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Der Mantel - Roman

Der Mantel - Roman

Titel: Der Mantel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frankfurter Verlags-Anstalt
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klang das anders. Sabine hat mir übrigens nichts erzählt, nicht von sich aus. Aber da ich bei dem Telefonat ungewollt zugegen war, schien es mir so, als hättest du sie mit dem Druckmittel deiner Unterhaltszahlungen zwingen wollen, sich einen neuen Job zu suchen?« Schmidt bemühte sich, nicht aggressiv oder vorwurfsvoll zu klingen. Sabines Verzweiflung war ihm noch in diesem Moment in aller Heftigkeit vor Augen.
    Franz lief rot an: »Das stimmt so nicht. Ich habe sie nicht erpresst, wenn du darauf anspielen solltest. Ich habe nur erwähnt, dass ich immerhin seit vielen Jahren Wort halte und pünktlich zahle.«
    Schmidt musste sofort nachsetzen: »Wozu du gesetzlich verpflichtet bist. Gleichgültig, wo sie wohnt oder arbeitet.«
    Franz blickte ihn mit erhöhter Wachsamkeit an: »Völlig richtig, Ulrich, aber ich habe Sabine nicht gezwungen. Ich wollte nur unbedingt verhindern, dass du von meinem unehelichen Kind erfährst. Und meine ganze Konstruktion zusammenbricht.«
    »Und nun sitzen wir hier. Warum hast du mich dann doch angerufen?«
    »Weil ich nachgedacht habe. Und mir dabei einiges aufgegangen ist. Worüber ich mit dir reden muss.«
    »Ah, das klingt wie noch ein Weißbier?« Schmidt winkte der Bedienung, die gelangweilt in der Eingangstür stand.
    Als sein Telefon klingelte, würgte er den Anruf schnell ab: »Entschuldige, aber ich sitze hier noch mit einem Kollegen. Ich komme gegen acht Uhr nach Hause. Versprochen.« Und nach kurzer Pause: »Nein, kennst du nicht, also bis nachher.« Er verzog das Gesicht. Die Kellnerin setzte die beiden Gläser lautstark ab und stellte unaufgefordert einen Korb mit Brezen zwischen die beiden. Franz wartete, ehe er fortfuhr: »Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. Ich habe nach dem blöden Anruf bei Sabine Depressionen bekommen. Alpträume hatte ich schon seit Jahren, seit der Trennung von ihr immer wieder. Sie waren furchtbar: Manchmal verlor ich Sabine und meinen Sohn. Am schlimmsten war der Traum, in dem beide Frauen sich trafen und gegen mich verbündeten und mich verstießen. Martha hat es gemerkt, wie ich seither schlecht beieinnander bin. Darum ruft sie jetzt dauernd an. Aber sie kann mir nicht helfen.«
    »Was soll das heißen?«, fragte Schmidt hellhörig.
    »Ist nicht leicht zu sagen. Ich habe das Gefühl, dass ich Jahre verschenkt habe. Jahre, die ich mit Sabine hätte verbringen müssen. Und mit Fabian. Ich vermisse sie. Aber im anderen Falle hätte ich meine Kinder vermisst – und Martha.«
    »Franz, jetzt hör aber auf, deine ausgewachsene Midlife-crisis vor mir auszubreiten. Du kannst mir doch nicht im Ernst weismachen, dass du als verheirateter Mann mit zwei Kindern eine andere Frau schwängern und verstoßen kannst und dann nach 15 Jahren, wenn deine Frau dir die Kinder zu fast erwachsenen Menschen erzogen hat, die Verstoßene zurückholen willst? Weil du jetzt etwa herausgefunden hast, dass du sie liebst? Und zwischendurch hast du ihr noch einmal kurz die Pistole auf die Brust gesetzt? Ich kann es nicht fassen.«
    »Ulrich, hör auf, mich pharisäerhaft bekehren zu wollen. Ich bin nicht wegen einer Midlife-crisis zu dir gekommen, sondern weil ich ein konkretes Problem habe und deinen Rat brauche.«
    »Meinen Rat willst du? Was soll ich dir raten? Meinst du, ich bin dafür der Richtige? Nein, du bist deswegen gekommen, weil du befürchten musstest, dass ich mittlerweile Bescheid weiß. Und weil ich eine positive Beziehung zu Sabine Graseder habe. Wo du die deine gerade mal wieder auf den Nullpunkt gebracht hast. Eigentlich müsstest du dich ja fragen, wie du Sabine deinen plötzlichen Sinneswandel verkaufen willst.«
    »Das sind unfaire Unterstellungen. Du scheinst mich für durch und durch berechnend zu halten. Und sprichst mir dabei jedes Gefühl ab. Findest du das nicht sehr einseitig? Aber du hast recht, mit der Einstellung kannst du mir jedenfalls keinen brauchbaren Rat erteilen.«
    Schmidt stöhnte: »Mann, Franz, ich bitte dich, es klingt nur alles so – so konstruiert. Dass du jetzt deine Liebe zu ihr entdeckst, dass du nun deinen Sohn sehen willst. Deine Familie aufgeben – denn das heißt es ja wohl auch? Oder?«
    »Wenn es nach mir ginge, würde alles sehr friedlich verlaufen. Ich habe Martha ja nichts vorzuwerfen. Im Gegenteil. Und zu den Kindern würde ich engsten Kontakt halten.«
    »Das ist doch alles verrückt. Du warst doch so ein – ein unerschütterlicher bayerischer Beamter und in den Fußstapfen deines Vaters. Was ist nur in dich

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