Der Mann von Oros - Teil 2
der Mittagspause mit dem Antrag, den Angeklagten wegen Hochverrats in Tateinheit mit einer direktem Bedrohung der gesamten Menschheit durch regelwidrige Experimente mit einer als gefährlich erkannten Lebensform zu zwanzig Jahren Zwangsarbeit auf dem Jupitermond Ganymed zu verurteilen.
Steinmann verbeugte sich korrekt, ehe er sich erschöpft in seinen Sessel sinken ließ.
„Eine harte Nuß“, sagte Dr. Gatle leise, ehe er sich langsam erhob. Im gleichen Augenblick vertiefte sich Flottenchef Tonigh in ein amtliches Schreiben, das ihm von einem Offizier der Saalwache überreicht worden war. Fiebernde Menschen sahen das plötzlich erstarrende Gesicht des grauhaarigen Mannes. Er achtete kaum auf Eltrons Verteidiger, sondern drückte langsam auf den Knopf der Sprechanlage.
„Sie werden gebeten, Dr. Gatle, wieder Platz zu nehmen. Dem Gericht wurde soeben ein vom Präsidenten der Zentralregierung unterzeichnetes Schreiben vorgelegt, in dem unter Hinweis auf die Sicherheitsklausel im Raumgesetz von 2059 angeordnet wird, einen Beamten des Raumsicherheits-Ministeriums noch vor der Urteilsverkündung anzuhören. Ich sehe mich gezwungen, der auf dem Grundgesetz basierenden Anweisung Folge zu leisten. Die Mittagspause wird verschoben, bis der erwähnte Beamte zu Wort gekommen ist. Der Verteidiger des Angeklagten wird gebeten, sein Plädoyer später zu halten.“
Tödliches Schweigen legte sich über den großen Saal, als der Vorsitzende monoton fortfuhr:
„Falls sich der namentlich nicht erwähnte Beamte im Saal befinden sollte, steht es ihm frei, den Zeugenstand zu betreten. Das Gericht bittet um eine sofortige Meldung.“
Aus den hintersten Reihen erhob sich der kleingewachsene Mann mit den Haftgläsern über den dunklen Augen.
Er verneigte sich stumm, und Tonighs Augen schienen wütende Blitze zu verschießen. Er wußte ganz genau, wen er da vor sich hatte. Dennoch fragte er beherrscht:
„Darf ich um Ihren Namen bitten? Falls Sie einen militärischen Rang oder einen zivilen Dienstgrad bekleiden, muß ich Sie ersuchen, das Gericht auch darüber zu informieren.“
Die Lippen des allmächtigen IRG-Präsidenten begannen verdächtig zu zucken. Tonigh spielte den Unwissenden, und damit erlaubte er sich eine lachhafte Farce. Es gab niemanden im ganzen Saal, der den rasch nach vorn schreitenden Japaner nicht gekannt hätte.
Dicht vor dem Vorsitzenden blieb er stehen. Sein Lächeln war unverändert, als er klar und verständlich entgegnete:
„Mito Matsubara, Chef des Raumsicherheits-Ministeriums, Chef der geheimen Raumabwehr, Minister für interplanetarische Besiedlungs-Erlaubnis und Oberkommandierender der solaren Polizeigarde. Kein militärischer Rang, jedoch in allen Amtsbereichen nur dem Präsidenten der irdischen Zentralregierung verantwortlich. Meine Legitimationen, bitte sehr!“
„Danke, es langt“, hauchte Tonigh zerbrochen. „Das Gericht verzichtet darauf, da Sie der Person nach bekannt sind.“
„Herrlich! Welch ein Widerspruch“, hustete der Anwalt unterdrückt. „Jetzt möchte ich nur noch wissen, wie diese Leute in den Saal gekommen sind. Passen Sie auf, Eltron, die Sache wird interessant.“
„Wollten Sie nicht widerlich oder abstoßend sagen?“ höhnte der Kommandant. „Ob sich hier niemand schämt?“
Der Anwalt sah ihn verständnislos an, ehe er schulterzuckend zum Zeugenstand hinübersah.
Matsubara machte es kurz und schmerzlos. Er sagte kein einziges, überflüssiges Wort.
„Kraft meiner Befugnisse als Chef der geheimen Raumabwehr habe ich mir erlaubt, den Gang der Verhandlungen genau zu verfolgen. Die Zwischenurteile des Raumgerichtes über den angeklagten Offizier Ramsay Eltron sind unbedingt ordnungsgemäß erfolgt, da es sich bei diesen Anklagepunkten um ausgesprochen disziplinarische Angelegenheiten handelte, die selbstverständlich von einem Kriegsgericht der Raumflotte behandelt werden können. Ich stelle fest, daß Raumkapitän Eltron von allen Vorwürfen freigesprochen worden ist, die mit seinem rein dienstlichen Verhalten auf Pluto und später auf der ‚Regulus’ zusammenhängen. Mit diesen Urteilen ist der Kompetenzbereich des militärischen Gerichtes grundsätzlich erschöpft.“ Der Japaner machte eine Kunstpause und griff gelassen lächelnd an seine rechte Augenschale. Tonigh hatte das Platzmikrofon noch eingeschaltet. Seine schweren Atemzüge waren über die Lautsprecher deutlich zu hören.
Matsubara fuhr leidenschaftlich fort:
„Die Sicherheitsklausel im
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