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Der Mann von Oros - Teil 2

Der Mann von Oros - Teil 2

Titel: Der Mann von Oros - Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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klugen Augen, schien sich wieder beruhigt zu haben. Sein Organ klang wenigstens gemäßigter.
    Eltron saß in voller Uniform hinter dem schmalen Tisch, der auch seinem Verteidiger vorbehalten war. Ein ironisches Lächeln lag ständig auf seinen Lippen. Seine Einwände waren kurz, präzise und von einer erstaunlichen Logik.
    In den vorangegangenen Verhandlungen waren die überlebenden Besatzungsmitglieder der „Orion“ und anschließend die Männer des Fernschiffes „Regulas“ unter Eid vernommen worden.
    Später hatten mehr als zwanzig Wissenschaftler verschiedener Fakultäten die Sachverständigen-Gutachten abgegeben. Ein ganz wesentlicher Punkt waren die Aussagen jenes Astro-Mediziners, der als Chefarzt der medizinischen Station in Sektor II des Raumhafens fungierte.
    Unter der Aufsicht anderer Mediziner waren die gleichen Messungen nochmals vorgenommen worden. Sie ergaben eine Intelligenzquote von 38,6 nach der Gleichung von Rigler.
    Tagelang hatten in dem großen Saal des Flottenhauptquartiers die Stereo-Bildwerfer gearbeitet. Jede einzelne Filmaufnahme war unter der Aufsicht des Raum-Gerichtshofes genau unter die Lupe genommen und ausgewertet worden.
    Schon bei der zweiten Verhandlung hatte Steinmann auf einige ursprüngliche Punkte der Anklage verzichtet, als es sich herausstellte, daß keiner der befragten Raumoffiziere anders gehandelt hätte.
    Schließlich blieben nur noch zwei Fälle übrig, die Steinmann beharrlich zu klären versuchte.
    Einer davon betraf die fahrlässige Handlung auf Pluto. Er grenzte unmittelbar an Hochverrat.
    „Jetzt bin ich neugierig“, murmelte Dr. Gatle, Astro-Turist für interplanetarische Rechtsfragen.
    Eltron entgegnete nichts auf die Bemerkung seines Verteidigers. Dafür forschte er im Bewußtsein des untersetzten Mannes mit den eisgrauen Haaren.
    Raumadmiral Tonigh, oberster Befehlshaber der solaren Flotte, schien seine Augen unter den buschigen Brauen zu verbergen. Langsam entfaltete er den engbeschriebenen Kunststoffbogen, und dann klang seine grollende Stimme durch den Saal.
    „Das Gericht sah sich gezwungen, auf Grund der umfangreichen Anklage erneut einen Zwischenbeschluß zu fassen, der nach dem Raumgesetz zulässig ist. Der Beschluß ist rechtsgültig und als Urteil zu bewerten.“
    Die Stimme klang aus den Lautsprechern, der Übertragungsanlage. Die anwesenden, zur Verhandlung zugelassenen Raumoffiziere und Wissenschaftler standen schweigend vor ihren Plätzen.
    Altry Eltron, deren abgeschlossener Bericht auf Antrag des Verteidigers öffentlich verlesen worden war, zeigte ein verkrampftes Lächeln, das weitaus unechter wirkte als die kalte Ironie ihres Mannes. Eltron war wie eine stählerne Festung inmitten brandender Wogen. Ihn schien nichts erschüttern zu können.
    Tonigh räusperte sich geräuschvoll, ehe er in der Verlesung fortfuhr:
    „Der Antrag des militärischen Anklägers auf sofortige Degradierung des Raumkapitäns I. Klasse Ramsay Eltron wegen fahrlässiger Befehlsgebung im interplanetarischen Außendienst, ist vom Gericht einstimmig verworfen und abgelehnt worden. Raumkapitän Eltron wird von der Anklage einer fahrlässigen Handlung freigesprochen.“
    Im Saal summte es plötzlich; doch genügte ein Blick des Flottenchefs, um die sorgfältig ausgewählten Zuhörer verstummen zu lassen.
    Er nahm langsam Platz und beobachtete dabei den Mann, der durch die bereits erfolgten Zwischenurteile nun schon von fünf Punkten der allgemeinen Anklage freigesprochen werden mußte.
    Eltron blickte kurz zu dem größten Mathematiker der Erde hinüber. Professor Elivant, in hervorragender Weise an der Entwicklung der neuen Photonentriebwerke beteiligt, hatte das Kinn in die flache Hand gestützt. Über seiner Mundpartie lag ein seltsames Lächeln, das man allgemein als rätselhaft empfand. Niemand ahnte etwas von der fünfstündigen Unterhaltung zwischen Elivant und Eltron. Dagegen wußte Flottenchef Tonigh, daß sich urplötzlich und vollkommen überraschend das Raumsicherheits-Ministerium in den Gang der Verhandlung eingeschaltet hatte. Die Beamten der Dienststelle waren nur dem Präsidenten der irdischen Zentralregierung unterstellt und verantwortlich.
    Tonigh begann langsam zu ahnen, daß dem Raumgerichtshof über Nacht die Möglichkeit genommen worden war, den Angeklagten zu verurteilen, selbst wenn das hinsichtlich einwandfreier Beweise möglich gewesen wäre.
    Vor einer Stunde waren im Saal einige neue Gesichter aufgetaucht. Die Männer waren anstandslos

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