Der Mann von Anti
stolperte er über ein auf dem Boden des Ganges liegendes Blech. Es handelte sich um eine der Deckenverschalungen, die dort mitten im Weg lag wie ein Taschentuch, das jemand verloren hatte, ein wenig zerknittert und schmutzig. Jason nahm es auf, wog es in der Hand und betrachtete prüfend die Öffnung über sich. Rohre und Kabel traten, aus den Tiefen des Schiffes kommend, hervor und verschwanden wieder nach irgendwohin. Die Halterungen der Verschalung hatten sich offensichtlich gelockert. Jason stellte das Blech an die Wand und nahm sich vor, den Schaden später zu reparieren.
Während er sich eine Mahlzeit zubereitete, vergaß er das Blech.
Als Jason in die Zentrale zurückkehrte, lag Johanna faul auf dem Sitz des Zweiten Piloten. Der Raum war erfüllt von krachenden Geräuschen, Klirren von Metall und menschlichen Schreien. Ein historischer Film entfaltete auf dem Bildschirm lautstarke Handlung. Johanna schien Gefallen daran zu finden. Er nahm keine Notiz von Jason und verfolgte aufmerksam die Filmhandlung.
Jason konnte sich nicht daran erinnern, das Unterhaltungsprogramm eingeschaltet zu haben. Er stellte Tasse und heiße Pfanne auf dem Steuerpult ab und bemächtigte sich mit einer schnellen Bewegung Johannas. Der Kater ließ sich ohne die geringste Gegenwehr in einen Papierkorb aus engmaschigem Drahtgeflecht sperren, der mit einem gut schließenden Deckel versehen war; wahrscheinlich stammte er noch aus der Zeit vor der Erfindung der Schwerkraftgeneratoren.
Er schien Jason ein ausgezeichnetes Gefängnis zu sein, bequem und sicher. Johanna rollte sich auf dem Boden des Korbes zusammen und verfolgte von dort den Kampf zweier Piratenmannschaften auf Leben und Tod.
Zufrieden mit seinem Erfolg, wandte sich Jason seiner Mahlzeit zu. Hin und wieder warf er einen Blick auf den Bildschirm.
Er aß mit Appetit, trank mit kleinen Schlucken den duftenden Kaffee und vergaß darüber völlig die Frage, wer das Programm eingeschaltet haben mochte.
Es war einer der üblichen historischen Kitschschinken, die das irdische Regionalprogramm speziell für Weltraumfahrer ausstrahlte. Zwar war Jason der Zusammenhang zwischen beiden nie recht klargeworden, doch er hatte diese »Sendungen für den Weltraumfahrer«, aus der Not eine Tugend machend, jahrelang gleichmütig toleriert. Allerdings empfand er dieses Mal das Dargebotene geradezu als Belästigung. Er schüttelte seufzend den Kopf und wischte mit einem Kanten Brot das Fett aus der Pfanne.
Er tat dies so automatisch, daß ihm gar nicht in den Sinn kam, daß er zum ersten Mal, seitdem er erwachsen war, derart barbarischen Tischsitten huldigte.
Auf dem Kreuzer pflegten die irdischen Reisenden zusammen mit der Besatzung im Weißen Salon zu speisen, während sich die extraterrestrischen Passagiere entsprechend ihren Lebensgewohnheiten individuell ernährten. Die gepflegten Mahlzeiten wurden von verdauungsfördernder Musik intergalaktischer Meister begleitet, deren Auswahl der Kommandant seiner jeweiligen Tischdame zu überlassen verpflichtet war. Man speiste von silbernen Tabletts. Die Bestecke waren handgearbeitete Meisterschöpfungen superstellarer Künstler. Über samtgrünen Teppichen schwebten schneeweiße Tischtücher. Die Roboterkellner servierten mit unaufdringlicher Höflichkeit sämtliche Gaumenfreuden der Milchstraße.
Jason fühlte sich gesättigt und rülpste ungeniert. Er hielt sich nicht einmal die Hand vor den Mund.
»Ferkel«, sagte jemand im Hintergrund, was Jason wegen des sich steigernden Filmlärms überhörte.
Als er sich eben dazu entschlossen hatte auszuschalten, unterbrach eine Tonstörung die lautstarke Szene. Zwei Sekunden lang konnte sich der Filmheld, ein muskulöser Piratenkapitän, der gerade dabei war, ein codiertes Geheimdokument zu entziffern, lediglich in theatralischer Pantomime ergehen, ehe er mit leicht kratzender Stimme fortfuhr: »Daunenfedern, Mostrichfässer… auf der Alm, da gibt’s koa Sünd… rquzaxytekl, kizpaduahoheliotroph, permanent axial, radial, Schwere not, Sonnenfinsternis… zwo Strich Backbord – Feuer.«
Während des eigenartigen Monologs erklang aus Johannas Gefängnis ein abgehacktes Rattern. Jason achtete nicht darauf, was sich als Fehler erweisen sollte.
Er fluchte wegen des billigen Films und der mangelhaften Übertragung. Gleichzeitig war er froh, daß dem Filmautor keine Verlängerung der Handlung gelungen war. Das Bild erlosch. Jason erhob sich und fixierte den Papierkorb.
Was sich seinen Blicken bot, trieb ihm
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