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Der Marktmacher

Der Marktmacher

Titel: Der Marktmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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andererseits wollte ich nicht noch einmal etwas mit einem Kollegen anfangen. Deshalb … ich war verwirrt.«
    Es lag mir auf der Zunge, sie zu fragen, ob es an meiner geplanten Kündigung lag, daß wir jetzt hier waren, fand dann aber die Frage unfair. Und das war nun wirklich das letzte, was ich sein wollte.
    »Noch einmal«, hatte sie gesagt. »… noch einmal etwas mit einem Kollegen anfangen.« Was steckte dahinter?
    »Jamie hat mir eine ziemlich merkwürdige Geschichte erzählt«, sagte ich.
    »Das überrascht mich nicht.«
    »Es ging um dich und Eduardo.«
    Isabel warf den Kopf in den Nacken und lachte. »Das hast du doch nicht geglaubt, oder?«
    »Es erschien mir reichlich unwahrscheinlich. Ricardo, das wäre etwas anderes gewesen.«
    Ein Schatten glitt über Isabels Gesicht. Unter normale n U mständen wäre es mir nicht aufgefallen. Doch in unserer Situation …
    »Sag, daß es nicht wahr ist!«
    Ich konnte sehen, daß Isabel es in einem ersten Impuls gern geleugnet hätte. Aber dann wurde ihr klar, daß es zu spät war.
    »Doch.«
    »Oh.«
    »Es hat nicht lange gehalten.«
    »Ich verstehe. Du mußt es mir nicht erzählen. Es geht mich auch überhaupt nichts an.«
    »Nein, so habe ich das nicht gemeint. Ich möchte ja mit jemandem einmal darüber reden können.«
    »Ich bin ganz Ohr.«
    »Es war, kurz nachdem ich bei Dekker Ward angefangen hatte. Ricardo und ich wurden von dem Vorsitzenden einer Bank in São Paulo übers Wochenende zum Skilaufen nach Aspen eingeladen. Ricardo war in großartiger Stimmung. Dekker Ward hatte gerade das beste Jahr in der Geschichte des Unternehmens hinter sich. Unser Gastgeber bestand darauf, daß wir Ski liefen und nicht übers Geschäft spr a chen. Also taten wir, wie uns geheißen. Irgen d wie funkte es zwischen Ricardo und mir. Ich weiß, daß R i cardo alle Menschen beeindruckt, aber ich glaube wir k lich, bei mir war es anders.«
    Sie blickte mich an, um zu sehen, ob ich ihr glaubte. Ich tat es. »Erzähl weiter.«
    »Ich meine, ich war hin und weg. Wahrscheinlich gar nicht so überraschend. Aber er hat mich angeschaut wie … wie du mich anschaust.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ich diesen Vergleich gut finden soll.«
    Sie überhörte meinen Einwurf. »Jedenfalls schliefen wir miteinander, und in den nächsten Monaten unternahmen wir ein paar Dienstreisen zusammen.«
    »Und wie hat Luciana das Ganze aufgenommen?«
    »Sie hat es nie herausgefunden.«
    »Glück für dich. Ich möchte nicht in der Schußlinie stehen, wenn ihr Temperament mit ihr durchgeht.«
    »Aber sie betrügt ihn doch auch. Jeder in der Firma weiß das. Von Ricardo einmal abgesehen. Frag deinen Freund Jamie.«
    Ich runzelte die Stirn.
    »Okay, du hast recht. Ich hätte es nicht tun sollen. Und es wird mir sicherlich nicht noch einmal passieren. Vor a l lem nach dem, was dann kam.«
    »Was ist passiert?«
    »Er hat mich eiskalt abserviert.«
    »Autsch!«
    »Es schmerzt noch immer.« Ich drückte ihr die Hand. »Er sagte, das Ganze sei von Anfang an sein Fehler gewesen. Er sei seiner Frau zum erstenmal untreu geworden. Er setze damit nicht nur seine Ehe, sondern auch seine berufliche Stellung aufs Spiel. Mit einem Mitglied seines Teams zu schlafen, verstoße gegen den Kodex.«
    »Recht hat er.«
    »Du weißt, wie kontrolliert er agiert. Normalerweise gibt es nichts Wichtigeres für ihn als Dekker Ward. Und er philosophiert auch gern über die Bedeutung des Familie n lebens, obwohl er Luciana fast nie zu Gesicht bekommt. Ich glaube, das ist eine Art Fiktion, die er sich geschaffen hat.«
    »Hast du es ihm abgenommen? Daß du sein einziger Fehltritt warst, meine ich?«
    »Ja, obwohl das natürlich genau das ist, was jede unterbelichtete Geliebte glauben möchte. Aber ich denke, in di e sem Fall entspricht es einigermaßen den Tatsachen. Er war wohl wirklich bestürzt darüber, daß ihn seine Selbstkontrolle abhanden gekommen war. Es ist ihm gewiß nicht noch einmal passiert.«
    Ich starrte an die Decke und versuchte, mich mit der Vorstellung einer Beziehung zwischen Isabel und Ricardo auseinanderzusetzen. Ich kann nicht sagen, daß sie mir g e fiel. Sicherlich war da auch Eifersucht mit im Spiel, aber es war weit mehr als nur das. Ricardo sollte eigentlich aus meinem Leben verschwinden, aber statt dessen gewann er einen immer größeren Einfluß.
    »Was habt ihr heute für eine Beziehung?« fragte ich.
    Sie seufzte. »Oh, eine strikt professionelle. Er ist freundlich und behandelt mich genauso wie alle

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