Der Mann von Oros - Teil 2
Landungsboote.“
Brüsk schaltete er ab, und dafür meldete sich ein Techniker der Fernsteuerzentrale von Eldorado.
Eltron gab die geforderten Auskünfte, und da sagte Dr. Topsei nachdenklich:
„Sie scheinen etwas gegen ihn zu haben. So empfängt man nicht den Bezwinger des Pluto. Sagen Sie, Maryman, wie lange kennen Sie ihn?“
Der Chefingenieur zeigte ein starres Gesicht.
„Fast sieben Jahre. Warum fragen Sie?“
„Es interessiert mich. Eltron ist zu einem psychologisch höchst interessanten Fall geworden. Man sagt ihm nach, der beste Kommandant der Flotte zu sein. Hätte man ihn nicht dafür gehalten, wäre er nicht zum Kommandanten der ‚Orion’ ernannt worden. Ein anderer hätte Pluto erobert. Demnach scheint man ihn sehr geschätzt zu haben.“
„Menschlich gesehen, bestimmt nicht“, lachte Maryman rauh. „Ich könnte ihn hassen, bewundern, verehren und lieben zugleich. Anfänglich haßte ich ihn nur, dann war ich ihm dankbar, und anschließend begann ich, ihn zu bewundern. Nun ist noch etwas hinzugekommen. Ich falle von einem Extrem ins andere. Ich werde aus mir selbst nicht mehr schlau, und das erscheint mir nicht gut. Entweder bin ich geistig nicht mehr normal, oder er verdient es wirklich, mit bewundernden und zugleich nachsichtigen Augen angesehen zu werden. Was ist mit mir los, Doktor?“
Die Falten in Topseis Gesicht vertieften sich unter einem melancholisch wirkenden Lächeln.
„Mein lieber Maryman, wenn ich Ihnen das sagen könnte, wäre es für mein leicht verstörtes Gemüt das reinste Labsal. Ich kenne ihn als einen Mann, der fiebernd und rein impulsiv danach drängte, seinen persönlichen Mut zu beweisen. Soeben hätte er Gelegenheit gehabt, seine bereits glänzende Laufbahn durch eine militärisch bemerkenswerte Tat noch zu vervollkommnen. Man hätte ihn einen Teufelskerl genannt, wenn es ihm gelungen wäre, mit der schwerfälligen und kaum bewaffneten ‚Regulus’ eine schnelle Rakete der Venuskolonisten zu vernichten. Er hat es aber nicht getan.“
Maryman atmete schwer. Bohrend hefteten sich seine Blicke auf den breiten Rücken des Kommandanten, der noch mit der Funkleitstelle in Eldorado sprach.
„Machen Sie mich nicht ganz verrückt, Doktor.“
„Warum sollte es Ihnen besser gehen als mir?“ lachte der Mediziner mit einem Unterton in der Stimme.
„Ich kann die Worte nicht vergessen, die er mir vor Stunden nachrief. Es sieht ganz so aus, als hätte er die Existenz der ‚Regulus’ wissentlich auf Spiel gesetzt, nur um nicht dazu gezwungen zu werden, einen Feuerbefehl zu geben. Er ist ein hervorragender Mathematiker. Wäre er es nicht, hätten auch die Robotautomaten nicht viel helfen können. Wenn sie mit falschen Grundwerten gefüttert werden, bringen sie auch falsche Ergebnisse. Er wäre in der Tat sicherer gegangen, wenn er das Schiff erst jenseits der Mondbahn endgültig angehalten hätte. Es wäre eine Kleinigkeit gewesen, von dort aus die Parkbahn einzuschlagen. Wie vereinbart sich das mit dem Charakter eines Ramsay Eltron, der uns auf Pluto das Leben zur Hölle machte?“
„Ich weiß es nicht, zum Teufel! Ich sage mir nur, daß ein Mann von seiner Art an einem begangenen Fehler entweder zerbrechen oder größer werden muß. Er ist größer geworden.“
Auf dem Bildschirm wurde ein kleines Pünktchen sichtbar. Mit flammenden Heckdüsen jagte das Landungsboot heran und schwenkte Minuten später elegant auf die Kreisbahn der unförmigen „Regulus“ ein.
Eltrons Befehle kamen bestimmt und absolut fordernd. Sein hinter der menschlichen Hülle verstecktes Ich vibrierte schmerzhaft unter den schadenfrohen Blicken einiger Männer, die sich ebenfalls in der Zentrale aufhielten.
Das war vordringlich der Funkoffizier Pouniz, in dessen Augen offener Hohn zu glimmen schien.
Der Mann von Oros erfaßte die Bewußtseinsschwingungen des jungen Leutnants, und so wußte er, daß Pouniz ein Verräter war.
Als der Verbindungsgang in der hinteren Luftschleuse der „Regulus“ verankert und unter Druck gesetzt wurde, ging Eltron bedächtig auf den schlanken Mann zu.
Topseis Kopf fuhr herum, als der Kommandant mit einem sarkastischen Tonfall zu sprechen begann.
„Nun, Mr. Pouniz, sind Sie jetzt zufrieden?“
Der Leutnant erstarrte. Eltron lachte, doch dabei bewegte er noch nicht einmal die Lippen.
„Ich sage ja immer, Leutnant Pouniz, daß ein Befehl ein Befehl ist. Hätten Sie nicht die Anweisung erhalten, laufend genaue Berichte über mich und mein Verhalten zu
Weitere Kostenlose Bücher