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Der Mann zweier Welten

Der Mann zweier Welten

Titel: Der Mann zweier Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond F. Jones
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haben.«
    »Gab es welche?«
    »Viele. Deshalb werdet ihr ja gewarnt, die Babys nicht zu untersuchen. Aber bei dir wäre die Verurteilung auf alle Fälle nötig gewesen.«
    Er starrte in ihr arrogantes Gesicht. »Was bedeutet das?«
    »Ich bin überrascht«, spöttelte sie. »In Kronweld warst du ein großer Sucher. Du wolltest diesen Tempel niederreißen. Hast du nie die Wahrheit über ihn gehört? Von der großen Tür durch den Rand?«
    Ketan sah sie verwirrt an. Anetel lachte. Und dann dämmerte es ihm. Die Schwärze in der Nische! Das war der Rand selbst.
    »Ich erinnere mich, daß du in deiner Jugend den Suchern vorgeschlagen hast, einen Weg über den Rand zu finden und zu erforschen, was jenseits liegt. Nun, du sollst es herausfinden.«
    Ketan sah sie verwirrt an.
    »Hunderte von Tara sind nun seit dem großen Kampf vergangen, der einmal in Kronweld wütete. Die primitiven Menschen – und sie waren in der Überzahl – widersetzten sich den Suchern. Sie behaupteten, das Suchen sei gegen den Willen des Gottes, und sie töteten unsere besten Sucher. Aber am Ende wurden sie besiegt, und ein großer Sucher, dessen Name heute vergessen ist, baute ein Tor in die kahle, unwirtliche Welt jenseits des Randes. Die Besiegten wurden dorthin gebracht. Es ist ein ewiges Land. Eines, in dem man nicht stirbt. Und sie sind heute noch dort.«
    Eine Vision überkam Ketan – die bittenden Gesichter.
    »Ah – du hast sie also gesehen.« Anetel lachte. »Und ich merke deinem Gesichtsausdruck an, daß du Mitleid mit ihnen hast. Hab lieber Mitleid mit dir selbst, denn du wirst in Kürze zu ihnen gehören.«
    »Du erwartest doch nicht, daß ich dir diese phantastische Lüge glaube? Weshalb weiß man in Kronweld nichts davon? Und woher kommt das neue Leben? Das erklärt deine Geschichte nicht.«
    »Das? Das war ebenfalls ein Triumph des Suchers, der das Tor baute. Wenn es dich tröstet – deine Theorien von der Erschaffung des Lebens sind richtig. Wir kommen in der gleichen Weise zur Welt wie die Bors. Aber den Menschen von Kronweld wird diese Scheußlichkeit erspart. Wir holen uns die Kinder der Gefangenen, um unseren Menschenvorrat aufzufüllen. Sie sind unsere Zuchttiere. Nur die Kinder können durchkommen.«
    Ketan war sprachlos. So entsetzlich ihre Geschichte war, sie würde alles erklären.
    »Du wirst noch heute verurteilt.« Anetel wandte sich zum Gehen.
    Ketan sprang auf sie zu. Instinktiv wirbelte sie herum. Ihre freie Hand zog etwas aus den Falten der Robe.
    »Ich glaube, du weißt, was das ist«, sagte sie.
    Ketan warf einen Blick auf das Ding. Es war eine Waffe aus Nachtland. Sie konnte ihn in Sekundenschnelle in Asche verwandeln.
    Und dann sah Anetel den goldenen Ring an seinem Finger. Er schien sie zu ernüchtern.
    »Dann ist mir Matra also doch zuvorgekommen«, sagte sie leise. »Gib mir den Ring!«
    Ihre Augen waren hart. Ketan händigte ihr den Ring ohne Widerspruch aus.
    »Gut«, sagte sie ruhig. »Jetzt brauche ich noch den von Elta.«
    Als sie hinausgingen, schlossen sie die Tür ab. Ketan starrte dumpf die Wände an. Eine Flucht war unmöglich. Aber jetzt wußte er wenigstens das Geheimnis des Geburtstempels.
    Sie würden ihn auf die andere Seite des Randes schicken. Warum nicht? Was war ihm das Leben schon wert, wenn er sah, daß sich die Ergebnisse seines Suchens bestätigt hatten? Und irgendwie würde er einen Weg zurück finden. Nur Elta bereitete ihm Sorgen. Was würde aus ihr werden?
    In diesem Augenblick hörte er eine Stimme im Raum.
    »Ketan – Ketan! Kannst du mich hören?«
    »Elta! Wo bist du?«
    »Ich konnte aus meinem Zimmer fliehen und habe das Nachrichtenzentrum des Tempels gefunden. Ich kann alles hören, was in deinem Raum gesprochen wird. Hör zu, Ketan. Ich weiß, was sie mit dir vorhaben. Ich habe bereits eine der Waffen aus Nachtland gestohlen, und ich kann noch eine zweite holen. Ich werde mich verkleiden und in der Geburtskammer warten. Eine der Waffen verstecke ich direkt in der Nische. Ich werde eine der Beobachterinnen sein. Wenn sie dich hereinführen, nimmst du die Waffe, und wir erkämpfen uns unseren Weg ins Freie.«
    »Nein, Elta, das geht nicht. Wir müßten alle Bewohnerinnen des Tempels umbringen. Und wohin könnten wir gehen? Kronweld würde uns schwerlich mit offenen Armen empfangen.«
    »Wir müssen. Es ist keine Zeit zu verlieren.«
    »Leg die Waffe in die Nische. Und wenn ich durchgehe, folgst du mir.«
    »Nein!«
    »Aber deshalb bist du doch gekommen!«
    »Ja – aber

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