Der Mann von Oros - Teil 2
Sachverständigen-Gutachten aus wissenschaftlichen Kreisen der Raumflotte und der Privatindustrie. Ich darf Sie deshalb ersuchen, unverzüglich mit Ihrem Schluß-Plädoyer zu beginnen. Ich erteile dem Ankläger das Wort.“
Eltron ließ sich bequem in seinen Sessel zurücksinken. In den vergangenen drei Monaten hatte er sich ausgezeichnet erholt, was auch für die anderen Besatzungsmitglieder der beiden Fernschiffe „Orion“ und „Regulus“ galt.
Professor Steinmann begann mit der Ortungsmeldung des inzwischen gefallenen Radar-Offiziers Ekmar Spilder. Er schilderte die beschwerliche Fahrt über das Gebirge. Eltrons Äußerungen standen größtenteils wortwörtlich zur Verfügung, da das Funksprechgerät des Traktors laufend eingeschaltet gewesen war. Kadett Tonoki hatte sie empfangen und auf Band festgehalten.
Die Aufnahmen liefen ab. Anschließend galten nur noch die Aussagen des Chefingenieurs Maryman, der bei der Beweisaufnahme genau geschildert hatte, wie Eltron nach der Sichtung des verunglückten Raumschiffes vorgegangen war. Der Kommandant hatte die Aussagen rückhaltlos bestätigt, was Maryman zutiefst erleichtert hatte.
Bis dahin war alles vollkommen klar, bis Maryman seine Verwundung schilderte, die zu einer tiefen und langanhaltenden Bewußtlosigkeit geführt hatte.
„Jetzt beginnt er mit unsicheren Faktoren“, murmelte der Astro-Jurist neben Eltron. „Er kommt nicht durch. Mein Wort darauf.“
„Wollen wir es hoffen“, entgegnete der Fremde knapp.
Steinmann war geschickt genug, um erst die Gutachten jener Wissenschaftler anzuführen, die Eltrons Unterlagen eingehend überprüft hatten. Bildvorträge wurden in das Plädoyer eingeschaltet. Als das fremde, halbverbrannte Wesen sichtbar wurde, ging ein schweres Stöhnen durch die aufmerksam lauschenden Zuhörer.
Steinmann versuchte, in hervorragender Auslegung der verschiedensten Gutachten, nachzuweisen, daß Eltron trotz seiner gegensätzlichen Behauptungen noch Zeit und Gelegenheit gefunden hätte, in das unbekannte Raumschiff einzudringen und dort Unterlagen zu gewinnen, die er später für eigensüchtige Zwecke benutzte. Maryman hatte zu dem Punkt nichts aussagen können, da er zu jener Zeit besinnungslos im Kohlensäureschnee des Pluto gelegen hatte.
Plastische Bilder wurden an die Wand geworfen. Es waren Auszüge aus den Mikrofilmen, die Eltron persönlich aufgenommen hatte. Steinmann konnte in dem Fall nachweisen, daß es sich nur um endgültige, rechnerische Resultate und fertige Konstruktions-Pläne handelte.
„Daran ist nicht zu rütteln“, murmelte der Verteidiger. „Spielt aber keine Rolle. Warten Sie nur ab.“
Da sich Steinmann in der Hinsicht ebenfalls sicher war, leitete er aus dem Ergebnis Indizienbeweise ab, mit denen er die Anklage wegen Hochverrats stütze wollte. Seine unbedingt klaren und sehr scharfen Ausführungen schienen die Vernichtung der Forschungsunterlagen als unumstößlichen Beweis für eine hochverräterische, eigennützige Handlung hinzustellen. Er brachte erneut Sachverständigen-Gutachten, die einstimmig feststellten, daß es einem als normal zu betrachtenden Wissenschaftler der Erde unmöglich sein müßte, lediglich aus den verworren erscheinenden Resultaten zu einem praktischen Ergebnis zu kommen.
Es folgte der Film über den Serumtest, der von automatischen Kameras in der Mannschaftsmesse der „Regulus“ aufgenommen worden war.
Entsetzensschreie gellten durch den Saal, als sich der Erste Offizier des Schiffes plötzlich in eine Bestie verwandelte, die unter dem Pistolenfeuer des Kommandanten zusammenbrach. Zwei Damen aus dem wissenschaftlichen Stab der Raumflotte mußten mit Schreikrämpfen in die Obhut der bereitstehenden Mediziner gegeben werden.
Trotz der Unterbrechung fuhr Steinmann mit harter und klarer Sprache fort. Bandaufnahmen über die Gespräche zwischen dem Kommandanten und den Schiffsoffizieren liefen über die Lautsprecher. Eltrons Definition über die Begriffe Ungeheuer und Mensch erregten allgemeines Stirnrunzeln. Auch wurde das leise Gelächter des Kommandanten nicht überhört.
„Beherrschen Sie sich doch“, raunte Dr. Gatle unruhig. „Steinmann ist ein hervorragender Psychologe. Denken Sie daran.“
Der Ankläger versuchte zusammenstellend zu beweisen, daß Eltron mit dem Monstrum in einem geistigen Kontakt gestanden hätte. Nur so wären die unfaßbaren Ergebnisse seiner angeblich persönlichen Forschungen zu erklären.
Das dreistündige Plädoyer endete kurz vor
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