Der Maya-Kalender - die Wahrheit über das größte Rätsel einer Hochkultur
vermuten, dass der Mond mit seinen Phasen zur kalendarischen Zeiteinteilung gewählt wurde, bevor die Sonne dafür Bedeutung erlangte – das lässt sich unabhängig voneinander in vielen steinzeitlichen Kulturen der Welt nachvollziehen. Der Mond ist ja von der Erde aus nicht nur gut sichtbar, sondern eine durchaus singuläre Erscheinung, denn mit dem bloßen Auge betrachtet verändert er als einziger der nächtlichen Himmelskörper unübersehbar sein Aussehen, wenn er seine Phasen durchläuft.
Die ersten Kalender der Menschheit können wir selbst mit den modernsten Methoden nicht mehr aufspüren, denn sie waren virtuell: Das menschliche Gedächtnis unternahm die ersten Anstrengungen zur kalendarischen Zeiteinteilung, die solcherart vorgenommen naturgemäß ihre Grenzen hatte, auch wenn Menschen ohne die uns heute selbstverständlichen Hilfsmittel zum Festhalten von Gedanken zu besseren Gedächtnisleistungen in der Lage waren als wir.
Trotzdem verfügten auch schriftlose Gesellschaften, beispielsweise der Steinzeit, über Kalender in materieller Form – anfangs nicht viel mehr als eine Art Gedächtnisstütze, um den Ablauf der Tage festzuhalten. Forscher haben scheinbar ohne System ausgeführte Kerben auf Knochenstücken und Mammutzähnen, die an steinzeitlichen Fundplätzen in Frankreich, der Ukraine oder Afrika gefunden wurden, als frühe Kalender interpretiert. Der älteste mögliche Beleg für Zeitaufzeichnungen ist gar 77 000 Jahre alt und stammt aus der Blombos-Höhle an der südafrikanischen Kapküste. Zweifelsfrei beweisen lässt sich diese Deutung allerdings nicht, und solche Interpretationen von Knochenfunden sind auf einigen Widerspruch gestoßen; gleichwohl spricht viel dafür, dass da jemand aus klarem Grund einen Tierknochen markierte. Denn die Einkerbungen sind keineswegs wahllos, sondern in Gruppen angeordnet und folgen damit einem System, das mit einiger Plausibilität kalendarisch sein könnte, denn sie entsprechen dem Mondlauf und bezeichnen seine Phasen. Reine Zierde kommt im Fall der Knochenstücke nicht infrage, weil die Einkerbungen nachweislich über einen längeren Zeitraum zustande kamen. Aber außer kalendarischen Zwecken könnten die Knochen ebenso dem Schleifen von Werkzeug gedient haben – oder einem ganz anderen Zweck, der sich uns heute nicht mehr erschließt.
Ein einfacher Kerbkalender, der eine bloße Tagesfolge verzeichnet, ist zur Dokumentation eines kurzen Zeitraums wie einer Schwangerschaft oder des Abstands zwischen der letzten Sammelfruchtreife und dem Wintereinbruch völlig ausreichend – es genügt dafür das simple Verständnis von Tag und Nacht als Zeiteinheit. Anders die Beziehung zwischen Himmelskonstellationen und wiederkehrenden Naturprozessen auf der Erde: Um derartige Zuordnungen herstellen zu können, braucht es genaue Beobachtung über Generationen hinweg, was wiederum einen bestimmten Grad an gesellschaftlicher Komplexität voraussetzt.
Während die Debatte um steinzeitliche Kerbknochen schon angesichts der bescheidenen Größe der Objekte vornehmlich unter Fachleuten geführt wird, reden sich an einem weiteren Beispiel eines möglicherweise uralten Menschheitskalenders bis zum heutigen Tag die Menschen die Köpfe heiß oder füttern Internetforen mit ihren Ansichten, Überzeugungen und Mutmaßungen zum Thema: Es geht um Stonehenge, die größte und rätselhafteste Megalithanlage der Welt. Im Unterschied zu handlichen bearbeiteten Knochenstücken, die ein steinzeitlicher Jäger problemlos mit sich führen konnte, handelt es sich bei dem südenglischen Relikt aus der Jungsteinzeit um eine Immobilie im vorzüglichen Wortsinn.
Während die Baugeschichte der riesigen Megalithkreise in den letzten Jahrzehnten rekonstruiert werden konnte – so wissen wir inzwischen, dass die Anlage über mehrere Tausend Jahre immer wieder ergänzt und umgewidmet wurde −, bleibt der Zweck der enormen Anstrengung ihrer Erbauer rätselhaft. Es muss ein mächtiger Antrieb vorhanden gewesen sein, dieses Monument zu planen und in aufreibender Gemeinschaftsarbeit über viele Generationen zu errichten, standen doch keine nennenswerten Werkzeuge und nur primitivste Transportmöglichkeiten zur Verfügung, um die mehrere Dutzend Tonnen schweren Felsblöcke teils aus großer Entfernung herbeizuschaffen, aufwändig zu bearbeiten und nach einem ausgeklügelten Plan aufzustellen.
Stonehenge könnte astronomischen und kalendarischen Zwecken gedient haben, dafür spricht jedenfalls die
Weitere Kostenlose Bücher