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Der Mann zweier Welten

Der Mann zweier Welten

Titel: Der Mann zweier Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond F. Jones
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nennenswerte Veränderung. Ketans Gefährten schienen unter der Hitze zu leiden, aber er war sie von Kronweld und Feuerland gewöhnt. Gegen Mittag hielten sie an einem Platz mit Wasser. Die Sonne stand hoch am Himmel und markierte so die verstrichene Zeit.
    Wir werden die andere Seite nie erreichen, dachte Ketan.
    Aber als der Abend hereinbrach, näherten sie sich dem Einschnitt in den Bergen. Er wußte, daß dahinter die größere Wüste mit den ewigen Winden lag.
    »Wir lagern außerhalb«, erklärte John Edwards. »Die Wüste ist eine Hölle. Ich weiß nicht, ob wir sie in einem Tag schaffen können.«
    Auch in dieser Nacht schlief Ketan kaum. Er war zu nahe am Ziel. Würde er endlich herausfinden, was die geheimnisvollen Visionen bedeuteten? Würde die Felsnadel eine Erklärung für die Unwirklichkeit Kronwelds geben?
    Und vor allem – würde sie ihm einen Weg zurück zu Elta zeigen?
    Er war gegen Morgengrauen wohl doch eingeschlafen, denn als er sich aufrichtete, hatte William Douglas schon ein Feuer angezündet.
    Sie machten sich schnell auf den Weg durch den schmalen Spalt. Zu beiden Seiten türmten sich die Felswände auf. Als sie die erste Biegung hinter sich hatten, sahen sie den Sandvorhang.
    »Das ist er«, meinte John Edwards. »Und es ist die Hölle.«
    Nun sah es Ketan in Wirklichkeit. Jenseits des Canons war die Wüste mit ihrem ewig bewegten Sand.
    Der Wind jagte ihnen Sandwolken entgegen, noch bevor sie den Canon verlassen hatten. John Edwards hustete und wendete das Pferd. »Wir müssen warten«, keuchte er. »Bei dem Tornado schaffen wir es nie.«
    Die beiden anderen wandten die Gesichter von den scharfen Sandkörnern ab. »Es ist fast immer so«, sagte Ketan.
    »Manchmal läßt der Sturm nach«, meinte Edwards. »So können wir die Felsnadel nicht sehen.«
    »Ich finde sie«, sagte Ketan ruhig. »Ich brauche sie nicht zu sehen.«
    Er war völlig sicher, daß er sie finden würde.
    William Douglas sah ihn zögernd an. »Gut«, meinte er schließlich. »Wir können es ja versuchen. Mit unseren wenigen Vorräten dürfen wir ohnehin nicht lange warten.«
    Sie banden feuchte Tücher um ihre Gesichter und trieben die Tiere weiter. Die Pferde gingen nur widerwillig voran. Ketan hatte automatisch die Führung übernommen.
    Sie waren nie ganz sicher, wann sie aus dem Canon auftauchten. Sie merkten nur, daß irgendwann der Wind und der Sand noch beißender wurden.
    Ketan drehte sich um. William Douglas war dicht hinter ihm, aber John Edwards konnte er schon nicht mehr sehen.
    Ketan wurde von einer unsichtbaren Macht vorwärtsgetrieben. Er wußte genau, wo die Felsnadel lag. Sie hatten keine Ahnung, wo die Sonne stand. Nur als der Himmel dunkler wurde, schätzten sie, daß die Nacht bald hereinbrechen müßte.
    Und dann zerriß der Sandvorhang.
    Der Wind schwieg, und es begann in Strömen zu regnen. Es war herrlich.
    Sie blieben nebeneinander stehen und sahen zum Himmel hinauf. William Douglas grinste erleichtert. »Du hattest doch recht mit dem Gewitter«, sagte er zu John Edwards.
    »Noch eine Stunde, und ich hätte aufgegeben. Wißt ihr, daß wir zwei der Packpferde verloren haben?«
    William Douglas wurde ernst. »Das heißt, daß wir noch weniger Zeit haben. Ist es noch weit, Ketan?«
    Ketan deutete nach vorn. Sie sahen es gleichzeitig. Verschwommen durch den Regen ragte in der Ferne eine einzelne Felsspitze auf.
    »Kommt«, sagte Ketan heiser.
    Die Felsnadel war ein Pfeiler, dem die Stürme nichts hatten anhaben können. Er sah so ewig wie die Sterne aus.
    »Und wonach müssen wir jetzt suchen?« fragte William Douglas.
    »Es ist auf der anderen Seite, in der Nähe des Bodens …«
    Sie blieben stehen. Der Sand war nur an der obersten Schicht zusammengebacken. Ketan starrte lange die glatten Wände an.
    »Wenn jemand hier etwas verstecken wollte«, sagte John Edwards, »dann konnte er keinen besseren Platz finden.«
    Aber Ketan hörte nicht zu. »Es ist nicht da …«, murmelte er. Doch dann blitzten seine Augen auf. »Natürlich! Es liegt unter dem Sand. Er hat es zugeweht.«
    »Was?« fragte Douglas.
    »Den Eingang.«
    Sie holten Schaufeln von dem Packpferd und begannen zu graben. Der Regen hatte nachgelassen, und der Wind kam wieder auf. Es war eine ermüdende Arbeit. Die Männer wechselten sich ab. Es wurde dunkel.
    Schließlich kam John Edwards aus dem Loch geklettert und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Bist du sicher, daß wir an der richtigen Stelle graben?« fragte er.
    »Ja. Er

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