Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mann von Oros - Teil 2

Der Mann von Oros - Teil 2

Titel: Der Mann von Oros - Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
Vom Netzwerk:
Ihnen nicht auch noch vorwerfen können.“
    „Was wirft man mir denn vor?“ fragte Eltron unbeteiligt.
    Maryman begann zu husten, und der Arzt verstummte. Sie hatten bereits entsprechende Befehle erhalten.
    „Keine Ahnung, Sir“, log Topsei verlegen. „Ich habe wenigstens keine Ahnung zu haben.“
    „Das klingt besser“, lächelte Eltron fein. „Nun, Sie wissen ja, was ich von den Befehlen halte. Natürlich befolge ich Sie, was aber meine private Meinung nicht ausschließt.“
    Er verstummte, als die Schiebetür zurückglitt. Altry schien freudig erregt zu sein, was in seinen Augen ein leicht ironisches Funkeln aufglimmen ließ.
    „Nun, wie fühlen sich die Herren?“ meinte sie munter.
    „Für mich ist es direkt eine Wohltat, auch einmal einen Mediziner krank und schwach zu sehen“, hänselte Maryman.
    „Psychologisch betrachtet ist das vergleichbar mit reiner Schadenfreude“, lachte sie. „Werden Sie uns einmal besuchen? Ich habe gehört, man hätte Ihnen einen halbjährigen Urlaub auf Staatskosten bewilligt. Das bedeutet erholsame Reisen zu den schönsten Gebieten der Erde.“
    „Denken Sie“, murrte Topsei. „Vorläufig habe ich vom Reisen genug. Ansonsten werde ich schätzungsweise ein halbes Jahr für Dankgebete aufbringen müssen.“
    „Hää …?“ machte Maryman.
    „Eben, vielleicht noch mehr. Es ist nicht einfach, mein Lieber, Ihr bildschönes Gesicht zu vergessen. Ich habe es mehr als sechs Jahre lang tagtäglich gesehen, weshalb ich nun gezwungen bin, dem Allmächtigen ob Ihrer endlichen Entfernung aus meinem Blickfeld zu danken.“
    Ihr Mund wurde noch weicher, als sie Eltrons herzhaftes Gelächter hörte.
    Maryman ließ bissige Wortgebilde hören, die der Mediziner geduldig über sich ergehen ließ.
    Hochaufgerichtet ging Eltron auf die Tür zu. Sein Schritt war etwas tapsig, was aber nur noch mehr für die Energie dieses Mannes sprach. Topsei brummte anerkennend, und Maryman rief seinem Kommandanten nach:
    „Ich schätze, Sir, ich werde erst einmal für einige Wochen nach Wyoming fliegen. Ich möchte sehen, wie sich meine elektronisch gesteuerte Prothese bei Bergtouren bewährt. Habe ich noch einige Aussichten, trotzdem raumtauglich geschrieben zu werden?“
    Eltron drehte sich langsam um und warf ihm einen rätselhaften Blick zu.
    „Sie werden der Chefingenieur jenes Raumschiffes sein, das uns in wenigen Tagen zum Pluto bringen wird.“
    Dr. Topsei fuhr zusammen, und Maryman verfärbte sich etwas.
    „In wenigen Tagen, Sir?“
    „In etwa sieben Tagen“, kam es gelassen aus Eltrons Mund. „In einer einzigen Stunde Erdzeit bewältigen wir mit annähernder Lichtgeschwindigkeit mehr als eine Milliarde Kilometer. Es kommen noch etwa achtzig Millionen hinzu. Da wir aber für Beschleunigungs- und Bremsmanöver mit einem Wert von einem Kilometer pro Sekunde etwa 168 Stunden bis zur Lichtgeschwindigkeit und zurück zum Stillstand benötigen, werden wir kaum in den Genuß einer lichtschnellen Fahrt kommen. Dafür ist die Entfernung zu gering. Wenn wir die im vierdimensionalen Raum höchstmögliche Fahrt erreicht haben, werden wir sofort wieder an das Bremsmanöver denken müssen, damit wir nicht über den alten Pluto hinausschießen. Das wäre eigentlich alles, Maryman.“
    Er tippte an die Dienstmütze und verließ den Raum mit ungelenken Schritten. Zurück blieben zwei Männer, die sich sekundenlang stumm ansahen. Schließlich meinte der Chefingenieur rauh:
    „Bei allem, was mir heilig ist, Doc … er hat Mut! Er ist felsenfest von sich überzeugt. In sieben Tagen zum Pluto.“
    „Wenn er die Sache realisieren kann, und das möchte ich kaum bezweifeln, wird man auf jede Anklage verzichten“, murmelte Topsei nachdenklich. „Er hat noch eine gute Chance. Es kommt nur auf sein Können an. Sie werden vor ihm kuschen und auf alle Bedingungen eingehen. Er weiß das, oder er dürfte nicht Ramsay Eltron heißen. Ich möchte da gern dabei sein, Maryman!“
    „Ich werde mir ein anderes Gesicht zulegen“, lachte er schwach.
    Dr. Topsei lächelte in seiner melancholischen Art.
    „Behalten Sie es. Für etwa drei Wochen einschließlich Aufenthalt werde ich es sicher noch ertragen können.“
     
12. Kapitel
     
    Es war die fünfte Verhandlung vor dem Raumgericht. Den Vorsitz hatte der Flottenchef persönlich übernommen. Ankläger war der Militärphysiker Professor Dr. Steinmann im Range eines Raum-Kommodore.
    Der schmalhüftige, etwas kleingewachsene Mann mit der gewölbten Stirn über

Weitere Kostenlose Bücher