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Der Medicus von Saragossa

Titel: Der Medicus von Saragossa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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das sonnige Zimmer. Er hatte gemerkt, daß der grauhaarige alte Priester der einzige Mensch in der Burg war, mit dem er unbefangen reden konnte.
    Sie betteten eben den Grafen auf den Diwan, als ein Mann das Zimmer betrat. Jona erkannte in ihm sofort den Mann, den er wenige Stunden zuvor nackt im Gang gesehen hatte.
    »Wo zum Teufel ist sie hin?«
    Ein grober Klotz, dachte Jona. Er hatte kleine, mißmutige Augen in einem runden fleischigen Gesicht, einen kurzgeschnittenen schwarzen Bart und einen schwarzen Haarkranz um einen ansonsten kahlen Schädel. Sein Körper war muskelbepackt, allerdings mit einem Hang zum Fett. Er hatte dicke Finger, seine Hände waren wie die eines Gladiators, jede mit einem protzigen, schweren Ring geschmückt.
    »Wo ist sie?« bellte er.
    »Ich weiß es nicht, Señor.« Jona kannte Padre Sebbo noch nicht sehr lange, aber er merkte an der trockenen, kühlen Stimme des alten Priesters, daß er eine Abneigung hegte gegen diesen Mann, der Jona mit keinem Blick beachtete, sondern sich umdrehte und sie wortlos wieder verließ.
    Gemeinsam hüllten Jona und Padre Sebbo Vasca in eine Decke.
    »Wer war dieser unhöfliche Herr, mit dem wir eben die Ehre hatten?«
    »Das ist Daniel Fidel Tapia«, sagte Padre Sebbo.
    Tapia.
    Wer war Euer Begleiter in dieser Nacht?
    Tapia.
    »Wer ist dieser Tapia?«
    »Ein Kumpan des Grafen Vasca. In letzter Zeit nennt er sich Teilhaber des Grafen.«
    »Und die Frau, nach der er suchte, hat sie keinen Namen?«
    »Er wußte, ich würde verstehen, daß er die Condesa suchte. Sie und Tapia sind ganz besondere Freunde«, sagte Padre Sebbo.
    Manchmal war Vascas Puls voll und schnell, dann wieder war er wie das Huschen eines kleinen, verängstigten Tieres. Padre Guzmán zeigte sich einmal am Tag für ein paar Augenblicke, meist, um dem Grafen ins Gesicht zu sehen und zu bemerken, daß sein Zustand ihm noch schlimmer vorkomme als am Tag zuvor. »Gott sagt mir, daß er stirbt.«
    Warum würde Gott dir das sagen? dachte Jona.
    Er bezweifelte zwar, daß er etwas tun konnte, um das Leben des Grafen zu retten, aber er mußte es weiter versuchen. Die Krankheit, die den Grafen langsam tötete, war nicht besonders selten. In seiner Zeit als Medicus hatte Jona schon mehrere gesehen, die daran litten, einige davon mit verzerrtem Mund und nutzlosen, schlaffen Armen und Beinen. Oft war nur eine Seite des Körpers betroffen, in selteneren Fällen beide. Er hatte keine Ahnung, was diesen Zustand verursachte oder ob es etwas gab, das ihn zu heilen vermochte.
    Irgendwo in der Vielschichtigkeit des menschlichen Körpers muß es etwas geben, das Kraft und Bewegung eines Menschen steuert, dachte er. Vielleicht glich dieses Etwas in Vascas Körper dem geschwärzten, geschädigten Bereich an Nuños Herzen.
    Er wünschte sich, er könnte Graf Vasca nach seinem Tod sezieren.
    »Wie gern hätte ich dich in meiner Scheune in Saragossa!« murmelte er.
    Die Augen, die eben noch geschlossen gewesen waren, öffneten sich nun und sahen ihn an. Jona hätte schwören mögen, daß der Graf verwirrt dreinblickte, und ihm kam ein schrecklicher Verdacht. Es konnte sein, daß Fernán Vasca zumindest manchmal verstand, was um ihn herum vorging.
    Vielleicht aber auch nicht...
    Er verbrachte viel Zeit allein mit seinem Patienten, saß am Bett oder beugte sich über ihn, und er sprach zu ihm, doch ihre Blicke trafen sich nicht wieder. Meistens schien Vasca zu schlafen, sein Atem ging dann langsam und schnarchend, und seine Wangen blähten sich bei jedem Ausatmen. Zweimal täglich kam Padre Sebbo und las laut, aber mit brüchiger, heiserer Stimme aus seinem Andachtsbuch. Oft mußte er innehalten, um sich zu räuspern, denn er litt an einem chronischen Katarrh, und Jona verschrieb ihm Kampferöl, wofür der alte Priester ihm dankte.
    »Ihr müßt Euch ausruhen, solange ich hier bin. Legt Euch ein wenig aufs Ohr, Señor«, drängte ihn Padre Sebbo, und manchmal floh Jona während der langen Gebetssitzungen. Dann wanderte er durch die stillen Räume der Burg, ohne daß ihn jemand daran hinderte, denn sie war riesig und größtenteils verlassen, ein kaltes und düsteres Heim mit vielen Kaminen, in denen kein Feuer brannte. Jona suchte nach den Dingen, die sein Vater für den Grafen angefertigt, die Vasca aber nie bezahlt hatte. Vor allem die goldene Blume mit dem silbernen Stiel hätte er sehr gerne gefunden, um zu sehen, ob sie so schön war wie in seiner Erinnerung.
    Graf Vasca hatte Vorbereitungen für seinen Tod

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