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Der Mantel - Roman

Der Mantel - Roman

Titel: Der Mantel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frankfurter Verlags-Anstalt
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verdreckt mochte er aussehen? Wie bizarr, im Grab des Hundes zu liegen, hier mitten in Münchens Stadtpark.
    Vorsichtig hebt er den Kopf. Das Geräusch des Fahrzeugs ist näher gekommen, der Wagen muss nun fast auf seiner Höhe, nur fünfzig Meter weiter Richtung Fluss sein. Er muss Kurven gefahren sein, denn Schmidt hat wahrgenommen, dass die Scheinwerfer kurz über den mächtigen Stamm des Baumes neben ihm leckten. Eine Tür öffnet sich, Schmidt hält den Atem an. Jemand betritt knirschend den Weg am Fluss. Schmidt hört Stimmen.
    Eine Streife, um diese Uhrzeit! Schmidt presst seinen ganzen Körper nach unten in die feuchte Erde, aus dem Augenwinkel sieht er den nassen Seesack. Er kann ihn nicht heranziehen, ohne sich aufzurichten. Also bleibt er reglos liegen. Sein Herz rast, er wagt kaum Luft zu holen. Nur nicht hier entdeckt werden, über die Konsequenzen will sich Schmidt keine Gedanken machen. Welch unsägliche Blamage für einen Anwalt und das sichere Ende der Bestattung für Shiva. Er kommt ihm vor wie Ewigkeit, dieser Moment, als der Polizist zu dem Erdaushub mit dem glänzenden Etwas daneben herüberspäht.
    Er blinzelt. Die schlammige Erde um ihn herum, der leise Regen. Nässe bald überall. Von unten, von oben, seine zu dicke Kleidung verschwitzt. Nur der Hund liegt kalt neben ihm. Schmidt hat seinen Platz im Grab eingenommen und mit etwas Anstrengung passt es ihm sogar. Höckergräber nannten sie das in der Frühgeschichte, denkt Schmidt. Seitlich, die Knie zur Brust angezogen. So schnell liegt man in einem Grab. Und fiele nun Erde darauf, würde die Welt nicht stillstehen. Keinen Moment.
    In seiner Angst, entdeckt zu werden, atmet Schmidt schnell und flach. Nun leert er seine Lungen, so gut er kann. Er will das Herz beruhigen. Bis zum Stillstand müsste man das können, wie die Geheimorden im Mittelalter, denkt er, um sich abzulenken. Er hört wieder Stimmen, dann zwei, drei Schritte im Kies, ein Wagenschlag geht. Das Fahrzeug setzt sich langsam wieder in Gang, fährt im Schritttempo davon, der Innenstadt entgegen. Vorsichtig hebt Schmidt den Kopf. Er sieht die Rückleuchten der Polizeistreife davonfahren. Damit hat er nicht gerechnet. Auf diese Weise missglücken so viele Straftaten, denkt er. Das kleine, nicht beachtete Detail. Er blickt zu dem Seesack herüber. Nicht auszudenken, das Ganze. Er dreht sich schwerfällig, stützt sich auf Knie und Hände und steht langsam auf. Sein Aussehen ist wenig erfreulich, Erdbrocken kleben bis hinunter zu den Stiefeln an dem ehrwürdigen Jagdmantel seines Stiefvaters, kleine Steine, nasses Erdreich. Er klopft den Mantel behelfsmäßig von der Schulter herab ab, bemüht, die schmierige Erde nicht noch tiefer in den Stoff zu reiben. Dabei stellt er fest, wie nass er schon überall ist. Schmutzig, nass, dem Untergrund nahe. Er riecht noch die würzige, muffige und modernde Erde. Er betrachtet das Loch vor sich. Er kann seine eigene Kontur nicht darin erkennen. Wohl aber sieht er, wie platt gedrückt die Oberfläche in dem Aushub ist. Eingelegen. Er ist wie benommen. Langsam reibt er die Handflächen aneinander. Der Dreck fällt zwischen den pulsierenden Händen herunter. Er kann nichts denken, so verbunden ist er nun mit dem Regen, dem Erdreich, der Nacht und dem Leichnam seines Gefährten. Er bückt sich und greift nun den Spaten. Er setzt ihn erneut an. Lange kann es nicht mehr dauern, dann muss es vollbracht sein. Sicher, bevor der Tag anbricht.
    ***
    Die Treppe hinauf in die Wohnung war Shiva schleppend gegangen, aber ohne die Schmerzen des Abstiegs. Fabian registrierte es erleichtert. Oben angekommen, grub der Junge umständlich einen Hundekuchen aus der Tasche. Er kniete vor dem Hund und legte das Geschenk zwischen sich und ihn. Shiva senkte den Kopf, um zu fressen. Da beugte sich Fabian herunter, umarmte den Hund bei den Schulterblättern und vergrub sein Gesicht in den kurzen sandfarbenen Haaren. Nur ein leises Geräusch war zu hören, wenn er die Nase hochzog, und ein fiependes Wimmern. Schmidt war hilflos. Der stumme Ausbruch strengte ihn an. Er musste die Fassung bewahren. Er wusste nicht, wie er Trost spenden sollte. Der Hund hatte aufgehört zu kauen und den Kopf auf die Pfoten sinken lassen. Schmidt stand schweigend da. Dann fasste er den Jungen vorsichtig bei den Schultern. »Komm jetzt, Fabian, komm. Vielleicht wird es ja gut. Wenn irgendetwas sich ereignen sollte, rufe ich dich. Heute kannst du nichts mehr für ihn tun. Shiva hat sich riesig

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