten.
Als er fertig war, keuchte sein Atem, und die schmerzenden Muskeln versagten den Dienst. Es möchten Stunden vergangen sein.
Nachdem er die letzte Schraube angezogen hatte, fiel ihm das Werkzeug aus der Hand. Er lehnte sich, auf dem Fußboden sitzend, gegen die Wand. Seine Lider waren verklebt, die Lippen rauh und aufgesprungen. Eine wohlige Müdigkeit zwang ihn, die Augen zu schließen. Fast wäre er in diesem Zustand glückseliger Zufriedenheit eingeschlafen, wenn nicht zufällig sein Blick das Reaktorgehäuse gestreift hätte.
Auf dem Reaktor lag Johanna. Er hatte die Pfoten von sich gestreckt, ließ den Schwanz, leicht gekrümmt, herabhängen und gab so einem Zustand äußerster Entspannung Ausdruck. Der Anblick eines krelossischen Sechsköpfers auf dem Reaktor hätte Jason nicht stärker erschüttern können. Sein Blick trübte sich, der Boden begann unter ihm zu schwanken. Johanna trug plötzlich den Kopf eines zahnlosen Greises, der unzweifelhaft eine gewisse Ähnlichkeit mit Jipsy aufwies.
Halt suchend, griffen seine Hände umher, da schob sich wie von selbst etwas Weiches zwischen seine Finger.
Jason sah nicht hin. Voller Grimm schleuderte er das Geschoß nach dem Kater. Ein durchsichtiger Beutel mit einem weichen, mehligen Inhalt zerplatzte mit dumpfem Knall an der Stelle, wo eben noch der Gelbe gelegen hatte. Eine weiße Wolke stiebte hoch. Der Kater, der sich mit einem gewaltigen Sprung gerettet hatte, verschwand im Nebel. Das Pulver stach in die Nase. Niesreiz schüttelte Jason; er verließ eilig den Raum.
Stunden später durchsuchte er noch immer hin und wieder niesend, die Rakete. Die Besichtigung selbst der finstersten Winkel blieb erfolglos: Johanna kam nicht zum Vorschein.
Zuletzt kroch er auf allen vieren durch den Hauptkabelschacht. Staub wallte hoch und reizte ihn wieder zum Niesen. Unter dem Fußboden zur Vorratskammer angelangt, wollte er ein wenig verschnaufen. Den Kopf auf die Arme gelegt, starrte er mutlos ins trübe Dämmerlicht der schwachen Beleuchtung. Hätte ihm vor zwei Tagen jemand diese Situation prophezeit, würde er ihn wahrscheinlich des dummen Scherzes wegen aus seinem Gedächtnis gestrichen haben. War das alles nicht wahr? Nein, nein, er mußte Johanna haben, um sich selber beweisen zu können, daß das Ganze nicht ein böser Traum war.
Da funkelten ihm, fünf Meter entfernt, zwei runde grüne Katzenaugen entgegen.
Es gab nichts zu überlegen. Jason hatte sich längst entschlossen, die Angelegenheit mittels gütlicher List zu regeln. Er rief Johanna mehrere Male freundlich beim Namen, bis ihn eine Salve gewaltiger Nieser daran hinderte, in seinem Bemühen fortzufahren.
»Sei doch still, du Depp«, sagte Johanna gereizt, »du verjagst mir ja die Mäuse.«
Das ging entschieden zu weit. Vorsichtig, aber entschlossen kroch er auf Johanna zu, dessen Silhouette sich undeutlich gegen den Hintergrund abhob.
»Bleib liegen«, zischte Johanna, »sonst kannst du was erleben. Ich muß endlich ein paar Mäuse fangen.«
»Was willst du Mäuse fangen«, schrie Jason erbittert, »du bist doch überhaupt keine Katze! Rück endlich damit heraus, was ist los mit dir?«
»Natürlich bin ich keine Katze«, entgegnete Johanna, »sondern ein Kater.« Das letzte Wort betonte er würdevoll.
»Hör auf, mich zu belügen«, sagte Jason und

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