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Der Medicus von Saragossa

Titel: Der Medicus von Saragossa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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starb Johann II. von Aragõn, und Ferdinand folgte seinem Vater nach. In den zehn Jahren nach ihrer geheimen Hochzeit hatte das königliche Paar beständig Krieg geführt, hatte Invasionen aus Portugal und Frankreich zurückgeschlagen und Aufstände bekämpft. Nachdem all diese Feldzüge gewonnen waren, konzentrierte man sich auf den Krieg gegen die Mauren.
    In all den Jahren der Kämpfe hatte Abraham Seneor dem königlichen Paar treu gedient, er hatte Geld für das teure Kriegsgeschäft besorgt, ein Steuersystem entwickelt und Ferdinand und Isabella einen Weg gebahnt, der all die politischen und finanziellen Fallgruben der Vereinigung Aragõns und Kastiliens überwand.
    Die Herrscher hatten ihn reich belohnt und ihn zum Rabbi und Obersten Richter der Juden Kastiliens sowie zum Steuereinschätzer aller Juden des Königreiches ernannt. Seit 1488 war er Schatzmeister der Hermandad, einer Miliz, die Ferdinand zur Aufrechterhaltung von Ruhe und Sicherheit in Spanien gegründet hatte.
    Noch bevor nun die Juden aus vielen Teilen des Königreichs Seneor bitten konnten, bei Ferdinand für sie einzutreten, handelte er bereits. Sein erstes Treffen mit dem Monarchen war bestimmt von gegenseitiger Zuneigung und Freundschaft, doch seine Bitte um eine Aufhebung des Vertreibungsbefehls wurde mit einer kühlen Zurückweisung erwidert, die ihn bestürzte.
    Einige Wochen danach bat er um eine zweite Audienz, und diesmal brachte er seinen Schwiegersohn, Rabbi Meir Melamed, mit, der als Ferdinands Schreiber gedient hatte und Oberster Steuereintreiber des Königreichs war. Beide Männer waren vom König zu Rabbis ernannt worden, nicht von ihren Glaubensbrüdern, aber beide hatten sich bereits als erfolgreiche Fürsprecher der Juden bei Hofe hervorgetan. Begleitet wurden sie von Isaak ben Juda Abravanel, der für die Steuereintreibung in den zentralen und südlichen Teilen des Landes verantwortlich war und der der königlichen Kasse enorme Summen geliehen hatte, darunter eineinhalb Millionen Golddukaten zur Finanzierung des Krieges gegen Granada. Die drei Juden brachten noch einmal ihre Bitte vor, wobei sie sich diesmal erboten, neue Mittel für die königliche Kasse aufzubringen, und Abravanel darüber hinaus erklärte, er und seine Brüder würden der Krone gewisse beträchtliche Schulden erlassen, falls das Edikt aufgehoben würde.
    Ferdinand zeigte unverhohlenes Interesse, als das Gespräch auf die angebotenen Summen kam. Die drei Bittsteller hofften auf eine sofortige Entscheidung, damit Torquemada und andere religiöse Eiferer, die jahrelang auf eine Vertreibung der Juden hingearbeitet hatten, keine Gelegenheit zu einer Beeinflussung der Entscheidung bekämen. Doch Ferdinand wollte sich ihre Bitte erst noch einmal durch den Kopf gehen lassen, und als die drei eine Woche später wieder vor den Monarchen traten, beschied ihnen der König, ihre Bitte sei abgelehnt worden. Er habe beschlossen, daß die Vertreibung durchgeführt werde.
    Isabella stand an diesem Tag neben ihrem Gatten, eine finstere, dickliche Frau von durchschnittlichem Körpermaß, aber sehr königlichem Auftreten. Sie hatte herrische, blau grüne Augen und einen winzigen, verkniffenen Mund. Ihr rötlich-blondes Haar, das Schönste an ihr, war bereits von ersten grauen Strähnen durchzogen. Sie machte den Augenblick für die drei Juden noch bitterer, indem sie König Salomo, Sprüche 21,1, zitierte: ›»Wasserbächen gleicht das Herz des Königs in der Hand des Herrn; er leitet es, wohin er nur will. ‹ Glaubt Ihr, dies ist von uns über Euch gekommen? Der Herr hat es dem König ins Herz gelegt«, beschied sie den drei Juden verächtlich, und damit war die Audienz beendet.
    Überall im Königreich traten jüdische Räte zusammen. Man war verzweifelt. In Toledo bemühte sich der Rat der Dreißig, einen neuen Plan zu entwickeln.
    Schließlich ergriff David Mendoza das Wort: »Ich schätze dieses Land sehr. Wenn ich diesen geliebten Ort, in dem meine Vorfahren ruhen, schon verlassen muß, dann möchte ich dorthin gehen, wo ich nie wieder beschuldigt werde, ein Kleinkind ermordet zu haben, um aus seinem zarten Leib Matzen zu machen, oder den Leib Christi durchbohrt, die Jungfrau beleidigt oder die Messe verhöhnt zu haben!«
    »Wir müssen an einen Ort gehen, wo unschuldige Menschen nicht angesteckt werden wie Zunder«, sagte Rabbi Ortega, und alle murmelten zustimmend.
    »Wo mag ein solcher Ort sein?« fragte Jonas Vater. Ein Schweigen entstand. Die Männer starrten

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