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Der Maya-Kalender - die Wahrheit über das größte Rätsel einer Hochkultur

Titel: Der Maya-Kalender - die Wahrheit über das größte Rätsel einer Hochkultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Hauptachse des Bauwerks, die auf den Stand der Sonne bei Sommeranfang ausgerichtet ist. Der Lauf der Sonne übers Jahr hätte dort Lokalisierungen ermöglicht, die an bestimmte Aspekte geknüpft sind, seien es wiederkehrende Himmelskonstellationen, Wettereinflüsse oder günstige Zeitpunkte für den Ackerbau. Aber wie im Fall der Knocheneinkerbungen lässt sich auch im Falle Stonehenges vielesschlüssig vermuten, ohne dass Beweise den Zweck des Baus zweifelsfrei bestimmen ließen. Zu spärlich sind die Zeugnisse aus dieser Zeit, weshalb eindeutige Einschätzungen schwer zu treffen sind.
    Die sogenannte Neolithische Revolution, also der mehrere Jahrtausende dauernde Übergang von der mobilen zur sesshaften Lebensweise, schuf Bedarf für einen leistungsfähigen Kalender. Sesshaftigkeit bedingte komplexere Lebensverhältnisse und – weil Ackerbau und Viehzucht mehr Menschen ernähren konnten – größere Gemeinschaften, die ihre religiöse Praxis gemeinsam ausübten. Das Verhältnis zur Welt insgesamt wurde dadurch ebenfalls vielfältiger, und ganz allmählich wuchs der Bedarf an verbindlicher Zeitmessung, um Aussaat und Ernte zu planen, sowie an zeitlich gefassten Absprachen, um gemeinschaftliche Aktivitäten zu koordinieren. Geeignete Mitglieder schufen dafür einen Kalender, erzielten Übereinkunft über seine Gültigkeit und führten ihn in beständigem Abgleich mit äußeren Bedingungen: in der irdischen Natur wie in der himmlischen Sternenpracht. Schon wegen seiner religiösen, also heiligen Aufgaben unterlag der Kalender schamanischer oder priesterlicher Autorität. Seine Qualität wurde nicht zuletzt daran gemessen, den religiösen Anforderungen zu entsprechen, sei es die Bestimmung von Fest- oder Opfertagen oder die Vorhersage kommender Ereignisse.
    Mit der Entwicklung komplexerer menschlicher Gemeinschaften in ersten Dörfern, dann Städten und frühen Staatengebilden erhielten die Kalender weitere zivile Aufgaben, ohne ihren religiösen Charakter zu verlieren. Allerdings setzte mit der Sesshaftigkeit der Menschen auch die Entwicklung zur Ungleichheit ein – vorher spielten Besitz und Reichtum als soziales Merkmal kaum eine Rolle; die Jäger-und-Sammler-Gemeinschaften waren egalitär und kannten kaum soziale Unterschiede. Nun aber nahmen menschliche Gesellschaften einen hierarchischen Charakter an, und esbildeten sich erste Staaten heraus. Komplexe Staaten wie Babylonien, China oder Ägypten sowie später das Römische Reich mit ihrer weit entwickelten Verwaltung und Wirtschaft brauchten nicht nur Gesetze, sondern auch einen leistungsfähigen Kalender, um die Staatsgeschäfte und das öffentliche Leben zu regeln. Weil Politik und Religion untrennbar zusammenhingen, war der Kalender nicht nur eine Art religiöses und gesellschaftliches Hilfsmittel, sondern auch ein Instrument politischer Machtausübung: Der babylonische König verfügte Schalttage, Alexander der Große ließ den Kalender nach Belieben anhalten, römische Politiker nutzten die laxen Schaltregelungen zur persönlichen Bereicherung. Als römischer Oberpriester verfügte Caesar ebenso eine Kalenderreform wie anderthalb Jahrtausende später Papst Gregor XIII. als Oberhaupt der römischen Kirche Und die Eroberung eines Großteils der Welt durch das christliche Europa wurde nicht nur mit der Bibel in der einen und einer Waffe in der anderen Hand, sondern auch mit dem Kalender im Sackerl bewerkstelligt.
Vom Kerbholz zur Schlaguhr zur Weltzeit
    Seit den ersten Kerbhölzern hat sich viel verändert – nicht nur beim Kalender als Instrument der Zeitrechnung, sondern auch und unmittelbar damit zusammenhängend beim Verhältnis des Menschen zu seiner Zeit. Durch Jahrhunderte und Jahrtausende hat sich die Zeitwahrnehmung von einer konkret handlungsorientierten zu einer komplexen und vorwiegend abstrakt erfahrenen entwickelt – oder auch vom bedächtig Pfeil an Bogen legenden Steinzeitjäger zum gehetzten Großstadtmenschen des 21. Jahrhunderts. Diese faszinierende Entwicklung der Zeitwahrnehmung wenigstens knapp nachzuvollziehen ist nötig, um die vielfältigen Ausformungen des Zeitverständnisses richtig einordnen zu können,in unserem Fall das der alten Maya. Deren Auffassung von Zeit steht mit ihrem Kalender ebenso in Wechselwirkung, wie es in anderen menschlichen Gesellschaften und Kulturen der Fall ist. Natürlich wirkt nicht allein der Kalender auf die Zeitwahrnehmung einer Gesellschaft, sondern daneben deren weitergehende Strukturierung der Zeit:

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