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Der Meister des Drakung-Fu

Titel: Der Meister des Drakung-Fu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Gehm
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Danach sah sie sich um. »Gar nicht übel. Eine eigene Jurte.« Sie fügte schnell hinzu: »Aber natürlich nicht so gut wie Ulan-Vampor.«
    Kerul hatte Nara-Venja nach dem Kampf mit Dirk van Kombast und seinem Knoblauchverpester in die Jurte gezogen und sie mit Heimatwüstensand wiederbelebt.
    »Du bist mir also den ganzen Weg von Ulan-Vampor gefolgt. Du warst das, die ich immer im Nacken gespürt habe«, sagte Kerul.
    Nara-Venja nickte. »Dschingbiss Zhan hat mir aufgetragen, dich nicht aus den Augen zu verlieren. Er sagte, du solltest zwar auf Reisen gehen und geläutert zurückkommen, aber dir dürfte auf keinen Fall etwas passieren, da du einer der besten zukünftigen Drakung-Fu-Meister wärst.«
    Kerul zog die Augenbrauen hoch. »Ich?«
    Nara-Venja deutete mit dem Kopf in die Richtung, in der sich das Haus von Dirk van Kombast befand. »Ich habe mich dort auf dem Dachboden versteckt. War schön muffig und finster dort oben. Aber auch ganz schön langweilig. Immerhin gab es eine winzige Eisenbahn und ein paar Asseln, mit denen ich Zugfahren spielen konnte.« Nara-Venja schlürfte, als sie den letzten Schluck Tee trank. »Und dann habe ich mitbekommen, dass der Menschenkrieger mit der Goldlocke unter mir an irgendeiner Maschine baut. Und dass er das Nachbarhaus beobachtet, genau wie ich. Wie das manchmal gestunken hat! Igitt! Als ich sah, wie er mit diesem rollenden Schlauchhund in den Garten trat, sich im Gebüsch versteckte und dann auf deine Jurte zuging, habe ich eingegriffen.«
    »Danke. Wahrscheinlich hast du mir das Leben gerettet. Oder zumindest ein Koma erspart«, erwiderte Kerul.
    Nara-Venja schüttelte den Kopf. So heftig, dass ihre weißblonden Haarstacheln wackelten. »Du hast mir das Leben gerettet.« Sie schnaufte. »Eine tolle Retterin bin ich. Klappe einfach um wie ein altersschwacher Yak. Wenn Dschingbiss Zhan das erfährt, bekomme ich drei Tage Fernflugverbot.«
    »Das war ja nur wegen der Knoblauchwolke, die aus dem Staubsauger kam«, sagte Kerul. »Die hätte jeden noch so starken Vampgolen umgehauen. Selbst Dschingbiss Zhan wären da die Essstäbchen aus dem Bart gefallen.«
    »Und wieso hat sie dich dann nicht umgehauen?«
    »Na ja.« Kerul kratzte sich an der Nase. »Das ist so ...« Er kratzte sich am Kinn. »Weißt du ...« Er kratzte sich am Bauch. »Äh ...«
    Was sollte Kerul Nara-Venja jetzt erzählen? Sie war eine der besten Drakung-Fu-Kämpferinnen ihres Jahrgangs. Und sie war eine Vollblutvampgolin. Ihre Welt war klar aufgeteilt zwischen Gefährten (Vampgolen und andere Vampire) und Nahrung (Tiere, Menschen, bluthaltige Außerirdische). Für Halbvampire wie ihn war darin ganz sicher kein Platz.
    Er könnte behaupten, er hätte Schnupfen. Oder er hätte Nasenstöpsel getragen. Oder er hätte die Knoblauchwolke mit der bloßen Kraft des Willens eines Drakung-Fu-Meisters abgewehrt.
    Aber Nara-Venja war auch kein Mädchen, das mit Drakipuppen spielte. Sie war kein Mädchen, dem man Märchen auftischen konnte.
    »Was ist?« Nara-Venja lehnte sich über den Teppich zu Kerul und fragte leise: »Hast du einen Weg gefunden, wie man den Knoblauch als Vampgole abwehren kann? Hast du vielleicht eine Gegenwolke ausgestoßen?«
    »Nein. Leider nicht.«
    Nara-Venja runzelte die Stirn. »Aber du hast mitten in der Knoblauchwolke gestanden und noch nicht einmal geschwankt. Wieso?«
    Kerul fuhr sich mit der Zunge über die Eckzähne. Er sah Nara-Venja fest in die Augen, holte tief Luft und sagte: »Weil ich kein Vampgole bin.«
    »Hä?«
    »Also zumindest kein richtiger.«
    »Hää?«
    »Nur ein halber.«
    »Häää?«
    Bei jedem ›Hä‹ hatte Nara-Venja die Augen weiter aufgerissen. Kerul hatte Angst, sie würden jeden Moment herausfallen. »Ich bin ein Halbvampgole. Ein Halbvampir sozusagen. Halb Mensch, halb Vampir.«
    Kerul sah, wie sein Gegenüber nach Luft schnappte, doch er ließ Nara-Venja nicht zu Wort kommen. »Meine Mutter ist eine Vampgolin und mein Vater ist wahrscheinlich ein Mensch. Deswegen habe ich keinen Heißhunger auf Blut, deswegen macht mir Knoblauch kaum was aus, deswegen vertrage ich auch etwas Sonnenlicht. Hier«, sagte er und hielt ihr eine Papierrolle entgegen. »Ich habe den Test erfolgreich bestanden. Ich bin ein zertifizierter Halbvampir.«
    Nara-Venja starrte Kerul an, dann auf die Papierrolle, dann wieder zu Kerul. »Ich glaube, du bist nicht geläutert, sondern total belämmert.«
    Kerul zuckte mit den Schultern. »Das kann man sich wahrscheinlich besser

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