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Der Medicus von Saragossa

Titel: Der Medicus von Saragossa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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Gegenleistung das Land verlassen und eintausend Golddukaten sowie einige kostbare Besitztümer aus Gold und Silber mitnehmen.
    Helkias und Aaron hatten weniger Glück, wie die große Mehrheit der Juden, die mit diesem großen Unheil zurechtzukommen suchte. Den meisten Juden wurde erklärt, daß sie weder Gold und Silber noch Geld oder Edelsteine aus dem Königreich mitnehmen dürften. Vom Thron erhielten sie den Rat, sie sollten alles verkaufen, was sie besaßen, und mit dem Erlös Gebrauchsgüter erwerben, die sie wieder verkaufen konnten, wenn sie ihre neue Heimat erreichten. Doch kurz darauf erklärte König Ferdinand, daß in Aragõn wegen angeblich ausstehender Steuerschulden an die Krone ein Teil der jüdischen Ländereien, Häuser und Besitztümer beschlagnahmt würden.
    Die Juden in Toledo beeilten sich nun, ihren Besitz zu verkaufen, bevor ein ähnlicher Schachzug der Monarchen dies unmöglich machte, aber diese Verkäufe waren eine Farce. Ihre christlichen Nachbarn, die wußten, daß die Juden ihren Besitz aufgeben oder ansonsten mit dem Tod rechnen mußten, drückten erbarmungslos die Preise und boten nur wenige Sueldos für Grundstücke, die eigentlich viele Maravedi oder sogar viele Reales wert gewesen wären. Ein Esel oder ein Weinberg wechselte für ein Stück gewöhnlicher Leinwand den Besitzer.
    Aaron Toledano, der für seinen Ziegenhof so gut wie nichts angeboten bekam, wandte sich an seinen älteren Bruder um Rat. »Ich weiß nicht, was ich tun soll«, bekannte er hilflos.
    Helkias war sein Leben lang ein wohlhabender und gefragter Handwerker gewesen, aber die Jahre des großen Unheils waren ausgerechnet in einer Zeit über ihn hereingebrochen, als er sich auch persönlich in einer finanziellen Talsohle befand. Für das Reliquiar hatte er nur einen geringen Vorschuß bekommen. Da es vor der Ablieferung gestohlen worden war, hatte er keine Bezahlung mehr zu erwarten, obwohl er zur Anfertigung des Ziboriums viel Geld für reinstes Gold und Silber ausgegeben hatte. Auch eine Reihe anderer wohlhabender Kunden hielt nun ihre Zahlungen für bereits gelieferte Stücke zurück, weil sie spürten, daß die Ereignisse eine Begleichung der Schuld hinfällig machen würden.
    »Ich weiß auch nicht, was ich tun soll«, gestand er. Er war in einer verzweifelten Lage, doch der Einsatz und das weiche Herz eines alten und treuen Freundes sollten ihn retten.
    Benito Martin war ein Alter Christ, ein Goldschmied, dem aber jenes schöpferische Genie fehlte, das Helkias seinen Ruf als Silberkünstler eingebracht hatte, und so hatte der Großteil von Martins Arbeit ursprünglich aus einfachen Vergoldungen und Reparaturen bestanden. Die beiden waren noch junge Männer gewesen, als Benito entdeckte, daß es in Toledo einen Juden gab, der aus edlen Metallen wundervolle Dinge schuf.
    Er suchte den Juden auf und verbrachte so viel Zeit bei ihm, wie es ging, ohne ihm zur Last zu fallen. Er lernte viel Neues über die Bearbeitung von Gold und Silber, und das Vorbild dieses Meisters spornte ihn an, die Gestaltung seiner eigenen Arbeiten neu zu überdenken.
    Und während Benito Martin so sein Handwerk neu erlernte, lernte er auch einen Menschen kennen.
    Helkias hatte ihn freundlich aufgenommen und zu einem Austausch von beruflichen Fertigkeiten und menschlichen Erfahrungen eingeladen. Aus Benitos Bewunderung war mit der Zeit eine wahre und treue Freundschaft geworden, so tief, daß Martin in besseren Zeiten seine Kinder in die Synagoge geführt hatte, um die Familie Toledano am Pessach-Fest zu besuchen, oder in die Sukka während des Laubhüttenfestes. Seine Tochter Lucia war zu Jonas bester Freundin geworden, und sein Sohn Enrique war Eleasars liebster Spielkamerad.
    Jetzt schämte sich Benito Martin angesichts der in Toledo um sich greifenden Ungerechtigkeit, und eines Abends besuchte er Helkias, um mit ihm einen Spaziergang zu machen. Es war noch so früh, daß sie am Hochufer entlangschlendern und den Einbruch der Nacht betrachten konnten.
    »Dein Haus liegt so wunderbar, und deine Werkstatt ist so sinnvoll angelegt, daß sie gute Ergebnisse geradezu herausfordert. Ich habe schon lange ein Auge auf sie geworfen.«
    Helkias schwieg.
    Als Benito sein Angebot nannte, blieb der Silberschmied stehen.
    »Ich weiß, es ist sehr niedrig, aber...«
    Unter gewöhnlichen Umständen wäre es ein sehr niedriges Angebot gewesen, aber die Umstände waren nicht gewöhnlich. Helkias wußte, daß es alles war, was Benito dafür aufbringen

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