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Der Mann zweier Welten

Der Mann zweier Welten

Titel: Der Mann zweier Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond F. Jones
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herunter.
    Einen Augenblick dachte er, der Raum sei leer. Dann gewöhnten sich seine Augen an das Halbdunkel. Eine Stimme flüsterte seinen Namen. Sie kam aus dem großen Bett in der Ecke.
    Nur Matras Gesicht und Hände waren sichtbar. Sie wirkten wie welke Blätter.
    »Ich bin froh – daß du noch – rechtzeitig kommst«, hauchte sie. »Ich sterbe, und ich muß dir noch viel sagen.«
    »Kann ich Ihnen etwas bringen?« fragte Ketan sanft. »Eine Erleichterung?«
    »Damit es schneller geht? Das meinst du doch. Nein, ich muß sprechen.
    Zuerst über Elta. Ich habe mich in ihr getäuscht. Sie kam heute zu mir. Sei gut zu ihr, Ketan. Sie liebt dich. Ich habe lange mit ihr gesprochen. Ich habe ihr gezeigt, was die Statiker Kronweld zugefügt haben. Und der Erde – du kennst diesen Namen nicht. Sie hat mir geglaubt, und sie wird dir helfen.«
    Der Schmerz verzerrte ihr Gesicht. Ketan saß hilflos dabei, bis der Krampf verging. »Das Gift wirkt schnell«, stöhnte Matra.
    »Gift?«
    Matra nickte. »Anetel hat es getan. Ich hätte es wissen müssen. Aber es ist egal. Du sollst den Kampf weiterführen. Ich muß mich beeilen – da, nimm diesen Ring …«
    Sie streifte ihn ab. Ketan nahm ihn verwundert. Er paßte kaum an seinen kleinen Finger.
    »Behalte ihn. Er wird dich vor Anetel schützen. Sie – sie kennt dich. Seit dem Augenblick, in dem du das Vorbereitungszentrum betreten hast. Es ist nicht so leicht, in den Geburtstempel zu kommen.« Sie lächelte. »Wir wollten dich beide für unsere Zwecke ausnutzen. Ich glaube, ich habe gewonnen.«
    Wieder zuckte der Schmerz über ihr Gesicht. »Elta weiß, was zu tun ist. Sie wird dir das übrige sagen. Ich wollte nur, daß du von ihrer – Unschuld erfährst.«
    »Aber weshalb hat sie versucht, Anetel zu töten?«
    »Das – hat sie – getan?« Die Alte schien sich noch einmal aufstützen zu wollen. »Diese kleine Närrin – diese wunderbare – kleine Närrin …«
    »Weshalb?«
    »Sie wollte helfen. Aber es wird nichts nützen. Versucht, sagtest du?«
    »Ich weiß nichts Bestimmtes – Anetels Wachen halten die Korridore besetzt.«
    »Ja, ihre Organisation ist stark. Ich habe gesehen, wie sie sie aufbaute. Aber es ist gleich. Meine Anhänger sind auch stark, und bisher haben wir verhindert, daß sie wichtige Mitteilungen hinausschickte.«
    Ketan sah, daß der Schmerz, der Matra jetzt schüttelte, die Erlösung bringen würde. Tränen rannen über ihre Wangen. Sie hatte die Augen geschlossen.
    »Ich wollte dir noch viel mehr sagen. Aber Elta – weiß alles. Sie hat auch einen Ring – sie braucht ihn vielleicht noch notwendiger. Verliert ihn nicht. Gott segne euch.«
    Ihr Körper bäumte sich noch einmal auf, dann lag sie still da.
    Er sah auf den schmalen Goldreif. Welche Kraft konnte in ihm stecken?
    Die Halle war immer noch leer, als er zurückging. Nicht einmal die Wärterin war in Sicht. Er erreichte sein Zimmer ohne Zwischenfall und ließ sich in einen Sessel sinken.
    Matras Tod hatte ihn erschüttert. In Kronweld wurden die Alten und Unheilbaren auf einen Platz gebracht, wo sie in Einsamkeit starben. Der Tod stellte etwas Abscheuliches dar.
    Aber an Matra hatte er eine merkwürdige Friedlichkeit und Heiterkeit festgestellt. Sie hatte keine Angst. Sie schien den Tod sogar herbeizuwünschen. Ketan fühlte, daß er die Verpflichtung hatte, das Werk der alten Frau fortzusetzen.
    Nur der Gedanke an Elta quälte ihn. Weshalb hatte sie versucht, Anetel zu töten? Er grübelte und grübelte. Und in dieser Lage überraschten sie ihn.

 
14
     
    Anetel führte die Gruppe an.
    Ketan sprang auf. Aber Anetel sah ihn nur aus zornigen Augen an. Der eine Arm war dick bandagiert und ruhte in einer Schlinge. Jemand hatte sie tatsächlich angegriffen.
    »Du könntest das Plastikding von deiner Nase abmachen. Es wird gleich abbröckeln.«
    »Ich habe mich daran gewöhnt.«
    »Wie du willst. Wie konntest du nur glauben, daß du Anetel betrügen könntest. Ich kenne auch deine Gespräche mit Matra. Ich weiß von deinen amüsanten Formversuchen jeden Morgen. Und von deiner Haltung in der Geburtskammer.
    Gib mir die Botschaft!«
    Sie streckte gebieterisch die Hand aus.
    Ketan sprang zum Tisch, packte das Original und seine Übertragung und warf beides in die automatische Abfallanlage.
    »So geht es auch«, sagte Anetel spöttisch. »Ich wollte nur nicht, daß es anderen neugierigen Dienerinnen in die Hände fällt. Wir müssen diejenigen entfernen, die eine solche Botschaft gelesen

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