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Der Marktmacher

Der Marktmacher

Titel: Der Marktmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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als er schon fast da war.
    Nelson holte ein Fernglas hervor und begann, die Tankstelle zu beobachten.
    Nach fünf Minuten fuhr ein blauer Wagen vor. Er hielt auf dem Vorplatz. Der Tankwart, der ans Seitenfenster getreten war, wurde offenbar weggeschickt. Niemand stieg aus, aber ich konnte sehen, daß es nur einen Insassen gab. Wir warteten noch weitere zehn Minuten, um auch ganz sicherzugehen, daß Francisco wirklich allein gekommen war. Dann ließ Ronaldo den Motor an und fuhr den Hügel hinunter.
    Als wir uns der Tankstelle näherten, konnten wir Francisco auf dem Vordersitz seines Wagens erkennen. Erst blickte er auf die Uhr und dann in unsere Richtung. Ro n aldo bog auf den Vorplatz ein und brachte unseren Wagen neben dem von Francisco zum Halten.
    Nelson und ich stiegen aus, Francisco tat es uns nach. Er schwitzte. Große Schweißperlen glänzten auf seiner kahlen Stirn. Nelson hatte er noch nie gesehen, doch mich erkan n te er sofort. Er wollte etwas sagen, verkniff es sich dann aber lieber. Ihm war noch immer nicht klar, wieviel wir wußten.
    »Vielen Dank, daß Sie gekommen sind«, sagte ich. »Haben Sie etwas dagegen, wenn wir Sie und Ihren Wagen e t was genauer in Augenschein nehmen?«
    »Natürlich!« protestierte Francisco, aber Nelson ließ den viel schwereren Mann gegen das Auto gestützt Aufstellung nehmen und tastete ihn ab. Francisco wehrte sich nur kurz und ergab sich dann in sein Schicksal. Ich beugte mich vor und durchsuchte rasch das Auto. Im Handschuhfach fand ich einen Revolver, den ich Ronaldo reichte.
    Als Nelson fertig war, wandte sich Francisco um und blickte uns finster an. »Wo ist mein Sohn?« fragte er.
    Nelson bedeutete Francisco, ihm zu unserem Wagen zu folgen, wo er den Kofferraum öffnete. Francisco junior warf sich hin und her und keuchte, doch als er seinen Vater sah, hielt er inne und blickte ihn aus vor Schreck geweit e ten Augen an.
    »Da kann er doch nicht liegenbleiben! Lassen Sie ihn raus!« stöhnte Francisco.
    »Das werden wir«, sagte ich. »Wenn es soweit ist. Doch zuerst kommen Sie mit uns. Wir nehmen Ihren Wagen.«
    Ich setzte mich mit Francisco nach hinten und wartete, während Nelson dem Tankwart noch schnell ein paar zusätzliche Scheine zusteckte. Dann kletterte er hinters Steuer und fuhr los. Hinter uns folgten Ronaldo und Euclides mit dem anderen Wagen, in dessen Kofferraum sich noch i m mer Francisco junior befand.
    Wir fuhren den Weg zurück, den wir und Francisco gekommen waren, und bogen nach ein paar Kilometern links in Richtung São Jose ab. Francisco betrachtete die Straße vor uns mit finsterem Blick, die Lippen zu einem dünnen Strich zusammengepreßt. Sein Hemd und seine Stirn w a ren schweißnaß. Aber er sagte nichts.
    Je weiter wir in die Hügelkette vordrangen, desto grauer wurde der Himmel. Schließlich verschwand die Sonne ganz hinter den Wolken. Wir fuhren ein breites Tal hinauf, in dessen Mitte ein Fluß talwärts stürzte. Zu beiden Seiten lagen Äcker und Wiesen, und alle paar Kilometer kamen wir durch ein Dorf. Weiter oben wurde der Baumbewuchs dichter. Ich fühlte mich an den Tijuca-Wald erinnert, durch den ich nachts mit verbundenen Händen gestolpert war.
    Bald hatten wir São Jose erreicht und bogen links in den schmalen Weg ein, den uns Euclides am Tag zuvor gezeigt hatte. Wir fuhren am zweiten der beiden Bauernhöfe vorbei und hielten. Über uns, nach etwa vierhundert Metern am Ende der Straße, lag das weiße Gebäude, in dem Isabel gefangengehalten wurde. Darüber wurden die Wiesen von Bäumen und nacktem Fels abgelöst, und das Tal ging in den Berghang über.
    Ich öffnete die Wagentür und forderte Francisco zum Aussteigen auf.
    Hier oben war es kühler. Das Gras und der spärliche Schotter der Straße glitzerten feucht. Wenige Schritte vor uns brauste ein reißender Sturzbach unter einer kleine n B rücke zu Tal und trug die Wassermassen, die ihm die Regenfälle der letzten Tage zugeführt hatten, in den Atlantik. Es gab nur wenige Geräusche, das gequälte Röhren eines Lastwagenmotors unten auf der Straße nach São Jose, das eilige Rauschen des Wassers und das gelegentliche Blöken eines der verwilderten Schafe, die etwas weiter oben weid e ten. Im Bauernhaus hinter uns war es still, und auch in dem Gebäude über uns konnten wir kein Zeichen von L e ben wahrnehmen. Zwei große schwarze Rabenvögel kre i sten über ihm, als wollten sie es für uns erkunden.
    »In dem Haus dort oben wird Isabel Pereira gefangengehalten«, sagte

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