Der Mann von Oros - Teil 2
Vorposten nur zu dem Zwecke eingerichtet worden war, um die technisch aufsteigende Menschheit beobachten und testen zu können. Wer hätte auch einen Ramsay Eltron mit jenen Intelligenzen in Verbindung bringen sollen, die bereits seit vielen Jahrtausenden in regelmäßigen Abständen den Planeten Erde besucht und untersucht hatten!
Im ganzen Sonnensystem gab es kein menschliches Wesen, das auch nur annähernd groß genug gewesen wäre, um in tiefer Demut das unbegreifliche Walten eines gemeinsamen Schöpfers erfassen zu können. Der Mensch hielt sich noch immer für das höchststehende Geschöpf im Universum. Er war nach wie vor unfähig, in seiner charakterlichen Arroganz und Überheblichkeit die göttliche Macht zu erkennen, die durchaus nicht nur den Menschen erschaffen hatte. Indem sich der Mensch nach wie vor für die alleinige wahre Intelligenz im Kosmos hielt, bestritt er den vielfältigen Schöpfungswillen, der sich längst in Zehntausenden von intelligenten Daseinsformen verkörpert hatte. Nur diese unbestreitbaren Tatsachen bewegten den Fremden, die Bewohner des dritten Planeten im System Sol mit seinem unglaublichen Wissen zu peinigen. Der Start war für den 1. März des Jahres 2110 vorgesehen.
Die „Eltron I“ stand raumklar auf den wuchtigen Heckflossen. Silbern schimmernd ragte die scharfe Kanzelspitze in den wolkenlosen Himmel Nevadas.
14. Kapitel
Natürlich konnte sie die in ihm wühlende Unrast nicht verstehen. Dagegen verstand er den feuchten Schimmer in ihren großen Augen, die zum wahren Spiegel einer gequälten Seele geworden waren.
Das Licht in dem halbrunden Landhaus aus Plastik und durchsichtigen Kunststoffen war vor einer halben Stunde erloschen. Hochaufgerichtet stand er vor der leicht aufgeklappten Aussichtswand seines Arbeitszimmers. Vor ihm lagen die schneebedeckten Gipfel der Uinta-Mountains. Der mehr als 4000 Meter hohe Emmons Peak war deutlich erkennbar. Das sanfte Licht des aufgegangenen Mondes schien sich in dem vereisten Gipfel milliardenfach zu brechen und dem Mann von den Sternen eine geheimnisvolle Botschaft zuzuraunen.
Ramsay Eltron erlitt alle Qualen der Hölle. In der leise aufgeglittenen Tür sah er die schattenhafte Gestalt einer wundervollen Frau.
Seine Hände zitterten, als ihre Stimme leise aufklang:
„Ramy, weißt du eigentlich, daß ich dich liebe, und daß ich deine Frau bin?“
In ihm verkrampfte sich alles. Er stand wenige Stunden vor seinem Start, der ihn endgültig von der Erde befreien und in seine natürliche Umgebung zurückbringen mußte. Er hatte der Menschheit viel geschenkt. Er hatte es mit einer tiefen Resignation getan, da er zu gut wußte, daß diese Rasse für solche Erkenntnisse noch nicht reif genug war. Alles hatte er überwinden und mit einem überlegenen Hohn beseitigen können. Die Menschen waren ihm etwas schuldig, also hatte er sich ein zwar kleines, aber immerhin raumtaugliches Schiff besorgt. Nichts war ihm schwergefallen; aber vor dieser Stunde hatte er seit Monaten gezittert.
Nun war sie gekommen. Hinter ihm stand ein liebenswertes Geschöpf, das in seiner ganzen Art anständig und duldsam war. Altry Eltron verdiente wirklich den ehrenvollen Namen „Mensch“.
Seine Atemzüge kamen schwer und unregelmäßig. Sie hörte es sehr gut, aber in diesem Augenblick war sie nicht die scharf beobachtende Psychologin, sondern nur eine natürlich fühlende und innerlich verzweifelte Frau.
„Ramy, seit acht Monaten bist du wieder auf der Erde. In dieser Zeit hast du mich nicht einmal geküßt. Du warst wundervoll in deiner dezenten Aufmerksamkeit, und wenn du mich lächelnd anblicktest, wurde ich groß und stark. Ich habe gewartet, lange gewartet. Ramy, bist du niemals auf den Gedanken gekommen, daß ich dich liebe? Ramy, morgen bei Sonnenaufgang wirst du wieder starten. Ich werde erneut allein und einsam sein. Mir bleibt nur die Hoffnung, daß du eines Tages zurückkommst, und ich in deinen Armen meine Not ausweinen kann. Ich bin deine Frau, Ramy. Wenn ich dir zuwider bin, so solltest du es sagen, noch ehe dein Schiff den Hafen verläßt.“
Eltron stöhnte. Er dachte nur noch mit dem Verstand eines unsäglich Fremden, was die Tatsache einer tiefen Gefühlsregung in sich barg. Er verstand sie ja so gut; zu gut.
Er drehte sich nicht um, als er verzweifelt sagte:
„Nein, Altry, du irrst dich. Du liebst mich nicht. Du kannst mich gar nicht lieben.“
Sie lachte leise und bekümmert.
„Die Meinung neiderfüllter Kollegen
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