Der Marktmacher
einem Wort, wenn Isabel freikommt, wird die Banco Horizonte Dekker Ward übernehmen und die Interessen von Kunden wahren, denen an Diskretion gelegen ist.« Damit verstummte er und fixierte Francisco mit ruhigem Blick.
Francisco rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her . » Eine interessante Idee, aber ich begreife noch immer nicht, was das mit mir zu tun haben soll.«
Luís blieb stumm und ließ seinen Blick auf seinem Gegenüber ruhen.
Francisco war bemüht, das unbehagliche Schweigen zu beenden und die Fiktion eines normalen Gesprächs aufrechtzuerhalten. »Natürlich, Ricardo Ross ist mein Schwager. Aber wir machen keine Geschäfte miteinander. Ich habe nichts mit Dekker Ward zu tun. Wir haben unterschiedliche Auffassungen.« Francisco beugte sich vor und schlug einen vertraulichen Ton an. »Wissen Sie, Dekker Ward ist mir ein bißchen zu aggressiv. Ich ziehe konservativere I n stitute vor.«
Als Francisco das sagte, trank ich gerade einen Schluck Kaffee. Ich hätte mich beinahe daran verschluckt. Franci s co beachtete mich nicht.
Luís stand auf. »Nun, vielen Dank für die Zeit, die Sie uns geopfert haben, Francisco. Sicherlich werde ich bald vo n d en Entführern hören, ob sie mit meinem Vorschlag einverstanden sind.«
Auch Francisco erhob sich. Offenbar war er durcheinander und wußte nicht recht, was für eine Reaktion von ihm erwartet wurde. Schließlich entschloß er sich zu einem mitfühlenden Tonfall. »Ich habe immer noch nicht ganz verstanden, warum Sie mich in dieser Angelegenheit spr e chen wollten, aber es tut mir sehr leid wegen Ihrer Tochter, Luís . Ich hoffe, sie wird bald freigelassen.«
»Das hoffe ich auch, Francisco, sehr sogar.« Zum erstenmal war ein Anflug von Schärfe in Luís ’ Stimme.
Als Francisco uns durch die Diele hinausbrachte, blieb ich stehen, um ihm eine Frage zu stellen. »Ach, übrigens, Senhor Aragão , war das Ihr Sohn, den wir vorhin gesehen h a ben?«
»Ja, Francisco filho . Er ist im letzten Schuljahr.«
»Aha.« Ich lächelte. Luís und ich ließen den armen Francisco in tiefer Verwirrung zurück.
» Er steckt eindeutig hinter der Entführung«, sagte ich, sobald die Limousine außer Sichtweite der Villa war und wir Nelson wieder aufgesammelt hatten.
»Und ob«, knurrte Luís . »Ich mußte mich schon sehr beherrschen, um ihn nicht auf der Stelle zu erdrosseln. Da sitzt du, lächelst und plauderst und weißt, das Schwein hat deine Tochter.«
»Glauben Sie, er geht darauf ein?«
»Ich hoffe. Zugehört hat er jedenfalls. Aber wer weiß, ob er wirklich der Drahtzieher ist. Vielleicht sind das die Gebrüder Ross. Denen wird es sicherlich nicht gefallen, wenn die Banco Horizonte Dekker Ward übernimmt, auch wenn die Anonymität der Anleger zugesichert wird.«
»Francisco könnte sich aber auch zu einem Alleingang entschließen, wenn er den Eindruck hat, daß es seinen Interessen dient«, sagte Nelson. »Ich meine, er setzt Isabel auf freien Fuß, läßt Sie Dekker Ward übernehmen, steckt sein Geld ein und macht sich aus dem Staub.«
»Darauf müssen wir hoffen«, sagte Luís . »Liebend gern würde ich ihn den Behörden übergeben«, murmelte er.
Ich auch. Und das erinnerte mich daran, daß mein Plan eine Schwachstelle hatte, die ich Luís bisher verschwiegen hatte. Francisco hatte nichts als Luís ’ Wort, daß seine Kontounterlagen nach Isabels Freilassung nicht der Polizei ausgehändigt würden. Vielleicht kam er zu der Überzeugung, es sei doch besser, uns zu zwingen, die Übernahme von Dekker Ward zu verzögern und letztlich zu verhindern. Und wenn Dekker Ward übernommen wurde und er uns nicht vertraute, warum sollte er Isabel am Leben lassen? Francisco sah nicht so aus, als würde ihm ihr Tod den Schlaf rauben.
Der Fahrer setzte Luís an der Bank ab und brachte Nelson und mich zur Wohnung zurück. Luís kam zwei Stu n den später. Gespannt erwarteten wir ihn.
»Ich habe mit Lord Kerton gesprochen«, sagte er. »Er ist bereit, unsere Offerte zu prüfen. Aber er will am Mittwoch persönlich mit mir und einem Vertreter der Geschäftsle i tung der KBN sprechen, um entscheiden zu können, ob es uns Ernst mit dem Angebot ist.«
»Fliegst du hin?« fragte Cordelia.
Luís seufzte. »Ich muß. Ich würde gern hierbleiben und auf die Reaktion von Francisco warten, aber ich werde in London dringender gebraucht. Unsere Chance besteht jetzt darin, Dekker Ward zu kaufen und Francisco davon zu überzeugen, daß wir die Unterlagen, die seine
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