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Der Meister des Drakung-Fu

Titel: Der Meister des Drakung-Fu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Gehm
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vorstellen.«
    »Ein Halbvampir.« Nara-Venja verzog angewidert das Gesicht. »So etwas gibt es gar nicht.«
    »Ich bin nicht der Einzige. Silvania und Daka, meine Gastgeber, sind auch Halbvampire. Deswegen haben wir uns im VampirVZ als virtuelle Zwillinge gefunden.«
    Nara-Venja blieb der Mund offen stehen. Vier spitze Eckzähne blitzten in der Jurte auf. »Es gibt noch mehr Vampire, die so belämmert sind, dass sie denken, sie wären Halbvampire?«
    »Wir sind Halbvampire. Du musst mir glauben«, beschwor Kerul sie.
    »Aber ... aber ... aber ein halber Vampir, das ist ja so was wie ein Elefant ohne Rüssel. Das ist ja ... schrecklich!«

Heimweh
    N achdem Nara-Venja die anderen Elefanten ohne Rüssel beziehungsweise die Halbvampire Daka und Silvania kennengelernt hatte, glaubte sie zumindest, dass es halbe Vampire wirklich gab und Kerul nicht nur halb durchgedreht war.
    Nachdem sie zwei Tage und Nächte mit ihnen verbracht hatte, fand sie die Halbvampire gar nicht mehr soooo schrecklich. Na gut, ihre Eckzähne waren mickrig, sie aßen ekelhaftes Zeug und sie waren mit Mahlzeiten befreundet. Das war immer noch schrecklich genug. Aber Nara-Venja sah ihnen durch eine Ritze in der Jurtenwand auch mit Neid dabei zu, wie sie am hellerlichten Tag ohne Probleme und ohne tropfende Eckzähne durch eine Welt voller leckerer, gut durchbluteter Mahlzeiten liefen. Selbst sie musste zugeben: Ein Dasein als Halbvampir hatte Vorteile.
    Ihr fiel es jedenfalls sehr schwer, nicht auf ihren grünen Anzug zu sabbern, wenn die Zwillingsschwestern Besuch von Helene und Ludo bekamen. Die beiden waren wirklich zum Anbeißen und rochen unwiderstehlich.
    Sie bewunderte Herrn Tepes dafür, wie gut er sich zusammenreißen konnte und mit Helene und Ludo ganz normal redete, statt ihnen an den Hals zu fallen und sie bis auf den letzten Tropfen auszusaugen.
    Er behandelte sie fast, als wären sie normale Vampire und keine Lebensmittel. Herr Tepes musste einen sehr starken Willen und eine perfekte Selbstbeherrschung haben. Er wäre ein großartiger Drakung-Fu-Meister. Fliegen konnte er schon wie einer, fand Nara-Venja. Überhaupt, er war ein Prachtvampir.
    Allerdings musste auch Herr Tepes seine schwachen Momente haben. Schließlich hatte er sich in einen Menschen verliebt.
    War es Keruls Mutter ähnlich ergangen? Hatte sie sich in einen Menschen verliebt? Und wenn ja, was konnte Kerul dann dafür? Im Gegensatz zu Herrn Tepes hatte Keruls Mutter sich nie getraut, zu ihrer ungewöhnlichen Liebe zu stehen. Vielleicht, überlegte Nara-Venja, war das im traditionalistischen Ulan-Vampor auch viel schwieriger. Noch nicht einmal Kerul, ihrem eigenen Sohn, hatte sie etwas von seinem menschlichen Vater gesagt.
    »Du musst dir ja wirklich wie ein Außerirdischer in Ulan-Vampor vorgekommen sein«, sagte Nara-Venja und steckte sich eine Blattlaus in den Mund.
    »Wie ein Außerirdischer, der gar nicht wusste, dass er ein Außerirdischer ist«, erwiderte Kerul. Er hing kopfüber am Ast gegenüber von Nara-Venja.
    »Aber jetzt hast du deinen Heimatplaneten gefunden«, sagte Silvania. Sie saß neben Ludo auf einem der unteren Äste.
    Kerul nickte zögernd. »Ich bin wirklich froh, dass ich zu euch geflogen bin. Ihr habt mich aufgenommen, als wäre ich euer echter Zwilling und nicht nur ein virtueller.« Er sah von Silvania zu Daka, die auf der anderen Baumseite kopfüber an einem Ast hing. Neben ihr hing Helene. Auch kopfüber. Es sah nicht sehr entspannt aus. »Aber obwohl ich mich in Ulan-Vampor oft einsam gefühlt habe, obwohl ich Nasenaffe genannt wurde und obwohl ich den Yak von Bajar noch immer nicht aussaugen würde, möchte ich zurück.«
    »Heimweh.« Daka nickte. »Kenn ich.«
    »Gefällt es dir in unserer Reihenhaussiedlung nicht?« Silvania deutete auf die Häuser, die sich nur ein paar Meter entfernt schwarz vom dunkelblauen Abendhimmel abhoben.
    »Schon«, erwiderte Kerul. »Trotzdem vermisse ich die mongolische Steppe, die endlose Weite, das Röhren der Maralhirsche und das Grunzen der Yaks. Und das leise Schnarchen meiner Mutter neben mir in der Jurte.«
    »Also fliegst du zurück?«, fragte Helene. Sie klammerte sich mit den Armen am Ast fest und ihr Kopf war knallrot.
    »Ich kann nicht zurück.« Kerul sah traurig vor sich hin. »Die Bewohner von Ulan-Vampor sind sehr traditionsbewusst und von Halbvampiren haben sie noch nie etwas gehört.«
    »Stimmt«, kam es von Nara-Venja.
    »Würde ich zurückkehren und verkünden, dass ich halb Vampgole und

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