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Der Marktmacher

Der Marktmacher

Titel: Der Marktmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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Sicherheitsgurt in Brust und Schultern. Rasch löste ich ihn und sprang aus dem Auto. Nelson hatte die Tür des Renaults bereits aufgerissen. Francisco filho hatte keinen Sicherheitsgurt angelegt gehabt und war mit dem Gesicht aufs Lenkrad geknallt. Er war benommen, Blut rann ihm aus dem Mund. Ronaldo und Nelson zogen ihn aus dem Renault, während ich zu dem anderen Wagen lief, den wir wenige Meter entfernt geparkt hatten. Euclides hatte schon den Kofferraum geöffnet. Wir hatten den jungen Mann verstaut, ehe dieser wußte, wie ihm geschah. Dann saßen wir im Auto und gaben Gas.
    Ich hatte bemerkt, daß mehrere Autos vorbeigefahren waren, aber wie von Nelson prophezeit, war keines stehengeblieben. Auch aus Franciscos Haus weiter oben war ni e mand auf die Straße gelaufen.
    Ronaldo fuhr schnell und sicher durch Rios Morgenverkehr, ein typischer Ayrton Senna. Nelson teilte Cordelia über Handy mit, daß wir den Jungen hatten.
    Der Wagen schaukelte und ruckte, vor allem dann, wenn wir an einer Ampel hielten. Im Fond sitzend, konnte ich erstickte Schreie hören. Doch die Cariocas auf dem Weg zu ihrem Arbeitsplatz schienen sie nicht wahrzunehmen, oder wenn sie es denn taten, dann schenkten sie diesen Geräuschen keine größere Beachtung.
    Die Fahrt durch Rio schien eine Ewigkeit zu dauern. Obwohl wir uns meist entgegengesetzt zum morgendlichen Berufsverkehr bewegten, hatten wir mit einer lan g samen Fahrt gerechnet. Nichtsdestotrotz zerrte sie zusät z lich an unseren Nerven. Verkrampft hockte ich im Fond, die Hände fest zusammengepreßt. Im Gürtel bohrte sich mir der Revolver in die Rippen. Nelson und Ronaldo, die vorn saßen, schienen vollkommen ruhig zu sein. Euclides neben mir hatte glänzende Augen und lächelte verzückt. Keiner von uns sagte ein Wort.
    Eine Stunde später begannen wir endlich, Rio hinter uns zu lassen. Nelsons Handy schnurrte. Er meldete sich, sprach einige Sekunden lang hinein und klappte es dann zu.
    »Cordelia hat sich mit Francisco in Verbindung gesetzt.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Er sagt, er brauchte Zeit zum Nachdenken. Das Ganze könnte ja eine Finte sein. Wenn wir ihn hätten töten wo l len, hat Cordelia daraufhin geantwortet, hätten wir es ei n facher haben können. Zehn Minuten hat sie ihm gegeben.«
    Himmel! Francisco mußte sofort reagieren. Auf langwierige Verhandlungen konnten wir uns nicht einlassen. Den Familien von Entführungsopfern wurde immer wieder geraten, nach Möglichkeit nicht auf die Anfangsforderungen von Entführern einzugehen. Francisco würde das sicherlich wissen. Aber wir verlangten ja kein Geld von ihm. Er sollte sich lediglich an eine bestimmte Stelle beg e ben und dort eine Nachricht entgegennehmen.
    Quälend langsam verstrichen die zehn Minuten. Tatsächlich waren fünfzehn vergangen, als Cordelia zurüc k rief.
    Nelson lauschte und grinste dann. »Er ist darauf eingegangen«, sagte er. »Er nimmt sein Handy mit, so daß Co r delia mit ihm in Verbindung bleiben kann.«
    Mittlerweile befanden wir uns außerhalb der Stadt und fuhren in Richtung Berge. Nach einer halben Stunde erreichten wir ein einsames Stück Straße ungefähr zwanzig K i lometer von São Jose entfernt. Wir hielten auf dem Seite n streifen, so daß wir die Straße bis hin zu einer Tankstelle überbli ck en konnten, die das vertraute Orange-Grün von Petrobras zeigte. Cordelia würde Francisco anweisen, auf d e ren Vorplatz zu halten und auf weitere Instruktionen zu warten. Die beiden Tankwarte hatten reichlich Geld erha l ten und würden für einen Tag blind sein für die Unbill di e ser Welt.
    Wir zogen Francisco junior aus dem Kofferraum, ließen ihn etwas Wasser trinken, knebelten ihn, banden ihm die Hände auf den Rücken und verstauten ihn wieder im Ko f ferraum.
    Die Wange, mit der er auf das Steuerrad des Renaults geschlagen war, als wir ihn gerammt hatten, war geschwollen, aber sein Mund hatte aufgehört zu bluten. Seine Augen waren weit aufgerissen vor Angst, und er flehte uns auf portugiesisch an. Der Junge tat mir leid. Was konnte er d a für, daß Francisco sein Vater war? Doch wenn alles glatt lief, würde er bald frei sein.
    Wir warteten. Ronaldo rauchte eine Zigarette nach der anderen, und Nelson ließ sich zwei von ihm geben.
    »Ich wußte gar nicht, daß Sie rauchen«, sagte ich.
    »Ich auch nicht«, erwiderte er.
    Cordelia rief an und teilte uns mit, daß Francisco noch etwa zwei Kilometer von unserer Position entfernt sei. Sie hatte ihm erst gesagt, wo er halten sollte,

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