Der Maya-Kalender - die Wahrheit über das größte Rätsel einer Hochkultur
Abermillionen von Galaxien – darin ist die Erde weniger als ein Sandkorn. Begreifen können wir das alles nur zu einem kleinen Teil, aber wir verlassen uns auf Fähigkeiten und Erkenntnisse unserer Wissenschaftler. Die Größenverhältnisse sind so unermesslich (undbeängstigend), dass wir uns zumeist lieber auf unser bescheidenes Erdendasein konzentrieren. Wir profitieren eher virtuell von den geistigen Errungenschaften Hunderter Generationen und gehen davon aus, dass es für alles eine rationale Erklärung gibt. Was wir selbst nicht verstehen, verstehen Fachleute für uns, und was diese wiederum nicht befriedigend erklären können, betrachten wir dennoch als dereinst zu entschlüsselnd. Auf die Menschen vor vielen Jahrtausenden aber blicken wir vom hohen Ross der Moderne überheblich herab, weil sie »primitive« Vorstellungen vom Wesen der Welt und ihren Zusammenhängen hatten. Nur: Unser Wissen über das Weltall und seine nach Einstein unbegrenzte Endlichkeit, über unser Sonnensystem als einem winzigen Teil davon, die Kenntnis von elliptischen Planetenbahnen und der Erde als einem Planeten unter unzähligen anderen stand früheren Zeiten nicht zur Verfügung. Damals versuchten die Menschen, im Rahmen ihrer Möglichkeiten Erklärungen zu finden für die Welt, die sie umgab, und wie sie sich ihnen darbot.
Die vorzeitlichen Menschen erlebten Welt und Natur als bestimmt vom ewigen Rhythmus von Werden und Vergehen, täglich ablesbar am Wachstum der Pflanzen und dem Vergehen nach der Reife, alljährlich im Frühling von Neuem beginnend. Ebenso erfuhren sie am eigenen Leib den Kreislauf von Geburt, Wachstum, Blüte und Verfall, erlebten die Geburt ihrer Kinder und den Tod ihrer Eltern, eine scheinbar ewige Wiederkehr von Werden und Vergehen einer Familie, eines Stammes. Denselben Kreislauf erkannten sie in den Abläufen am Himmel, die sie so verstanden, wie sie es vom eigenen Leben her gewohnt waren: Die Sonne wurde Tag für Tag wiedergeboren, um des Abends im Versinken zu sterben; der Mond begann als zarte Sichel am Himmel, schwang sich zur kreisrunden Blüte auf, um dann allmählich kleiner werdend zu vergehen und nach ein bis zwei dunklen Neumondnächten wiedergeboren zu werden.
Wenn aber die Sonne am Horizont versank, war nicht nur der Mond zu sehen, sondern die funkelnde Unermesslichkeit des Sternenmeers. Was liest man in den unzähligen glitzernden Lichtlein am Firmament, wenn man von Sonnensystemen, Planetenbahnen, Urknall und schwarzen Löchern nicht einmal eine vage Vorstellung besitzt? Wenn man nicht einmal weiß, dass die Erde eine Kugel ist, die sich um ihre eigene Achse dreht und dabei auf einer Ellipsenbahn die Sonne umrundet? Am Nachthimmel, den der Zeitforscher Julius T. Fraser als »bewegtes Bild der Unendlichkeit« bezeichnet hat, sahen unsere Vorfahren ein zugleich beruhigendes wie beunruhigendes Lichtgewimmel – beruhigend, weil es sich unerschütterlich Nacht für Nacht über uns erstreckt; beunruhigend, weil unverständlich und geheimnisvoll.
In ganz unterschiedlichen Kulturen, zu unterschiedlichen Zeiten und unabhängig voneinander erkannten Menschen in den Gestirnen Götter, und die Himmelskörper wurden – ganz wörtlich – zu den »Stars« astraler Schöpfungsmythen, die sich mitunter erstaunlich ähneln. Manche Eigenschaften, die man mit Himmelskörpern verband, liegen auch so auf der Hand; darunter fallen etwa die bereits genannten Zuordnungen des Mondes zum weiblichen bzw. der Sonne zum männlichen Prinzip.
Der schmerzlichen Wahrnehmung von Vergänglichkeit lässt sich tröstlich mit dem Lauf der Gestirne begegnen, die scheinbar ewig und unerschütterlich ihre Bahnen ziehen oder, wie Sonne und Mond, nach ihrem vermeintlichen Tod mit beruhigender Regelmäßigkeit wiedergeboren werden. Kein Wunder also, wenn der Gang der Gestirne außer mit Naturzyklen und -erscheinungen auch mit dem Bereich des Göttlichen in Zusammenhang gebracht wurde: War nicht dort oben die Quelle königlicher Macht auf Erden zu finden? Kein Wunder auch, dass die Astronomie zur ersten Wissenschaft der Menschheit wurde.
Aber bevor die Naturwissenschaften den Kosmos erheblich entzauberten,suchte man am Nachthimmel nach Erklärungen für die Rätsel der Welt und identifizierte die Sterne mit Gottheiten. Ob Germanen, Slawen oder Kelten, ob Babylonier, Ägypter oder Chinesen, ob die Indianer Nordamerikas oder die Maya Mittelamerikas – sie alle betrachteten Himmelskörper als Götter, die das Leben auf der Erde
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