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Der Mann von Oros - Teil 2

Der Mann von Oros - Teil 2

Titel: Der Mann von Oros - Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Demetry Rovanow war ein hervorragender Könner, der vielleicht noch tiefer in das Geheimnis des Impulstriebwerkes eingedrungen war als Maryman.
    Im Raum unter der Zentrale saßen die drei restlichen Männer der Besatzung. Sie wurden vorläufig nicht benötigt.
    Die Mannschaft erschien sehr klein, aber für das vollautomatisierte Schiff war sie fast noch zu groß. Eltron hätte bequem auf zwei Leute verzichten können.
    Vor dem Mann mit den grauen Augen leuchteten die Kontrollbildschirme des kleinen, nur sechzig Meter hohen Raumschiffes. Der Fusionsmeiler war klar erkennbar, und auf der benachbarten Fläche glänzte das Fernbild der geheimnisvollen Impulskammer.
    Eltron gab keine besonderen Befehle. Während die Triebwerksschaltungen auf den herkömmlichen Photonen-Raumschiffen grundsätzlich von dem Chefingenieur in dessen abgesonderter Zentrale vorgenommen wurden, handelte hier der Kommandant persönlich.
    Niemand sprach ein Wort. Aber alle Blicke hingen an dem Mann in der gut anliegenden Uniform der Flotte. Der diamantene Komet zeichnete ihn als einen Kommodore aus.
    Auf den drei großen Bildschirmen der Außenbord-Aufnahme glänzten die gewaltigen Anlagen von Nevada-Point. Weit hinten, jenseits der Sperrlinien, drängten sich Hunderttausende von Menschen, die den größten Augenblick in der Geschichte der Raumfahrt miterleben wollten.
    Dicht vor dem Abgastunnel waren mehr als hundert robotgesteuerte Fernsehkameras und Tonaufnahmegeräte montiert worden. Jede Phase des Startes sollte der Weltöffentlichkeit übermittelt werden.
    Der Zeiger der Borduhr zuckte auf die letzte Minute. Kalt und unpersönlich klang Eltrons Stimme auf:
    „Phase eins. Meßergebnisse überwachen, Mr. Maryman.“
    „Verstanden, Sir“, schnaufte der untersetzte Mann, als Eltron den Stromschalter für die elektrische Meilerzündung nach unten drückte.
    „Fünftausend Grad im Zündungsring“, meldete Maryman.
    Eltron ließ die winzig erscheinende Turbopumpe zum Einspritzen der katalysierten Deuterium-Emulsion anlaufen. Sekundenbruchteile später begann in dem Reaktor die Kernverschmelzung.
    Ein leises Summen lief durch das Schiff, als die Umformerbank die freiwerdende Kernenergie aufnahm.
    „Phase zwei“, sagte Eltron.
    Mit einigen Schaltungen baute er das Abschirmungsfeld der Impulskammer auf, und schon begann die Umformerbank zu donnern.
    „Phase drei.“
    Das Robotgerät zur Synchronschaltung der Entzerrungsfeld-Projektoren meldete mit mechanischer Stimme die Einsatzbereitschaft. Das Feld würde sich automatisch über das Schiff legen, sobald der Beschleunigungswert über 1,1 g ansteigen sollte.
    Der Zeiger huschte weiter über das glänzende Zifferblatt. In diesen letzten Sekunden dachte Eltron nochmals an den kurzen Brief, der ihm vor einer halben Stunde überbracht worden war.
    Altry hatte nicht viel geschrieben. Wahrscheinlich war sie unfähig gewesen, mehr als einige Worte zu Papier zu bringen.
     
    „Gehe in Frieden, Fremder. Ich verstehe alles, also verstehe ich auch dich. In mir wird es niemals ein Haßgefühl geben, denn nun weiß ich, daß ich den wahren Ramsay Eltron niemals hätte lieben können. Du warst es, der diese Regung in mir erweckte, aber es wäre gefrevelt, deine Art mit der meinen zu verbinden. Ich denke immer an deine Worte, wonach nur der Geist eines Individuums entscheidend ist. Man hat mich in meinem Büro gefunden. Zur Zeit befinde ich mich in der psychiatrischen Abteilung der Werkklinik, da ich anscheinend einen verwirrten Eindruck gemacht hatte. Ich werde es überwinden. Deinen Start kann ich auf dem Bildschirm sehen. Ich werde dir immer freundschaftlich verbunden sein.“
     
    Er begann zu lächeln, da er die wenigen Zeilen plastisch vor sich sah. Er war so lange zufrieden, bis er plötzlich heftigste Bewußtseinsimpulse empfing, die von einem der in nächster Nähe weilenden Männer ausgehen mußten.
    Das Lächeln verschwand, und schon ruckte der Schädel des Kommandanten herum. Chefingenieur Maryman blickte in Augen, in denen das Feuer einer grenzenlosen Überraschung loderte.
    Dann bemerkte Eltron den Offizier des Raumsicherheitsdienstes, der hinter der Kunststoffwand der Funkstation gut zu sehen war. Die schmale Schiebetür war vorschriftsmäßig geschlossen, weshalb die Worte nicht verständlich waren. Man vernahm aber das wilde Gebrüll, das aus dem Lautsprecher der Bildsprechanlage kam. Auf dem Schirm war das verzerrte Bild eines Japaners zu sehen, der niemand anders war als der Sicherheitschef

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