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Der Marktmacher

Der Marktmacher

Titel: Der Marktmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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gebratenen Speisen erfüllte die warme Nachtluft. Um uns her entfaltete sich ein buntes Völkergemisch: Brasilianer weißer, schwarzer und brauner Hautfarbe, Japaner, Koreaner. Nachdem wir den ganzen Tag über im Auto umhergefahren waren, tat einem der Anblick so vieler Fußgängern richtiggehend gut. Eine imposante Schwarze kam mit ihrem vierjährigen Sohn vorbei. Als sie meinen Blick bemerkte, zwinkerte sie mir zu und sagte auf englisch: »Na, Kleiner?«
    In meiner Naivität war mir nicht in den Sinn gekommen, daß sie Mutter und Hure zugleich sein konnte. Verl e gen wandte ich den Blick ab.
    Isabel führte mich in eine Straße, die von japanischen Schriftzeichen dominiert wurde. Man schätzt, daß mehr als eine Million Japaner in São Paulo leben. Außerdem gibt es viele Bewohner aus dem Nahen Osten. Auf einem Schild wurde Habibs Fast Food auf englisch und japanisch ang e priesen. Irgendwie schien mir das typisch für Brasilien zu sein.
    Wir kamen an ein Tor aus knorrigem Holz, das in einen winzigen japanischen Garten führte. Im Inneren des G e bäudes befand sich ein Restaurant, das in gemütliche Nische n u nterteilt war. Ein großer Japaner hantierte ausgesprochen aufreizend mit riesigen Messern. Unwillkürlich zuckte ich zusammen, als ich sah, wie er die Klingen wi r beln ließ. Jeden Augenblick rechnete ich damit, daß sich auf der Platte vor ihm ein menschlicher Finger dem rohen Fisch hinzugesellen würde.
    Die Tische waren besetzt mit Brasilianern. Nach kurzer Wartezeit wurden wir in eine kleine Nische für zwei g e führt.
    »Nun, es sieht so aus, als würde der Favela -Deal doch noch klappen«, sagte Isabel.
    »Das muß er auch. Sie haben es verdient.«
    »Danke. Es ist schön, mit jemandem zusammenzuarbeiten. Normalerweise mache ich das Ganze allein. Aber ich finde, wir sind ein ausgezeichnetes Team.«
    Sie lächelte mich an, ein unschuldiges Lächeln, aber irgendwie doch ermutigend.
    »Das sind wir. Schade, daß ich die Sache mit Ihnen nicht zum Abschluß bringen kann.«
    »Nicht? Warum nicht?« Angenehm überrascht, sah ich die Enttäuschung auf Isabels Gesicht. Eigentlich war ich auch enttäuscht.
    »Ich kündige, sobald wir wieder in London sind.«
    »Wirklich? Warum?«
    »Vielleicht erinnern Sie sich noch. Wir haben schon darüber gesprochen. Ich kann mich mit Ricardos Methoden einfach nicht anfreunden.«
    Isabel senkte den Blick. »Verstehe«, sagte sie.
    Eine Kellnerin nahm unsere Bestellung entgegen. Ich studierte die Speisekarte und orderte Tempura, Isabel Sushi.
    »Was werden Sie dann tun?« fragte sie.
    Ich zuckte mit den Achseln. »Meine Dissertation beenden, nehme ich an. Einen Job suchen.«
    »Das hört sich nicht gerade sehr optimistisch an.«
    »Ist es auch nicht. Eigentlich bin ich auf die Stellung be i D ekker Ward angewiesen. Und auf das Geld. Ich kriege für meine Eigentumswohnung nicht soviel, daß ich die Hypothek zurückzahlen kann. Deshalb muß ich sie ve r mieten, müßte aber schon viel Glück haben, um von der Miete die Hypothekenraten bezahlen zu können. Und Jobs gibt es für Leute meiner Qualifikation so gut wie gar nicht. Trotzdem wird es schön sein, wieder an der Dissertation zu arbeiten.«
    Isabel nickte verständnisvoll. Dabei war es für sie, mit einem millionenschweren Vater und einem üppigen eigenen Gehalt im Hintergrund, sicherlich nicht einfach, sich in meine Lage zu versetzen. Aber es schien ihr zu geli n gen.
    »Tut mir leid, daß es für Sie nicht geklappt hat, Nick.«
    »Mir auch. Ich bin ziemlich fertig.«
    »Trotzdem glaube ich, daß Sie sich richtig entschieden haben. Ich weiß, ich kann das leicht sagen. Ich habe keine Geldprobleme. Aber ich kann mir nicht vorstellen, daß Sie sich auf die Dauer mit Dekker Ward hätten arrangieren können.«
    »Und was ist mit Ihnen?«
    Sie lächelte. »Eine sehr unbequeme Frage.«
    »Tut mir leid. Ich hätte nicht fragen sollen.«
    »Ach was, das ist völlig in Ordnung. Ich denke, ich versuche mir immer noch zu beweisen, daß ich der Sache g e wachsen bin. Ich mag einfach nicht aufgeben. Und hin und wieder, an Tagen wie heute zum Beispiel, kommt mir die Arbeit auch sinnvoll vor.«
    »Na dann«, sagte ich und hob das Glas, »viel Glück dabei!«
    »Viel Glück für Sie«, erwiderte sie und hob ebenfalls das Glas. Und dann: »Du wirst mir fehlen.«
    Der Satz blieb zwischen uns hängen. Einen Augenblick sah sie verlegen aus, als hätte sie ihn gern zurückgenommen, doch dann ließ sie ihn stehen, herausfordernd, und blickte

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