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Der Mann von Oros - Teil 2

Der Mann von Oros - Teil 2

Titel: Der Mann von Oros - Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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habe lediglich den Befehl erhalten, Ihr privates Gepäck sicherzustellen. Es tut mir leid.“
    Shonert war plötzlich sehr reserviert. Man fühlte es allgemein.
    „Oh, Sie haben also auch Befehle. Die Leute des Raumsicherheitsdienstes erschienen mir schon immer bedauernswert. Ich muß mich deshalb beglückwünschen, daß ich den riesenhaften Berg engbeschriebener Plastikbogen in den Verdampfer geworfen habe. Es wäre mir direkt peinlich gewesen, wenn ich Ihnen hätte zumuten müssen, die …“
    „Was?“ brüllte Shonert. „Was haben Sie getan? Sie haben Ihre Berechnungen vernichtet?“
    Eltron war die personifizierte Erscheinungsform des Hohnes.
    „Nanu, Sie wissen von meinen Forschungen?“
    Der Offizier des Sicherheitsdienstes schrie nur noch. Seine Männer rannten mit hart knallenden Magnetsohlen den Verbindungsgang hinunter, der vor Eltrons Kabinentür endete.
    „Warum regen Sie sich nur so auf, mein Lieber?“ spöttelte der Kommandant. „Was gehen Sie eigentlich meine rein privaten Forschungen an? Natürlich habe ich die nutzlos gewordenen Unterlagen vernichtet. Die Ergebnisse sind auf Mikrospulen festgehalten worden.“
    „Die Ergebnisse?“ schnaufte Shonert aufgeregt.
    „Sicher, Commander! Nur Ergebnisse sind wichtig, allerdings muß man sie auch verstehen. Sehen Sie, mein Herr, wenn Sie beispielsweise das vollendete Bauwerk eines genialen Architekten vor Augen sehen, so wissen Sie noch lange nicht, wie die Baupläne ausgesehen haben. In unserem Falle ist es genau umgekehrt. Wenn ich bei dem Wort ‚Bauplan’ verweilen darf, so wäre dazu zu bemerken, daß es ungemein schwierig sein dürfte, ihn zu verwirklichen.“
    Shonert empfing eine Meldung über seinen Funkhelm, was ihn einigermaßen zu erleichtern schien. Der Mann von Oros wußte, daß man den Behälter mit den winzigen Mikrofilmen gefunden hatte.
    Weiter hinten wurden schon die ersten Männer der Besatzung ausgeschleust. Eltron und die anderen Offiziere mußten auf das nächste Landungsboot warten, das sie hinunter in die Stadt der druckfesten Plastikkuppeln brachte.
    Flottenchef Tonigh war vor zehn Stunden infolge dringender Angelegenheiten zur Erde gestartet. Kommodore Orlando, der stellvertretende Chef des Mondstützpunktes, war zu keinerlei Auskünften bereit.
    Nur drei Stunden nach der Landung wurde Eltron eröffnet, daß soeben der Befehl eingelaufen wäre, ihn sofort zur Erde zu bringen. Einige Offiziere und Wissenschaftler der „Regulus“ sollten mitkommen.
    Der Raumhafen der Mondzentrale Eldorado war vorbildlich eingerichtet. Allerdings war das Gelände nicht überdacht worden, so daß es nur mit Raumanzügen betretbar war.
    Commander Shonert vom Raumsicherheitsdienst fungierte als Begleitoffizier. Als Eltron die Luftschleuse der schlanken, aerodynamisch geformten Rakete betrat, wußte er, daß er der einsamste „Mensch“ der Weltgeschichte war.
    Der Pilot des kleinen Mondschiffes salutierte mit größter Hochachtung, ehe er lächelnd meinte:
    „Ich bitte um Entschuldigung, Sir, aber ich möchte mir gern einen Auftrag von der Seele wälzen. Meistens vergesse ich solche Botschaften.“
    Eltron blieb mit vorgebeugten Schultern stehen. Leise zischend fuhr die Luft aus seinem zurückgeklappten Helm.
    „Was gibt es?“ fragte er tonlos.
    „Ich soll Sie herzlich von Ihrer Frau grüßen, Sir. Das ist alles“, sagte der junge Mann.
    Der Mann von Oros brach in seinem tiefsten Ich zusammen, als er mit trocken werdenden Lippen hauchte:
    „Meine Frau? O ja, natürlich, meine Frau. Danke sehr!“
     
11. Kapitel
     
    „Ohne Tritt – marsch“, brüllte der blutjunge Offizier in der hellblauen Kunststoffuniform der Raumgarde.
    „Darauf achten, daß jeder Mann vorschriftsmäßig das Konturlager aufbläst.“
    Vierzig junge Leute in voller Ausrüstung stapften über den hitzeflimmernden Stahlbeton des Raumhafens. Vor ihnen wuchs der schlanke Kreisbahn-Transporter in den Himmel. Die wuchtige Heckdüse des kernchemischen Reaktortriebwerks hing über dem Abgastunnel, in dessen Schlund bereits die Absaugturbinen zu rotieren begannen. Die radioaktiv verseuchten Gasmassen der Kernbrennkammer durften unter keinen Umstände das Gelände berühren. Jeder einzelne Partikel wurde aufgefangen, angesaugt und durch die Filteranlagen gepreßt, was tief unter der Oberfläche des größten Raumflughafens der Erde geschah.
    Nevada-Point war ein von der Außenwelt hermetisch abgeriegeltes Riesengelände, das nur mit Sondergenehmigungen betreten werden

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