Der Medicus von Saragossa
angrenzende Schlafkammer, eine schwarze Höhle, in der die Lampe des Priesters die Schatten der riesigen Bettstatt träge über die Wände wandern ließ. Die Luft war schwer vom Gestank.
Jona nahm die Lampe und hielt sie dicht an das Gesicht auf dem Bett. Die Augen von Vasca, Graf von Tembleque, schienen an ihm vorbeizustarren. Die linke Seite von Vascas Mund war in einer dauerhaften Hohnfratze nach unten gezogen.
»Ich brauche das Licht.«
Padre Guzmán ging zur Tür und rief barsch, doch Padre Sebbo kam bereits in Begleitung von zwei Männern und einer Frau mit Kerzen und Lampen herbeigeeilt. Nachdem alles zu Jonas Zufriedenheit aufgestellt war und man die Dochte entzündet hatte, war der Graf in Licht getaucht.
Jona beugte sich über das Gesicht. »Graf Vasca«, sagte er. »Ich bin Ramón Callicó, der Medicus von Saragossa.« Die Augen starrten ihn an, die Pupillen ungleich geweitet.
»Wie gesagt, er kann nicht sprechen«, bemerkte Guzmán.
Vasca war mit einem nicht sehr sauberen Laken bedeckt. Als Jona das Tuch zurückschlug, wurde der Gestank noch stärker.
»Sein Rücken ist von Schwären zerfressen«, sagte Padre Guzmán.
Der Körper auf dem Bett war groß, doch Jona drehte ihn mühelos um und seufzte bei dem Anblick, der sich ihm bot, ein Gewirr häßlicher Furunkel, einige davon eitrig.
»Das sind wundgelegene Stellen«, sagte er. Er zeigte auf die Diener, die vor der Tür warteten. »Sie sollen Wasser über dem Feuer erhitzen und zusammen mit sauberen Tüchern unverzüglich hierherbringen.«
Padre Guzmán räusperte sich. »Der letzte Arzt, Carlos Sifrina de Fonseca, hat verboten, den Grafen Vasca zu waschen, damit er nicht die üblen Dämpfe des Wassers aufnehme.«
»Der letzte Arzt, Carlos Sifrina de Fonseca, wurde wahrscheinlich noch nie in seiner eigenen Kacke liegengelassen.« Es war Zeit, das Heft in die Hand zu nehmen, und Jona tat es mit Gelassenheit. »Heißes Wasser in genügender Menge und Seife und weiche Tücher. Ich habe eine Salbe, aber bringt mir Feder und Tinte und Papier, denn ich will unverzüglich aufschreiben, was für andere Mittel und Arzneien ich benötige, und einen Reiter zu Santiago Lopez, den Apotheker von Toledo, schicken. Wenn nötig, soll der Reiter den Apotheker aufwecken.«
Padre Guzmán machte ein gequältes, aber ergebenes Gesicht. Als er sich zum Gehen wandte, hielt Jona ihn zurück. »Bringt mir weiche, dicke Vliese, die wir unter ihm ausbreiten können. Sauber. Außerdem ein frisches Nachthemd und ein sauberes Laken«, sagte er.
Es war spät geworden, als er endlich fertig war und den mageren Körper gewaschen, die Wunden mit Salbe versorgt, die Schaffelle ausgebreitet und die Bettwäsche und das Nachthemd gewechselt hatte.
Als er sich schließlich dem Essen zuwandte, um seinen knurrenden Magen zu füllen, waren es Brot, ein Stück alter und fettiger Hammel und saurer Wein. Danach führte man ihn in eine kleine Kammer mit einem Bett, das nach dem sauren Körpergeruch seines vorigen Benutzers stank, vielleicht Carlos Sifrina de Fonseca, dachte er, bevor er erschöpft einschlief.
Am nächsten Morgen erhielt er zum Frühstück Brot, Schinken und einen besseren Wein, und er labte sich ausführlich an dem Fleisch.
Da es im Zimmer des Patienten nur ein winziges Fenster hoch oben in der Wand gab, drang kaum Morgenlicht herein. Jona ließ die Diener im Audienzsaal ein Lager auf einem Diwan vor einem größeren, sonnendurchfluteten Fenster herrichten und verlegte den Patienten dorthin.
Bei Tageslicht wirkte Vascas Zustand noch beängstigender als am Abend. Muskelschwund hatte beide Hände in einer offenen, überdehnten Haltung erstarren lassen, so daß die Innenseiten der Fingerknöchel den Scheitel des Bogens bildeten. Jona ließ einen Diener zwei kleine Stücke von einem runden Ast absägen, dann schloß er Vascas Hände um das Holz und band sie mit Tüchern fest.
Alle vier Glieder des Mannes wirkten leblos. Als er mit dem stumpfen Rücken eines Skalpells über Vascas Hände, Waden und Füße strich, schien nur auf der rechten Seite ein Rest von Gefühl vorhanden zu sein, aber im Grunde genommen war der ganze Körper von Lähmung befallen. Das einzige, was der Graf noch bewegen konnte, waren die Augen und die Lider. Vasca konnte die Augen öffnen und schließen, und er konnte etwas ansehen oder den Blick abwenden.
Während der Untersuchung suchte Jona seinen Blick und sprach die ganze Zeit zu ihm. »Spürt Ihr dies, Graf Vasca? Oder dies?«
»Habt Ihr
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