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Der Mann von Oros - Teil 2

Der Mann von Oros - Teil 2

Titel: Der Mann von Oros - Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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der Zutritt wird mir immer verwehrt bleiben. Altry, begreife doch – ich bin nicht dein Mann. Du denkst doch sonst so logisch.“
    „Ich kenne keine liebende Frau, die in unpersönlicher Logik zu denken fähig wäre. Ramy, mit derart hinhaltenden Erklärungen darfst du mich nicht zurücklassen. Willst du mich foltern? Warum machst du es nicht kürzer? Wir können noch lange sprechen.“
    Die hochgewachsene Gestalt richtete sich ruckartig auf. Langsam drehte er sich zu ihr um, und beide wurden vom hellen Licht des Mondes überschüttet.
    „Du hast mich gezwungen. In deinen Händen liegt dein gesunder Geist und mein Schicksal. So sei es also. Sieh auf meine Hand, Altry, und du wirst endlich verstehen.“
    Sein Arm fuhr hoch. Sanftes Licht umspielte die nervige Rechte, die ihre Augen zu bannen schien.
    „Was meinst du damit?“ fragte sie lächelnd. „Ich werde nur dann verstehen, wenn du sagst, daß du mich nicht magst. Nur dann, Ramy! Andere Dinge gelten nicht! Wenn du in Not bist, so werde ich dir deine Last tragen helfen.“
    „Sieh auf meine Hand“, flüsterte er. Er war in seinem tiefsten Ich erschüttert und gedemütigt. Er zerbrach an ihrem Gefühl, nachdem er vorher den harten Willen einer ganzen Menschheit bezwungen hatte.
    Zwischen dem Daumen und Zeigefinger seiner Rechten wurde eine kleine Bewegung sichtbar. Lautlos bildete sich ein aus dem Fleisch hervortretender Auswuchs, der sich konvulsivisch zuckend zu einem länglichen Gebilde ausdehnte. Seiner Hand wuchs ein sechster Finger.
    Sie brachte keinen Ton hervor. Wie erstarrt stand sie vor ihm. Ihr Mund war zu einem unhörbaren Schrei fürchterlichsten Entsetzens geöffnet, zu einem Schrei, der gellend die stille Bergnacht durchdrungen hätte, wenn ihre Stimmbänder nicht gelähmt gewesen wären.
    Der imitierte Mensch konnte nur noch hauchen.
    „Altry, es tut mir so furchtbar weh, aber es mußte sein. Ich bin ein Monstrum, ein Ungeheuer, ein Biest! Ich bin einfach nur ein ‚Ding’.“
    Altry Eltron brach lautlos zusammen. Mit starken Armen fing er den schlaff werdenden Körper auf, und dann betrat der Mann von Oros erstmalig ihr Schlafzimmer.
    Behutsam bedeckte er sie mit der flauschigen Decke, ehe er mit hängenden Schultern den Raum verließ. Noch nicht einmal der Blick zu den Sternen gab ihm neue Kraft. Er war und blieb zerbrochen. Seine überragende Wissenschaft wurde zu einem Nichts, das sich in einem Winkel seines Bewußtseins verkroch. Ein wirklicher Mensch hatte ihn besiegt, und dazu hatte er keine vernichtenden Waffen benötigt.
    Er hörte, wie sie kurz vor Sonnenaufgang panikartig das Haus verließ. Er stand auch noch teilnahmslos am Aussichtsfenster, als draußen die Turbine des Flugschraubers zu heulen begann. Altry Eltron floh, aber er ahnte nicht, daß sie den sinnlosen Versuch unternahm, vor sich selbst zu fliehen.
    Er wartete noch zwei Stunden. Die Gletscher begannen sich bereits unter den ersten Sonnenstrahlen zu verfärben, aber die schwerbewaffneten Soldaten des Raumsicherheitsdienstes waren noch immer nicht angekommen.
    Als er seine eigene Maschine bestieg und sie in die Luft jagen ließ, begann er verhalten zu lächeln. Sie war doch wundervoll, diese kleine Frau vom dritten Planeten des solaren Systems. Sie war ein „Mensch“.
     
15. Kapitel
     
    Er war wieder der kaltblickende Kommandant, der grundsätzlich nichts zu übersehen pflegte.
    Angespannt und doch erstaunlich locker saß er in dem hochlehnigen Sessel vor den hufeisenförmig angeordneten Hauptkontrollen.
    Weiter links saß J. Maryman, dessen Prothese einwandfrei funktionierte. Er war wieder raumtauglich geschrieben worden, als der große Ramsey Eltron den Wunsch geäußert hatte, den vertrauten Ingenieur-Offizier als technischen Chef an Bord der „Eltron I“ zu haben.
    Der Astromediziner Topsei befand sich in seiner kleinen, aber hervorragend eingerichteten Abteilung. Rechts von Eltron saß der Astronaut und Mathematiker Bilfing im Range eines Flagg-Leutnants. Er fungierte zugleich als Erster Offizier des Raumschiffes.
    Zusammen mit Eltron befanden sich neun Männer an Bord. Einer davon war Commander Shonert, den der Chef des Raumsicherheits-Ministeriums persönlich an Bord befohlen hatte. Eltron hatte den unangenehmen Aufpasser nicht abweisen können, zumal Shonert ein vorzüglicher Funk- und Radar-Offizier war. An ihm störten nur der ewig lauernde Blick und die Dienstgradabzeichen des Sicherheitsdienstes.
    Weiter hinten saß der Zweite Ingenieur des Raumers.

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