Der Mann von Anti
rutschte unauffällig ein Stück nach vorn, um Johanna besser beobachten zu können. Tatsächlich, es war Johanna, was da sprach. Jason konnte deutlich sehen, wie er die Schnauze beim Sprechen bewegte. Das war unglaublich.
»Ich kann gar nicht lügen«, fauchte Johanna, »das können nur Menschen.«
»Ach, du hältst dich wohl für etwas Besseres«, flüsterte Jason laut und rückte wiederum ein Stück vor.
»Red keinen Unsinn«, erwiderte Johanna scharf. »Der Unterschied ist der, daß bei mir logische Überlegung gewirkt hat, wo bei euch der Zufall eine Schraube zu fest angezogen hat.«
Jason war nicht bereit, Johannas impertinenten Frechheiten weiterhin sein Ohr zu leihen. Es drängte ihn, der Situation ein Ende zu bereiten. Für Überlegungen war jetzt keine Zeit.
Doch Johanna durchschaute seine Absicht. »Verschwinde«, zischte er böse.
»Das wollen wir erst mal sehen.«
»Nichts werden wir sehen«, erwiderte der Gelbe. »Im übrigen störst du mich bei der Arbeit. Ich habe mehr zu tun, als Mäuse zu fangen. Es ist schließlich anstrengend, mit dir zu fliegen. Ständig muß man auf dich aufpassen.«
»Ach«, rief Jason entrüstet, »du paßt also auf mich auf?«
»Allerdings«, erdreistete sich Johanna zu behaupten.
»Ist es nicht viel mehr umgekehrt? Mußte ich dich nicht vom Steuerpult jagen, weil du mit einem Schalter spieltest, der dich nichts anging? Habe ich dich nicht aus dem Reaktorraum getrieben, damit du nicht auch noch dort Unheil anrichtest?«
»So, und wer hat dich daran erinnert, daß die Meldung fällig war? Wer hat den Schaden im Maschinenraum bemerkt und dich benachrichtigt?«
»Dann hat mein kleiner Schutzengel wohl auch dafür gesorgt, daß ich vor dem Start pünktlich geweckt wurde«, sagte Jason ironisch.
»Allerdings. Vom ersten Moment habe ich gewußt, daß man dich keinen Augenblick aus den Augen lassen darf.«
»Hahaha.« Jason lachte wild. »Abrakadabra, großer Meister, laß die Sonne untergehen, zaubere einen Regenbogen, haha.« Jason wälzte sich lachend im Staub.
»Phh«, machte Johanna, »typisch. Du bist und bleibst eben ein Ignorant.«
»Ich lasse mich nicht von dir, beleidigen«, begehrte Jason auf. »Halt endlich deinen frechen Schnabel, du nichtsnutziges Geschöpf. Wenn du etwas kannst, dann fange mir die Mäuse weg. Zu etwas anderem bist du nicht geschaffen.«
»Es wäre schlecht um dich bestellt, wenn ich nicht von Beginn der Reise deine kleinen Versäumnisse immer wieder rechtzeitig nachgeholt hätte. Aber solche Kleinigkeiten bemerkst du natürlich nicht«, spottete Johanna.
Jason stieg das Blut zu Kopf. Er rang um Fassung. »Und überhaupt, seit wann reden Katzen? Das widerspricht jeglichem Naturgesetz.«
»Nimm es hin«, sagte Johanna. »Bilde dir ein, es wäre normal. Du solltest als Mensch doch Phantasie besitzen. Nun, du hast Gelegenheit, sie nutzbringend anzuwenden.«
Jason kam sich ungeheuer verspottet vor. Noch niemals hatte ihn jemand so wenig ernst genommen wie diese eigenartige Katze. Die mühsam bewahrte Beherrschung bröckelte ein wenig ab. »Ich lasse mir von dir nicht vorschreiben, wann und wie ich meine Phantasie anzuwenden habe.«
»Dann läßt du es eben sein«, erwiderte Johanna schnippisch.
Langsam keimte in Jason der Verdacht, daß Johanna kein Phänomen war, sondern eine reale Erscheinung. Gerade das machte die Situation so grotesk.
Er vergaß seine unbequeme Lage und versuchte dem Kater nachzuweisen, daß er ein gewöhnliches künstliches Gebilde sei, ein niederträchtiger Kybernet. »Gib es zu«, forderte er Johanna auf, »du bist ein ganz gemeines Elektronengehirn!«
Der Gelbe leugnete hartnäckig. Er sei ein richtiger Kater, behauptete er, wenngleich er der menschlichen Sprache mächtig sei, und man könne ihn in gewissem Sinne intelligent nennen. Ja, er behauptete gar, er würde einer biologischen Untersuchung standhalten, und im Schädel werde man ein Katzengehirn entdecken, auch ein schlagendes Katzenherz sei vorhanden, schlechthin die Attribute eines lebenden Organismus.
Schließlich äußerte Johanna frech, ihm läge nichts daran, Jason zu überzeugen, er könne von ihm aus glauben, was immer er wolle, er sei eben ein hoffnungsloser Fall von Ignoranz.
Jason hatte sich während ihrer Auseinandersetzung unauffällig weiter nach vorn geschoben und griff nun blitzschnell zu.
Seine Hand stieß hart gegen die Wand des Schachtes. Johanna war hinter dem Gewirr der Raketeneingeweide verschwunden. Aus der Dunkelheit erklang seine höhnische Stimme,
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